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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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»Der Philosophie-Club trifft sich hier gegen sieben Uhr abends. Ich rechne mit zwölf Mitgliedern, die allesamt die zehn Seiten gelesen haben werden, die Sie mir mit der Post geschickt haben. Ich habe zwei Kopien anfertigen lassen und die Teilnehmer gebeten, sie an einem Tag zu lesen und anschließend an die anderen weiterzureichen. Und am Nachmittag habe ich ein Geschenk vom Philosophie-Club für Sie, das Sie bestimmt nicht ablehnen werden. Ich habe bei zwei Buchhändlern einige interessante Bände entdeckt – bei Abraham de Wees und Lubbert Meyndertsz – und werde Sie begleiten, damit Sie aus verschiedenen durchaus schmackhaften Menüs das geeignetste für sich heraussuchen können: Vergil, Hobbes, Euklid oder Cicero.«
    Dieses Angebot lehnte Bento nicht ab; seine Augen leuchteten sogar auf. »Simon, ich danke Ihnen. Sie sind zu großzügig.«
    Ja, Bento hatte tatsächlich eine Schwäche, und Simon hatte sie entdeckt. Bento liebte Bücher – nicht nur zum Lesen, sondern auch deren Besitz. Obwohl er alle anderen Geschenke immer höflich zurückwies, konnte er einem wertvollen Buch nicht widerstehen, und Simon und viele der anderen Kollegianten stellten nach und nach eine schöne Bibliothek für ihn zusammen, die das große Bücherregal an einer Wand seines Wohnzimmers in Rijnsburg inzwischen fast ausfüllte. Manchmal, wenn Bento in der Nacht nicht schlafen konnte, ging er an sein Regal, und eine wohlige Wärme durchströmte ihn, wenn er die Bücher betrachtete. Manchmal sortierte er sie um, manchmal nach Größe, manchmal nach der Thematik oder einfach nach dem Alphabet, und manchmal atmete er nur den Duft der Bücher ein oder nahm sie in den Arm, fühlte ihr Gewicht oder schwelgte in dem haptischen Gefühl der vielen verschiedenen Einbände unter seiner Handfläche.
    »Aber bevor wir die Bücher einkaufen«, fuhr Simon fort, »gibt es eine Überraschung. Ein Besucher! Ich hoffe, er wird Ihnen willkommen sein. Hier, lesen Sie diesen Brief, der vergangene Woche eintraf.«
    Bento öffnete einen Brief, der eng aufgerollt und mit Bindfaden verschnürt war. Die erste Zeile war auf Portugiesisch geschrieben, und Bento erkannte Francos Handschrift sofort wieder.
    »Mein lieber Freund, es ist schon viel zu lange her.« An dieser Stelle schwenkte der Brief zu Bentos größtem Erstaunen in ein ausgezeichnetes Hebräisch um. »Ich habe vieles mit Ihnen zu besprechen. Dazu gehört vor allem, dass ich inzwischen ein ernsthafter Student und außerdem Vater geworden bin. Ich hüte mich davor, zu viel zu schreiben, und hoffe nur, dass Ihr Freund eine Möglichkeit findet, dass wir uns treffen können.«
    »Wann ist das angekommen, Simon?«
    »Ungefähr vor einer Woche. Der Überbringer war ein Ausbund an Heimlichtuerei: Kaum hatte ich die Tür geöffnet, schlüpfte er auch schon herein. Er übergab mir sofort den Brief, und nachdem er die Tür abermals einen Spalt breit geöffnet und vorsichtig einen Blick nach rechts und links auf die Straße geworfen hatte, um sich zu vergewissern, dass er nicht gesehen wurde, schlüpfte er ebenso schnell wieder hinaus. Er hinterließ keinen Namen, sagte aber, Sie hätten ihm gesagt, er könne mich als Kontaktperson benutzen. Ich vermute, es ist der Mann, der Ihnen nach dem Mordversuch so sehr geholfen hat?«
    »Ja, er heißt Franco, aber selbst das muss geheim bleiben. Er geht ein hohes Risiko ein – denken Sie daran, dass die Exkommunikation es einem jedem Juden ausdrücklich verbietet, mit mir zu sprechen. Er ist meine einzige Verbindung zur Vergangenheit, und Sie sind meine einzige Verbindung zu ihm. Ich würde ihn sehr gerne treffen.«
    »Gut. Ich nahm mir bereits die Freiheit, ihm zu berichten, dass Sie heute in Amsterdam wären, und seine Augen strahlten so sehr, dass ich ihm spontan vorschlug, morgen Vormittag herzukommen, um Sie zu sehen.«
    »Was hat er geantwortet?«
    »Er sagte, es gebe Hindernisse, aber er täte alles Menschenmögliche, um irgendwann vor Mittag zu kommen.«
    »Danke, Simon.«
    Am folgenden Morgen schallte lautes Klopfen an der Tür durch das Haus. Als Simon öffnete, schlüpfte Franco in einem Umhang und mit einer Kapuze, die seinen Kopf und fast sein ganzes Gesicht verhüllte, ins Haus. Simon führte ihn zu Bento, der im vorderen Salon mit Blick auf den Kanal wartete, und ließ die beiden dann diskret allein. Franco strahlte, packte Bento mit beiden Händen an der Schulter und rief: »Ach, Bento, was für ein Segen, Sie wiederzusehen.«
    »Und auch für mich ist

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