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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Smith. Unsere Fracht ist von besonderer Art. Stellen Sie sich einmal vor, daß Ihnen irgendwer, während die ›City of Frisco‹ etwa den Culebra-Durchstich passiert, die Bodenventile aufschraubte. Mit achttausend Tonnen Stahl im Bauch würde Ihr Schiff wie ein Stein wegsacken, und der Kanal wäre auf Wochen blockiert.«
    Kapitän Smith machte eine abweisende Handbewegung.
    »Nonsens, Mr. Scott! Wer hätte ein Interesse daran, das zu tun?«
    Ingenieur Scott zuckte die Achseln.
    »Weiß ich nicht, Kapitän. Jedenfalls sehen Sie, daß wir sicherzugehen wünschen.«
    Die Verlesung war zu Ende, prüfend überblickte MacLane die Musterrolle. Zwei Namen waren auf ihr, die keinen Strich hatten. Er wies sie dem Ersten Offizier.
    »Was sind das für Leute, Mr. Stanley? Sie haben sich nicht gemeldet.«
    George Stanley warf einen Blick auf die Namen.
    »Zwei Mann von der dritten Heizerwache, Sir.«
    »Lassen Sie sie sofort suchen und auf Deck bringen!«
    »All right, Sir!« Mit mehreren Maschinisten begab sich Stanley nach unten, um die Fehlenden zu holen. Geduldig ging MacLane mit dem Offizier der »Vermont« auf dem Vorderdeck hin und her. Ein Gespräch schien zwischen beiden im Gange zu sein, das immer eifriger wurde, je weiter die Zeit vorrückte. Doch es wurde so leise geführt, daß weder Kapitän Smith noch Ingenieur Scott ein Wort davon zu erhaschen vermochte.
    Eine Viertelstunde verstrich und noch eine zweite. Da endlieh erschien Stanley mit seinen Leuten wieder auf Deck. Sie brachten die Vermißten, die sie erst nach langem Suchen im achteren Ankerbunker zwischen den Gliedern der großen Ankerkette aufgestöbert hatten. Die Spuren ihres letzten Aufenthaltsortes waren an den beiden Heizern noch deutlich zu bemerken. Über und über mit Staub und Kettenschmiere beschmutzt, glichen sie mehr Negern als Weißen.
    »Erst mal Wasser her und den Kerlen die Visagen gewaschen!« befahl MacLane.
    Grinsend brachte der Bootsmann der »City of Frisco« einen Eimer mit heißem Sodawasser und einen mächtigen Pferdeschwamm heran und besorgte die Reinigung mehr gründlich als schonend. Die Schmiere ging schließlich ab, aber die Gesichter der beiden Delinquenten wurden dabei nicht völlig weiß. Sie behielten einen gelblichen Schimmer, und deutlich wurde erkennbar, daß man es hier zum mindesten mit ostasiatischem Halbblut zu tun hatte.
    Noch einmal verlas MacLane die Namen der beiden aus der Musterrolle. Es waren gute englische Namen, und er verlas sie auch zum zweiten und zum dritten Male. Aber mochten die beiden Heizer noch durch die rauhe Waschung des Bootsmannes verwirrt sein, mochte irgendein anderer Grund vorliegen, es dauerte lange, bis sie darauf antworteten. Längere Zeit jedenfalls, als ein normaler Mensch nötig hat, um sich auf seinen Namen zu besinnen.
    Ein Blickwechsel zwischen MacLane und dem Offizier vom Kreuzer »Vermont« und ein kurzer Befehl des letzteren an seine Leute.
    Vier Matrosen traten vor, nahmen die beiden verdächtigen Heizer in die Mitte und fuhren mit ihnen zur »Vermont« hinüber.
    Kapitän Smith wollte aufbegehren und dagegen protestieren, daß man ihm zwei Heizer wegnahm, die er für die Bedienung seiner Kessel brauchte, aber Ingenieur Scott hielt ihn zurück.
    »Seien Sie froh, Kapitän, daß Sie die beiden Galgenvögel loswerden. Denen könnte man es schon zutrauen, daß sie die ›City of Frisco‹ mitten im Kanal versacken lassen.«
    »Aber zum Teufel noch mal, die Kerle fehlen mir vor den Feuern!« fluchte Kapitän Smith.
    »Regen Sie sich nicht auf, Kapitän! In Gatun treibt sich genug heuerloses Volk herum. Da können Sie leicht ein paar Neue anmustern.«
    Jetzt endlich – die »City of Frisco« lag bereits eine gute Stunde vor Colon – gab MacLane dem Lotsen die Erlaubnis zur Weiterfahrt. Langsam setzte das Schiff sich wieder in Bewegung und steuerte auf Gatun zu. Dicht hinter ihr folgte die »Vermont«. Der Kreuzer hatte anscheinend auch Geschäfte im Pazifik vor.
    Die weitere Fahrt verlief ohne besondere Zwischenfälle. Während die »City of Frisco« durch die Schleusentreppe bei Gatun in die Höhe geschleust wurde, glückte es Kapitän Smith, Ersatz für seine beiden verlorenen Heizer zu bekommen.
    Der große Gatun-See und der Bergdurchstich bei Culebra wurden passiert, und bei Miraflores stieg das Schiff durch die andere Schleusentreppe wieder zum Niveau des Weltmeeres hinab. Ein kurzer Aufenthalt noch im Hafen von Balboa, wo die »City of Frisco« die Ölbunker für die lange

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