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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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die Männer auf.
    „Halten Sie sich zurück!“, zischte Tscherba neben ihm, aber Blauenstein stellte die Frage tatsächlich.
    „Doktor Franz Kittelberger ist zuständig für die Restaurierungen“, antwortete Kinsky trotzig.
    Der Kaiser nickte ernst. „Das ist der Mann, der damals in der Bauphase des Hauses als Restaurator eingesetzt wurde“, bestätigte er.
    „Moment!“, sagte Blauenstein und kniff die Augen zusammen. „Wollen Sie damit sagen, dass dieser Franz Kittelberger seit mehr als zwanzig Jahren für die Pflege der Gemälde zuständig ist? Wurde denn in der Zwischenzeit niemand Neues eingestellt? Keine Assistenten? Keine Absolventen der Akademie? War es immer nur Kittelberger?“
    Blauensteins beißende Fragen trafen Kinsky wie kleine Bleikugeln Der wich ein paar Schritte zurück und schlang die Arme um den massigen Oberkörper, als wäre ihm plötzlich kalt. „Der Mann ist hervorragend!“, wehrte er sich. „Ein Genie mit allen Fähigkeiten, die es braucht. Ich habe keinen Grund gesehen, ihn zu ersetzen oder ihm einen Assistenten zur Seite zu stellen. Er hat so am besten gearbeitet.“
    Der Kaiser beugte sich zu einem der stummen, schwarz gekleideten Männer neben sich hinüber und raunte ihm etwas zu.
    „Der Kaiser fragt, ob im Budget für das Kunsthistorische Museum nicht ein Etat vorgesehen ist, mit dem mehrere Restauratoren und Assistenten beschäftigt werden können“, fragte der Mann mit tonloser Stimme.
    Kinsky schwieg. Sein Gesicht jedoch nahm die Farbe von Rote Beete an.
    „Das ist ein sehr interessantes Detail“, stellte Blauenstein mit dieser verwirrenden, zustimmenden Höflichkeit fest und wandte sich wieder zu Julius.
    „Uns wurde mitgeteilt, dass Sie vor einigen Wochen in die Werkstatt des Mannes eingebrochen sind, der seit Jahren Werke der kaiserlichen Gemäldegalerie kopiert. Otto Grimminger – ich hatte ein paar Mal die Gnade, seinem meisterhaften Schaffen zuzuschauen.“
    „Und haben Sie sich gefragt, warum keine dieser sogenannten Kopien je wieder aufgetaucht ist? Man sollte doch meinen, solche Meisterwerke würden verkauft oder anderweitig ausgestellt, oder?“, fragte Julius.
    Leutnant Tscherba hob ungeduldig die Hand. „Also, bevor die Herren es vergessen, oder falls es nicht jeder weiß – Otto Grimminger wurde vor drei Tagen tot in seiner Werkstatt aufgefunden. Ihm wurde ein gezielter Messerstich ins Herz versetzt.“
    Jetzt zeigte Kinsky deutliche Anzeichen eines Schocks. Die tiefe Röte seines Gesichts schlug blitzartig um in seifige Blässe, und seine Hände begannen zu zittern. „Tot? Der Grimminger?“, hauchte er fassungslos.
    „Ach, das wussten Sie noch nicht?“, frage Julius. Seine Angst war auf einmal wie weggeblasen, und er spürte, dass er Oberwasser bekam durch den Beistand von Leander Blauenstein. „Ich bin mir sicher, dass der Hofrat es schon seit Tagen wusste. Und er wusste auch, dass ich als Hauptverdächtiger damit entlastet bin.“
    Blauenstein machte eine Geste, die Julius beschwichtigen sollte. „Darf man erfahren, warum Sie überhaupt in Grimmingers Atelier eingebrochen sind?“
    Julius senkte den Kopf. Jetzt durfte er nichts sagen, was sich unsinnig anhörte. „Weil ich nach Beweisen gesucht habe. Nach Beweisen für seine Fälschungsabsichten.“
    „Und haben Sie sie gefunden, Herr Pawalet?“, fragte Blauenstein.
    „Das weiß ich leider nicht!“, gab er kleinlaut zu. „Ich kenne mich mit Kunstfälschungen nicht aus.“
    Tscherba und Kinsky stießen gleichzeitig ein missbilligendes Knurren aus.
    „Sie wollen doch nicht etwa behaupten, dass Sie auf ein vages Gefühl hin dort eingebrochen sind! Erzählen Sie uns keine Märchen!“, sagte der Leutnant drohend. „Sie geben das doch nur an, um nicht mit dem Mord in Verbindung gebracht zu werden!“
    Blauenstein hob die Hand. „Erzählen Sie uns bitte, was Sie in Grimmingers Werkstatt gefunden haben, Herr Pawalet. Anhand dieser Dinge lässt sich sehr leicht feststellen, ob der Maler Fälschungsabsichten hatte oder nicht.“
    Julius hob erstaunt den Kopf.
    „Nun schauen Sie mich nicht so an, mein Herr!“ Blauenstein schien belustigt zu sein. „Was glauben Sie, wie groß das Problem unlauteren Kunsthandels inzwischen auf der ganzen Welt ist? Ich selbst habe in der Akademie mehrere Fälschungen alter Miniaturen entdeckt.“
    Julius biss sich auf die Unterlippe. Falls es ihm gelang, seine Argumente einleuchtend darzulegen, würde er ihm dieser Blauenstein ihm das Leben retten. „Ich habe

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