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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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jedoch die Beule, die das starke, geduldige Tier in seiner Hose gebildet hatte.
    Johanna verfiel in einen Zustand, der ihr vollkommen neu war und der sie bis ins Mark erschreckte. Sie wusste plötzlich, dass die ganze Sache außer Kontrolle geraten würde. Dass Julius nur noch das gierige, verzweifelte Angebot wahrnahm, das sie ihm seit Wochen unterschwellig machte. Sie ließ ihre Unterwäsche auf den Boden gleiten und wollte sich das Kleid ausziehen, doch Julius drängte: „Lass es an. Und setz dieses Ding ein. Ich will es sehen.“
    Ohne nachzudenken, hockte sie sich auf die Kante des Bettes an der gegenüberliegenden Wand des Zimmers.
    „Was ist, wenn Lischka heimkommt?“, fragte sie zaghaft.
    „Er wird es verstehen.“
    Als sie seinem verlangenden Blick begegnete, schien ihr Fleisch zu zerfließen. Sie spreizte die Beine und sah ihn herausfordernd und zugleich mit der gebotenen Scheu an. Sie bot seinen Augen den Anblick ihrer geöffneten Frucht dar und führte das Pessar mit einer fließenden, geschickten Bewegung ein. Ihre Finger verharrten tastend in ihr, um den Ring an der richtigen Stelle zu platzieren.
    Sie sah, wie Julius aufstand und auf sie zukam, langsam und schwer atmend wie ein Löwe kurz vor dem entscheidenden Sprung. Johanna zog die Finger heraus und steckte sie ihm in den Mund. Er warf sie auf das Bett, biss ihr in die sirupgetränkten Finger, ließ sie wieder los und schlug ihr einmal kurz und verärgert ins Gesicht.
    „Wo hast du das gelernt? Sind alle Krankenschwestern so?“
    Dann schlug er den Stoff ihrer Röcke zurück und suchte sich seinen Weg.
    Es wird wehtun, dachte Johanna mit einer unerklärlichen Angst. Julius nestelte an seiner Hose herum. Er wollte ihr nicht gestatten, ihn nackt zu sehen.
    Dann spürte sie den Stoß, schwer und kraftvoll rannte er ihre offene Türe ein und unterdrückte einen Schrei. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen maßloser Überraschung und animalischer Konzentration.
    Johanna hielt den Atem an. Sie tastete nach ihm, wollte ihn berühren, während er wieder zustieß. Doch Julius schob ihre Hände weg und hielt sie mit ungeahnter Kraft fest.
    Er nahm sie ohne Eile, so dass sie jeden einzelnen Anlauf spürte. Sie schloss die Augen und fragte sich, ob es immer so sein würde. So hart und unverbindlich. Sie hatte sich in vielen Nächten vorgestellt, wie es wäre, vor Lust zu vergehen. Sie hörte ihr eigenes klagendes Stöhnen, das aus einer anderen Tiefe kam als aus dieser vorgestellten Lust. Dies hier war fremd. Enttäuschung mischte sich in ihr Empfinden, und sie versuchte, etwas Angenehmeres zu spüren als diese raue, mechanische Begegnung.
    Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass Julius über ihr an die Wand starrte. Da wusste Johanna, dass sie in diesem Moment der gierigen Nähe so allein war wie noch nie zuvor. Sie wartete darauf, dass es endete.
    Plötzlich wurden Julius’ Stöße geschmeidiger, fast weich, und dann bewegte er sich überhaupt nicht mehr. Er wartete keuchend, bis es vorbei war, und zog sich rasch zurück.
    Johanna blieb liegen und lauschte auf das ruhiger werdende Atmen neben sich.
    Wortlos richtete Julius sich auf und brachte seine Kleider in Ordnung. Dann stellte er sich ans Fenster und schaute hinaus. Im Haus war es immer noch still. Irgendwo rauschte eine Wasserleitung. Benommen richtete sie sich auf.
    „Warum hast du das gemacht?“, flüsterte sie in das dämmrige Zimmer.
    „Was gemacht?“, seufzte Julius.
    „Du … du begehrst mich doch überhaupt nicht.“
    „Woher willst du das wissen. Denkst du, das hätte sonst funktioniert?“
    „Woran hast du gedacht?“
    „Ich weiß nicht mehr.“
    Johanna schob sich über die Kante des Bettes. Von dem Pessar spürte sie nichts mehr. Sie tastete nach ihrer Unterhose, ihre Hände fühlten sich taub an.
    Auf dem Boden hatte sich eine Teepfütze gebildet, das Geschirr war zerbrochen.
    Sie zog sich eilig an, ohne das Pessar zu entfernen. Die Stelle zwischen ihren Beinen fühlte sich an, als hätte dort ein Feuer gewütet, dessen Asche bereits abkühlte. Der Gedanke, dorthin zu fassen, flößte ihr einen seltsamen Ekel ein. Das Schweigen schien im ganzen Zimmer zu wuchern wie eine Schlingpflanze, und deswegen sagte sie: „Sag mal, jetzt wo der Hofrat hinter Schloss und Riegel ist … was wird denn da aus seiner reizenden Frau? Sie ist doch jetzt ganz allein.“
    Wenn Julius nur wüsste, dass diese Frau etwas in Johannas Innerem verseucht hatte, seit sie im Prater mit der

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