Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Hochstrecke gesperrt. Die eigentliche Katapultschiene des Massetreibers war so breit wie eine achtspurige Autobahn. Sie konnten sie vom Boden aus nur von der Seite sehen, aber Charity erinnerte sich an die gewaltige Wanne, die sich pfeilgerade bis zum Horizont zog, wie ein Kanal, aus dem jemand alles Wasser abgelassen hatte. Die Verladerampen waren so ausgedehnt wie eine Werft für Öltanker und so komplex wie ein Flughafenterminal. Der Hangar stellte nur einen kleinen Schuppen in der gesamten Anlage dar, mit einem Kabinenschacht oder einem Laufband beiläufig mit dem Zentrum verbunden, aber das machte ihn zum idealen Hintereingang. Sie löste ihren Waffengurt von der Schulter und entsicherte das Gewehr. Sie trug dieselbe Waffe wie die anderen, eine Space-Force-Waffe, die sie nur ein oder zweimal in der Hand gehabt hatte, eine rückstoßfreie Projektilwaffe, keinen Laser. Auf dem Mond war alles gegen hohe Temperaturen und intensives Licht geschützt worden. Und es fiel wesentlich leichter, eine großkalibrige Waffe samt Munition mit sich herumzuschleppen. Das unförmige Ding verschoß kleine, durchschlagende Wuchtgeschosse in unglaublich hoher, vollautomatischer Folge und aus einem zweiten Lauf Explosivgeschosse und Raketengeschosse. Der Granatwerfer saß hinter dem dritten, unteren Rohr, ein Treibsatzsystem mit Einzelschuß-Kontrolle. Die Begriffe fielen ihr nacheinander wieder ein, als sie die Bedienungstasten am Kolben berührte und die Bereitschaftslampen prüfte. Leuchtende Zahlen sprachen von gefüllten Magazinen und entsicherten Rotationsverschlüssen. Sie hob die Waffe an die Schulter. Das Zielgerät befand sich in ihrem Helm, nicht an der Waffe, wo es nutzlos gewesen wäre. Ein dünnes Kabel verband die Waffe mit ihrem Anzug, und ein durchsichtiges Display klappte wie eine Spielkarte aus Glas vor ihrem rechten Auge herunter, als sie den entsprechenden Schalter umlegte. Diesen Teil hatte sie früher immer besonders lächerlich gefunden, aber jetzt war sie dankbar für die Sicht, die ihr das Zielgerät bot. Ein tanzendes Fadenkreuz markierte die Stelle, die sie mit der Waffe anvisiert hatte. »Ein System für Revolverhelden«, murmelte sie in der Stille ihres Helms. Inzwischen schwitzte sie so sehr, daß Helmvisier und Display schon leicht beschlagen waren. Nun, wenn die Präzisionstechnologie versagen sollte, entwickelte die Waffe immer noch eine verheerende Feuerkraft. Sie ließ Lauf und Blick durch die Dunkelheit wandern, während sie den Fuß der Rampe erreichten und sich vorsichtig hinaufbewegten. Estevez und Henderson blieben ein wenig zurück. Der Gedanke, daß Henderson eine entsicherte Waffe in der Hand hielt, beruhigte Charity nicht sonderlich. Aus den Augenwinkeln sah Charity, daß Dubois ebenfalls ihre Waffe in der Hand hielt und den Himmel über und hinter ihnen absuchte, für den Fall, daß sie so kurz vor dem Ziel noch entdeckt werden sollten. Im gespenstisch grünen Schimmer des Restlichtverstärkers gewannen die Wartungskräne und die gewaltigen Greifarme der Reparaturanlagen langsam Konturen. Die Halle war leer; welche riesenhafte Maschine sich darin auch immer befunden haben mochte, sie war fort. Sie erreichten die Schattenlinie. Charity verzichtete auf ihre Helmscheinwerfer, doch die schwachen Kontrollampen innerhalb des Helm ließen die Gesichter in der Dunkelheit schimmern. Die beiden Männer hinter ihnen wuchteten mühsam den widerspenstigen Transportschlitten die Rampe hinauf. Sie wartete, bis Steiner aufgeschlossen hatte, dann betraten sie nebeneinander die Halle. Innen schaltete Charity den Kanal mit kurzer Reichweite ein und bedeutete den anderen mit einem Wink, es ihr gleichzutun. »Niemand daheim«, sagte sie, während Skudder und Harris den Schlitten mit einer letzten Anstrengung in die Halle wuchteten, über die Kante am Ende der Rampe hinweg. »Was ist das hier?« fragte Harris. »Unterstand für einen Montage-Kran«, vermutete sie. »Sie können sich eines merken, Harris, hier oben ist alles riesig. In der niedrigen Schwerkraft kann man wirklich große Spielzeuge bauen. Nach den ersten Jahren hatte ich manchmal das Gefühl, die Ingenieure seien alle ein wenig verrückt geworden.« Skudder blickte zu der vierzig Meter über ihnen gezogenen Decke auf. »Sieht nicht sehr stabil aus.« »Leichtbauweise«, stimmte sie zu, während sie noch einmal das Innere absuchte. »Ist zur Abwehr des Sonnenlichts und der Mikrometeoriten gedacht. Vermutlich hat das Dach Hunderte

Weitere Kostenlose Bücher