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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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gefrorenen Haufen jetzt nicht wegschaufeln musste. Eilig blickte er über das Areal. Es gab einen großen Schuppen, in dem Werkzeug und Material für die Bauarbeiter lagen. Hinter dem Schuppen, fast verdeckt von dichtem Gebüsch, lagerten Holz und Steine, Latten, Zaunteile, Eisenstangen, Kisten mit Schrauben und Karren voller Sand. Lanz lächelte entzückt und zog seinen Wagen hinter den Schuppen.
    Er schob seinen Karren an den Rand, so dass der fast ganz von den Zweigen verdeckt wurde. Dann sah er sich kurz um, hob die Plane hoch und warf einen prüfenden Blick darunter. Alles war perfekt vorbereitet. Die Holzbalken waren mit Eisenwinkeln zusammengefügt, das dünne Seil war auf die dicke Holzspule gerollt. Einen Moment lang blitzte ein Bild vor seinem inneren Auge auf. Er verscheuchte es rasch, weil die schlagartige Erregung an seiner Konzentration nagte.
    Lanz warf die Plane wieder über den Wagen und beugte sich dann zu einer Schneewehe hinab. Er häufte ein paar Armvoll Schnee auf den Wagen, damit niemand bemerkte, dass der Wagen erst seit kurzem dort stand. Es war kalt, und die Erde war sicherlich steinhart gefroren. Lanz bezweifelte, dass in den nächsten Tagen Bauarbeiter kommen würden. Vielleicht wurde sogar der große Schuppen in den nächsten Tagen nicht genutzt.
    Vorsichtig sah er sich um, ob ihn auch niemand beobachtete. Dann rüttelte er einmal kräftig an der Tür. Die Tür war zwar abgeschlossen, aber es schien ein sehr schlechtes, nur behelfsmäßig angebrachtes Schloss zu sein. Was für eine glückliche Fügung! Es wäre ein Kinderspiel, in den Schuppen zu gelangen.
    Lanz schüttelte in freudigem Unglauben den Kopf. Dass das Schicksal so zuvorkommend mit ihm war!
    Er lief zurück zum Tor, während in seinem Kopf ein Plan reifte. Er konnte sie fast riechen, die Polizeiagenten, die in diesem Moment im Hof vor seiner Wohnung lauerten. Er konnte ihre schwarzen festen Stiefel im Schnee fast knirschen hören. Und er sah sie förmlich vor sich: die gehetzten, angespannten Blicke der Gendarmen unter dem Befehl irgendeines eifrigen Inspektors, der sie ans Ziel geführt hatte. Ja, Lanz wusste, dass die Falle aufgestellt war, um zuzuschnappen. Deswegen war dieser Schuppen ein geradezu unverschämt großzügiger Wink des Schicksals.
    Der Wärter stand vor seinem Häuschen und rauchte eine Zigarette. Als er Lanz kommen sah, warf er sie rasch in den Schnee und sah ihm aufmerksam entgegen.
    „Das hätten Sie nicht tun müssen“, sagte Lanz freundlich und wies auf die Zigarette.
    Der Wärter lächelte verlegen. „Alles nur wegen der Kälte. Aber die sehen es nicht gern, wenn unsereins im Dienst raucht. Ich bin ja immerhin im Dienst des Kaisers, und in letzter Zeit müssen wir besonders aufpassen, heißt es.“
    „Wie meinen Sie das?“, fragte Lanz und hoffte, dass seine Stimme nicht allzu lauernd klang.
    „Na, wegen diesem Mörder, der da rumläuft. Der Kerl war schon zwei Mal in der Menagerie, heißt es.“
    „So?“ Lanz spürte ein elektrisierendes Kribbeln, das seine Wirbelsäule umspielte wie die Finger einer zärtlichen Geliebten. Er musste seine ganze Kraft aufbieten, um den Wachmann nicht gierig aufzufordern, ihm mehr zu erzählen. Er zog nun selbst ein Päckchen Zigaretten aus der Manteltasche und bot ihm eine an.
    „Wirklich, wegen mir hätten Sie sie nicht wegschmeißen müssen“, sagte er und gab dem dankbaren Raucher Feuer. „Sie langweilen sich bestimmt. Kommt ja wahrscheinlich niemand hier vorbei bei dem Wetter.“ Der Plauderton gelang ihm gut, wie er fand.
    Der Wachmann nickte. „Wem sagen Sie das! Aber wenn einer von der Schlosswache einen beim Rauchen erwischt, dann heißt es immer gleich, dass man keine gescheite Arbeitsmoral hätt’. Ich bitt’ schön, ich halt’ den ganzen Tag Ausschau, so wie man mir’s gesagt hat. Aber der Mörder wird sicher nicht so blöd sein und sich hier nochmal blicken lassen.“
    Lanz machte ein ungläubiges Gesicht. „Wirklich? Hat man Ihnen wirklich aufgetragen, die Augen offen zu halten?“
    „Wenn ich’s doch sage. Der Kerl hat doch diese giftige Schlange hier rausgeklaut und dieses Mädel damit umgebracht. Und dann die Geschichte mit den Tigern und den Krokodilen. Ein kranker Unmensch ist das, sag’ ich Ihnen. Na, und weil er halt zwei Mal hier im Tiergarten war, haben sie gesagt, dass man hier besonders aufpassen muss. Grad hier am Hintereingang.“
    Lanz musste sich ein Schmunzeln verkneifen. „Gut aufpassen tut’s Ihr aber nicht, gell!

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