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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Siebenhundertfünfzig Kronen hatte Edvard nach Hause gebracht, und Viola hatte einen ganzen Nachmittag lang nur noch gelacht.
    Die alte Frau wußte nicht, was sie denken sollte, als sie Ann Lindell dort wie ein schmachtendes Huhn sitzen sah. An der gleichen Stelle hatte sie selber oft genug gesessen. Es war ein guter Platz zum Warten.
    Eines wußte sie: Die Zeit mit Edvard als Mieter – es waren zwei gute Jahre gewesen. Sie verstanden sich, er erleichterte ihr das Leben, ging einkaufen, kümmerte sich um alles Praktische, gab ihrem Leben in den letzten Jahren, die sie noch zu leben hatte, einen Sinn. Sogar Victor schaute öfter vorbei, seit Edvard da war. Es kam mehr Leben ins Haus. Sie liebte es, ihn morgens rumoren zu hören, seine Schritte auf der Treppe, wenn er Brennholz brachte oder wenn er die Uhr im Wohnzimmer aufzog.
    Sie hatte Edvard als Erben eingesetzt. Er würde alles bekommen, bis auf die Uhr, die eine Nichte zweiten Grades aus Stockholm haben sollte. Vielleicht hatte sie ihr Testament ursprünglich mit dem Hintergedanken gemacht, ihn auf der Insel festzuhalten, aber je mehr Zeit verging und je besser sie ihren Mieter kennenlernte, desto mehr beruhte ihre Großzügigkeit auf reiner Fürsorglichkeit und Liebe. Er war der Mann geworden, den sie nie bekommen hatte, der Sohn, den Victor ihr hätte schenken sollen.
    Ann Lindell bedrohte das alles, seit sie das erste Mal über die Schwelle getreten war. Sie hatte für Unruhe gesorgt und an ihm gezerrt, wollte ihn bewegen, in die Nähe von Uppsala zu ziehen.
    Als Lindell nach Weihnachten für immer zu verschwinden schien, hatte Viola dies nicht ohne Genugtuung wahrgenommen. Jetzt saß sie wieder da, an das Hühnerhaus gelehnt, mit ihrem jungen, schönen Körper. Wie sollte Edvard ihr widerstehen können? Dennoch konnte sie die Polizistin nicht verabscheuen. Sie hatte gesehen, welch einen positiven Einfluß Lindell trotz allem auf Edvard ausübte. Er war fröhlicher geworden, offener. Und davon hatte auch sie profitiert. Vielleicht konnte Lindell ja auf die Insel ziehen?
    Viola beobachtete, wie sie einen Stein nach dem anderen fallen ließ, und konnte sich denken, was in ihrem Kopf vorging. Edvard hatte sie eingeladen, und sie hatte die Einladung angenommen, und das reichte als Antwort auf die Frage, woran sie dachte. Sie wäre nicht gekommen, wenn sie Edvard nicht liebte.
    Viola holte das große Tablett heraus. Sie würden draußen sitzen. Zwei Paare, Victor und sie, die es nie getan, sich nicht einmal geküßt hatten, und dann die jungen Leute, die sich so geliebt hatten, daß das Haus in seinen Grundfesten erzittert war. Sie hatte sich nie etwas anmerken lassen, nie ein Wort darüber verloren, wie hellhörig das Haus war, wie die Geräusche ihrer Aktivitäten durch Holzwände und Dielenböden drangen und sie wach hielten, während sie über ihr eigenes Leben und ihre Schmerzen nachdachte.
    Viola schrubbte die neuen Kartoffeln mit schnellen Handbewegungen und warf eine nach der anderen in den mit Wasser gefüllten Topf. Es war eigene Ernte. Edvard hatte ihr geholfen, Furchen zu ziehen, und den Boden anschließend mit Plastikfolie abgedeckt, um das Keimen zu beschleunigen. Rocket hieß die Sorte, aber Viola war unzufrieden, weil die Knollen so wäßrig waren. Sie hätten Puritan nehmen sollen, wie sie es vorgeschlagen hatte.
     
    Lindell wartete und konnte sich nicht dazu aufraffen aufzustehen. Es würde ihm vielleicht nicht gefallen, wenn sie einfach so hereinplatzte und alles für ganz selbstverständlich hielt. Ich bin schließlich nur zu Besuch, dachte sie. Ich frage mich, wo ich schlafen soll? Vielleicht hat er ja gar nicht die Absicht, unsere Beziehung wieder aufleben zu lassen? Im Grunde war sie sich auch selber nicht sicher. Bei der Mittsommerfeier mußte sich zeigen, wie es in Zukunft weitergehen sollte. Es hat schon schlechtere Voraussetzungen für ein Rendezvous gegeben, dachte sie, und in ihrem Bauch rumorte es wieder.
    Dann bog er plötzlich um die Ecke. Er sah sie nicht, wohl aber das Auto, und lugte durch Violas Fenster ins Haus hinein. Zögernd ging er ein paar Schritte Richtung Eingangstreppe. Sie mußte über seine Unschlüssigkeit lächeln. Ihr wurde klar, daß er genauso unsicher war wie sie. Er strich sich mit der Hand über das Haar und stopfte sich das Hemd in die Hose. In der Hand hielt er einen Eimer.
    Sie rief seinen Namen. Edvard fuhr herum, sah sie, machte aber keine Anstalten, zu ihr zu gehen.
    »Hallo«, sagte er nur und stellte

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