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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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arbeitete.
    »Alles erledigt«, sagte Janos, als er sich bückte und den Stein aus dem Wagen zog.
    »Wohin gehen Sie jetzt?«
    Janos wischte sich die Hand und schaute auf die Zimmernummer neben Harris' Namen. »Russell Building. Raum 427.«

9. KAPITEL
    Harris
    »Alles klar?«
    »Harris, sind Sie sicher, daß dies hier richtig ist?« fragt mich Senator Stevens.
    »Absolut«, antworte ich und studiere die Telefonliste selbst. »Edward, nicht Ed, Gursten ... Seine Frau heißt Catherine. Aus River Hills. Der Name des Sohns lautet Dondi.«
    »Dondi?«
    »Dondi«, wiederhole ich. »Sie haben Edward letztes Jahr auf einem Business-Flug kennengelernt.«
    »Und er ist ein stolzer Amerikaner?«
    Stolzer Amerikaner ist das Codewort des Senators für einen Gönner, der mehr als zehn Riesen spendiert.
    »Außerordentlich stolz«, erkläre ich. »Sind Sie bereit?«
    Stevens nickt.
    Ich wähle die letzte Nummer und nehme den Hörer ab. Wäre ich neu im Geschäft, würde ich sagen: Hi, Mr. Gursten, ich bin Harris Sandler ... Senator Stevens'Bürochef. Ich habe den Senator für Sie hier in der Leitung ... Stattdessen reiche ich den Hörer an den Senator weiter, sobald Gursten abnimmt. Das bedarf perfekten Timings, und es ist ein wundervoller Trick. Der Spender denkt, der Senator selbst habe angerufen. Dann kommen sie sich sofort vor wie alte Kumpel.
    Während Stevens sich vorstellt, stecke ich mir ein Stück Hamachi in den Mund. Sushi und Sponsorenwerbung, ein typischer Stevens-Lunch.
    »Also Ed«, singt Stevens, während ich den Kopf schüttele. »Wo waren Sie auf meinem letzten Dutzend Flügen? Sitzen Sie etwa wieder auf den billigen Plätzen?« Der Druck ist ein bißchen raus, aber er wirkt immer noch traumhaft. Persönliche Anrufe von einem Senator treffen immer ins Schwarze. Soll heißen, in die Brieftasche.
    »Sie waren hier? In Washington?« fragt Stevens. »Wenn Sie das nächste Mal hier sind, sollten Sie mich anrufen. Dann können wir uns vielleicht zum Lunch treffen ...«
    Die Übersetzung lautet: Wir werden nie und nimmer zusammen essen. Wenn du richtig Glück hast, Mann, kriegst du mich fünf Minuten zu sehen. Solltest du jedoch deine Spende dieses Jahr nicht rüberschieben, speise ich dich mit einem höheren Mitarbeiter ab und schenke dir Karten für die Galerie.
    »... wir schleusen Sie direkt ins Capitol, ohne daß Sie lange Schlange stehen müssen.«
    Mein B üro schickt Ihnen einen Assistenten, der Sie auf genau dieselbe Tour mitnimmt, die auch die Öffentlichkeit kriegt, aber Sie fühlen sich so viel bedeutender.
    »Ich meine, wir müssen uns doch um unsere Freunde kümmern, hab ich recht?«
    Wie w är's, wenn du uns mit etwas Kleingeld aushilfst, Pfeffersack?
    Als Stevens auflegt, hat er eine mündliche Zusage von Ed über fünfzehn Riesen in der Tasche. Ich schiebe dem Senator ein paar Gelbschwänze rüber und wähle die nächste Nummer.
    Noch vor Jahren kam der größte Teil des politischen Geldes von einigen einflußreichen WASPs, die man auf Dinnerpartys in geschmackvoll eingerichteten Zweitheimen getroffen hat. Heutzutage fließt es aus einer eifersüchtig gehüteten Telefonliste in einem in kaltes Neonlicht gebadeten Raum über einem Sushi-Restaurant an der Massachusetts Avenue. In dem Büro stehen drei Schreibtische, zwei Computer, und es hat zehn Amtsleitungen. Altes Geld gegen modernes Marketing. Eine nicht mal annähernd ebenbürtige Konkurrenz. Es gibt keinen Kongreßabgeordneten auf dem Hügel, der nicht solche Anrufe tätigt. Einige telefonieren drei Stunden täglich, andere drei Stunden pro Woche. Stevens gehört zu ersteren. Er liebt seinen Job und die damit verbundenen Privilegien, und er will sie nicht verlieren. Das ist die erste Regel der Politik. Du kannst alles tun, was du willst, aber wenn du nicht das nötige Geld zusammenkratzt, machst du es nicht lange.
    »Wer ist der nächste?« will Stevens wissen.
    »Virginia Rae Morrison. Sie kennen sie aus Green Bay.«
    »Sind wir zusammen zur Schule gegangen?«
    »Sie war Ihre Nachbarin. Als Sie neun Jahre alt waren«, lese ich von dem Blatt ab. Bei der Beschaffung von Spendengeldern darf man laut Bundesgesetz die Anrufe nicht aus seinem Regierungsbüro oder von einem Regierungstelefon aus tätigen. Deshalb verlassen kurz vor den Wahlen jeden Tag viele Kongreßabgeordnete das Capitol und erledigen ihre Anrufe von woanders. Der durchschnittliche Abgeordnete geht drei Blocks weiter zu den Telefonräumen in den Hauptquartieren der Republikaner und

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