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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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nicht im geringsten überrascht.
    »Woher wissen Sie das?« Ich bin überrascht.
    »Nur so geht es. Das Kamioka-Labor in Japan liegt in einer alten Zinnmine, Sudbury in Ontario in einer Kupfermine. Wissen Sie, was es kostet, ein Loch zu graben, das so tief ist? Und dann noch die Statik zu testen? Wenn Sie keine alte Mine finden, müssen Sie zwei bis zehn Jahre zu diesem Projekt dazurechnen. Plus Milliarden von Dollars.«
    »Warum muß man denn überhaupt so tief nach unten gehen?« mischt sich Viv ein.
    Die Frage empört Minsky beinahe. »Das ist die einzige Möglichkeit, die Experimente vor kosmischen Strahlen abzuschirmen.«
    »Kosmische Strahlen?« frage ich skeptisch.
    »Die Erde wird pausenlos davon bombardiert.«
    »Und was sind kosmische Strahlen?«
    »Das hört sich gewiß ein wenig nach Science Fiction an«, gibt Minsky zu. »Sie müssen es sich so vorstellen: Wenn man in einem Flugzeug von der Ostküste an die Westküste fliegt, ist das etwa so, als hätten Sie sich zweimal Ihre Brust röntgen lassen. Selbst jetzt baden wir in allen möglichen Partikeln. Warum verlegt man seine Forschungen also unter die Erde? Dort gibt es kein Hintergrundrauschen. Hier oben strahlt sogar das Zifferblatt Ihrer Armbanduhr Radium aus. Selbst mit der besten Abschirmung treten überall Interferenzen auf. Es würde dem Versuch entsprechen, während eines Erdbebens eine Herzoperation durchzuführen. Unter der Erdoberfläche sind diese radioaktiven Störungen ausgeschlossen. Deshalb ist das einer der wenigen Orte, an denen Neutrinos überhaupt nachweisbar sind.«
    »Daß sich dieses Labor sich unter der Erde befindet...«
    »... ist quasi eine Notwendigkeit«, beendet Minsky meinen Satz. »Nur dort kann man so etwas durchführen. Ohne die Mine gäbe es kein Projekt.«
    Viv sieht mich an. Zum ersten Mal seit drei Tagen ergibt das Bild endlich einen Sinn. Wir haben die ganze Zeit angenommen, sie wollten in der Mine ihr Projekt verstecken. In Wahrheit brauchten sie die Mine, um das Projekt überhaupt durchzuführen. Deshalb mußte Matthew die Mine in den Haushaltsplan schmuggeln. Ohne Mine hatten sie gar nichts.
    »Entscheidend ist natürlich, was sie da unten machen«, meint Minsky. »Haben Sie einen Plan?«
    »Leider befindet sich der Plan noch beim Kongreßabgeordneten.« Ich wittere einen Ausweg. »Allerdings erinnere ich mich an das meiste. Sie haben eine riesige Metallkugel, die mit Fotozellen vollgestopft war ...«
    »Ein Neutrino-Detektor«, erklärt Minsky. »Man füllt den Tank mit schwerem Wasser, um damit die Neutrinos zu verlangsamen und sie so nachzuweisen. Das Problem ist nur, daß Neutrinos fliegen und mit anderen Partikeln interagieren. Sie wechseln von einer Identität zur anderen. Es ist wie die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Deshalb sind sie so schwer nachzuweisen.«
    »Also dienen die Fotozellen nur Beobachtungszwek-ken?«
    »Stellen Sie es sich wie ein großes, geschlossenes Mikroskop vor. Ein sehr kostspieliges Mikroskop. Davon existieren in der ganzen Welt nur sehr wenige.«
    »Was ist mit dem Magneten?«
    »Welchem Magneten?«
    »In einem schmalen Korridor war ein gewaltiger Magnet aufgebaut, und an der Wand liefen lange Metallrohre entlang.«
    »Die haben da unten einen Teilchenbeschleuniger?« Minsky ist sichtlich verwirrt.
    »Keine Ahnung. Es gab nur noch eine große Kiste, auf der Jüngsten stand.«
    »Ein Tungsten-Block. Das deutet eindeutig auf einen Beschleuniger hin. Aber ...« Er verstummt und bleibt ungewöhnlich schweigsam.
    »Was? Was stimmt damit nicht?«
    »Eigentlich nichts. Doch wenn man einen Detektor einsetzt, benutzt man für gewöhnlich keinen Beschleuniger. Der Lärm des einen würde den anderen stören.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Bei den Neutrinos wird so viel geforscht, daß keiner etwas sicher weiß, aber bis jetzt gilt, daß man entweder die Existenz von Neutrinos studiert oder ihre Bewegungen.«
    »Was passiert, wenn man einen Detektor und einen Beschleuniger zusammenbringt?«
    »Das weiß ich nicht«, erwidert Minsky. »Ich habe von so etwas noch nie gehört.«
    »Und wenn doch? Was wäre eine mögliche Anwendung?«
    »Intellektuell oder ...?«
    »Warum sollte die Regierung oder das Militär so etwas tun?« Vivs jugendliche Unbekümmertheit führt sie ohne Umwege zum entscheidenden Punkt. Minsky ist sichtlich erschüttert. Er weiß, was passiert, wenn die Wissenschaft der Regierung in die Klauen fällt.
    »Es gibt sicherlich einige mögliche Anwendungen für die

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