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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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Keilrahmens auf der Rückseite der Leinwand sehen, oder …“ Er verstummte und schaute Leander Blauenstein verunsichert an. Der hatte den Kopf schief gelegt und musterte Julius mit konzentrierter Aufmerksamkeit, wie es schien.
    Blauenstein sagte eine Weile nichts und schaute dann hinüber zum Kaiser. Es folgte ein nachdenklicher Blick zu Kinsky, dann sagte er. „Julius Pawalet, das, was Sie gerade dargelegt haben, sind hervorragende Beobachtungen. Ich habe zwar noch nie von einer solchen Methode gehört – die natürlich nur den Zweck hat, das Museumspublikum zu täuschen, aber prinzipiell ist das nicht abwegig. Natürlich müssen wir das anhand des Bildes klären. Herr Direktor Kinsky – wenn Sie so freundlich sein wollen, uns das Bild zu zeigen.“
    Kinsky starrte den Mann an, als hätte der ihn gebeten, sich vor allen Anwesenden auszuziehen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Der Kaiser, der immer noch unbewegt auf der Bank saß und die Last seines Kopfes auf der Brust abzulegen schien, murmelte: „Direktor Kinsky, lassen Sie sich nicht erst lange bitten. Sie sind nicht der Besitzer dieses Gemäldes, nicht wahr?“
    „Natürlich, Majestät“, beeilte sich Kinsky zu sagen und machte die unbeholfene Geste eines Kindes, das seine Spielkameraden widerstrebend zu einem gut gehüteten Versteck führt.
    Dann bewegte sich die Gruppe in einen Bereich des Museums, den Julius noch nie zuvor betreten hatte – das Tiefparterre. Hier befanden sich die schlichten Säle und Kabinette für die Museumslogistik, lichtlose Büros und Abstellkammern. Aber auch das geräumige Depot, in dem sorgsam verpackte Gemälde schlummerten und auf bessere Zeiten warteten, denn nicht alle Bilder aus der Kunstsammlung hingen tatsächlich an den Museumswänden. Und dann gab es dort unten die Räume, in denen die prunkvollen Bilderrahmen und die Gemälde selbst restauriert wurden.
    Tscherba hielt sich dicht neben Julius, als befürchtete er, dieser könnte versuchen zu fliehen. Sie blieben vor einer hohen Tür stehen, hinter der das Reich von Franz Kittelberger lag. Über der Tür prangte ein schwarzes Schild, auf dem in goldenen Lettern Restaurieranstalt stand.
    Kinsky streckte die Hand nach der Klinke aus und drückte sie heftig herunter. Die Tür war verschlossen. Unter den verwirrten Blicken der anderen begann er, in seinen Taschen zu suchen.
    „Oh, das tut mir leid, meine Herren … Majestät …“, stammelte Kinsky. „Der Schlüssel … Franz Kittelberger hat ihn als Letzter bei sich gehabt.“
    „Gibt’s keinen Ersatzschlüssel?“, fragte Blauenstein freundlich.
    „Doch, sicher … irgendwo …“
    „Na hören Sie mal, Sie sind doch der Direktor dieses Hauses! Wollen Sie etwa behaupten, dass Sie keinen Schlüssel zu dieser Tür besitzen?“ Blauensteins freundliche Stimme bekam erste Risse der Ungeduld.
    „Natürlich, meine Herren. In meinem Büro gibt es Ersatzschlüssel“, beschwichtigte Kinsky. „Ich werde einen holen. Einen Moment noch …“
    Er drängte sich an den Männern vorbei und eilte katzbuckelnd den Gang hinunter zu der Tür, durch die sie eben gekommen waren.
    Julius sah dem beleibten Direktor hinterher. Bis zu seinem Büro musste der zwei Stockwerke überwinden. Es würde eine ganze Weile dauern, bis er zurückkam.
    An der gegenüberliegenden Wand verwies ein anderes Schild auf das Mumiendepot , was einigen der Männer einen schauernden Blick abnötigte. Dort wurden die ägyptischen Mumien aus der Antikensammlung aufbewahrt. Doch diese Kammer hatte niemanden zu interessieren. Die Gesichter der Umstehenden wirkten betreten. Es war ein Affront, den Kaiser einfach so im Flur stehen zu lassen.
    Julius warf einen verstohlenen Seitenblick auf Franz Joseph, den der Gang durchs Museum wieder aufgeweckt zu haben schien. Er bedachte Julius mit einem schwachen Kopfnicken und sagte: „Es wird sich schon alles aufklären, hoffe ich.“
    Na wunderbar, dachte Julius. Wenn der Kaiser das sagte … Dabei machte der Monarch allerdings ein Gesicht, als widerholte er in Gedanken seinen berühmt gewordenen, traurigen Satz: „Mir bleibt auch nichts erspart“, den er nach dem Attentat auf die Kaiserin von sich gegeben hatte. Ein leerer Trost. In Julius zog sich alles zusammen, wenn er daran dachte, dass er nun minutenlang in seiner Sträflingskleidung zwischen Kaiser, Leutnant, Kunstexperten und Leibwächtern stehen musste. Was für eine absurde Situation.
    Doch in diesem Moment sagte einer der unauffälligen Männer in

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