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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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charakterisiert worden», sagte er. «Ein ungläubiger Thomas, wenn es je einen gab!»
    Thomas erwiderte gutgelaunt:
    «Bringen Sie mir ein paar Beweise, mein Lieber, mehr verlange ich nicht. Nicht nur eine lange melodramatische Erzählung, begründet mit dem, was eine alte Dame sich einbildete gesehen zu haben!»
    «Was alte Damen sich einbilden zu sehen, ist oft sehr richtig. Meine Tante Mildred war geradezu unheimlich! Haben Sie selbst Tanten, Thomas?»
    «Nein.»
    «Ein Versehen!» sagte Luke. «Jedermann sollte Tanten haben. Sie bezeugen den Triumph des Erratens über die Logik. Tanten ist es vorbehalten, zu wissen, dass Mr A. ein Schurke ist, weil er einem unehrlichen Diener ähnlich sieht, den sie einmal hatten. Andere Leute sagen vernünftigerweise, dass ein achtbarer Herr wie Mr A. kein Gauner sein kann. Und die alten Damen behalten jedes Mal recht.»
    Dr. Thomas lächelte wieder sein überlegenes Lächeln. Luke fühlte, wie seine Erbitterung wieder wuchs, und sagte: «Wissen Sie nicht, dass ich auch ein Polizeimann bin? Ich bin kein blutiger Dilettant!»
    Dr. Thomas lächelte und murmelte: «Im Osten!»
    «Verbrechen ist Verbrechen – auch im Osten.»
    «Natürlich – natürlich.»
    Luke verließ das Ordinationszimmer von Dr. Thomas in einem Zustand unterdrückter Gereiztheit.
    Er traf Bridget, die fragte:
    «Nun, wie ist es gegangen?»
    «Er glaubt mir nicht. Was einen, wenn man sich’s recht überlegt, kaum überraschen kann. Es ist ja eine tolle Geschichte ohne Beweise. Dr. Thomas gehört entschieden nicht zu den Menschen, die schon vor dem Frühstück sechs unmögliche Sachen glauben!»
    «Wird dir überhaupt jemand glauben?»
    «Wahrscheinlich nicht, aber wenn ich morgen den alten Billy Bones erwische, werden sich die Räder in Bewegung setzen. Er wird unserem langhaarigen Freund Ellsworthy nachforschen, und am Ende wird man schon zu einem Resultat kommen.»
    Bridget sagte nachdenklich:
    «Wir zeigen da aber unsere Karten ziemlich offen, nicht wahr?»
    «Wir müssen es tun. Wir können es einfach nicht zu noch mehr Morden kommen lassen.»
    Bridget schauerte.
    «Gib um Gottes willen acht, Luke!»
    «Ich gebe schon acht. Komme Torpfeilern mit Ananas obendrauf nicht in die Nähe, meide am Abend den einsamen Wald, passe auf, was ich esse und trinke. Ich kenne das alles.»
    «Es ist schrecklich zu fühlen, dass du ein Gezeichneter bist.»
    «Solange nur du, mein Liebes, nicht eine Gezeichnete bist!»
    «Vielleicht bin ich es.»
    «Ich glaube nicht. Doch ich beabsichtige nicht, etwas zu riskieren! Ich wache über dich wie ein guter, alter Schutzengel!»
    «Würde es etwas nützen, der Polizei hier etwas zu sagen?» Luke überlegte.
    «Nein, ich glaube nicht – es ist besser, direkt zu Scotland Yard zu gehen.»
    Bridget murmelte:
    «Das hat Miss Pinkerton auch gedacht.»
    «Ja, aber ich werde auf der Hut sein.»
    Bridget sagte:
    «Ich weiß, was ich morgen tue. Ich werde Gordon in den Laden von dem Kerl schleppen und ihn veranlassen, etwas zu kaufen.»
    «Um auf diese Weise sicherzugehen, dass unser Mr Ellsworthy mir nicht auf den Stufen von Whitehall auflauert?»
    «Genau.»
    Luke sagte etwas verlegen: «Wegen Whitfield – »
    Bridget fiel ihm ins Wort:
    «Lassen wir es, bis du morgen zurückkommst. Dann werde ich mit ihm sprechen.»
    «Wird er sehr traurig sein?»
    «Nun…»Bridget überlegte. «Er wird ärgerlich sein.»
    «Ärgerlich? Guter Gott! Ist das nicht etwas schwach ausgedrückt?»
    «Nein. Denn weißt du, Gordon mag nicht ärgerlich sein, es bringt ihn aus der Fassung.»
    Luke sagte ernst: «Mir ist recht unbehaglich bei der ganzen Sache.»
    Dieses Gefühl beherrschte ihn vor allem, als er sich an dem Abend bereit machte, zum zwanzigsten Mal Lord Whitfield über das Thema Lord Whitfield sprechen zu hören. Es war, gab er zu, irgendwie schäbig, Gast eines Mannes zu sein und ihm die Braut zu stehlen. Er war jedoch der Ansicht, dass ein dickbäuchiger, prahlerisch einherstolzierender Einfaltspinsel wie der kleine Lord Whitfield nie um Bridget hätte werben dürfen!
    Sein Gewissen bedrückte ihn jedoch so weit, dass er mit besonders inbrünstiger Aufmerksamkeit lauschte und infolgedessen bei seinem Gastgeber einen äußerst günstigen Eindruck hervorrief.
    Lord Whitfield war diesen Abend besonders guter Laune. Der Tod seines einstigen Chauffeurs schien ihn eher befriedigt als betrübt zu haben.
    «Ich habe Ihnen gesagt, der Bursche würde ein schlechtes Ende nehmen», triumphierte er, ein Glas

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