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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Stück weiter vor, dann schaltete
er wieder in den Leerlauf. Der Motor war nicht mehr zu
hören. »So ist das eben mit dem Fortschritt«,
sagte er.
    »Der Wagen hinter uns?«
    Kohn warf einen Blick auf den Monitor. »Ja.«
    Endlich war kein Rauch mehr zu sehen. Fahrzeuge des Roten
Halbmonds und des Roten Kreuzes wagten sich aus der Deckung. Die
Abstände zwischen den Fahrzeugen wurden größer.
Hier und da ein höfliches, zögerndes mechanisches
Hüsteln, dann stieg das Dröhnen der Verbrennungsmotoren
wie Applaus gen Himmel. Der Truck fuhr mit stetigen einhundert
Stundenkilometern über die Kriechspur. Der Cadillac
ließ nicht locker, schloss hin und wieder auf und fiel dann
wieder zurück.
    »Das geht mir allmählich auf den Sack.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Keine Ahnung. Ach, Scheiße… bei der
erstbesten Gelegenheit nieten wir sie um.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ich schätze«, sagte Kohn, »es
führt kein Weg dran vorbei, ganz gleich, wer in dieser
vierrädrigen Konservenbüchse sitzen mag. Das ist nicht
ihr Stil, verstehst du? Die verteilen ihre Leute, die schlagen zu
und verschwinden gleich wieder. Die Militärs – Truppen
des Königreichs oder des Verteidigungsministeriums –
würden Straßensperren errichten und Fähnchen
schwenken. Wie die uns verfolgen, das ist gängige
Polizeitaktik. Der Zivilwagen ist es nicht, oder er wäre
nicht so auffällig. Das sieht eher nach politischer Polizei
aus. Oder nach der Stasis.«
    »Die Men in Black.« Janis schauderte.
»Ich frage mich, was das alles soll – die
Anzüge, die Autos.«
    »Hab mich mal schlau gemacht«, meinte Kohn.
»Hat was mit Einschüchterung zu tun. Gegründet
wurde die Truppe vor Jahren, als es mal Panik gab wegen
irgendwelcher Botschaften aus dem Weltraum, die angeblich in die
Datensphäre eindrängen und Alien-Software freisetzten,
die dazu dienen sollte, die Welt zu erobern. Erinnerst du dich
noch an die Fernsehfilme? Die Fremden aus Andromeda. Die Nacht
der lebenden Tageslichter. Ach nee, das war kurz nach dem
Krieg. Vor deiner Zeit.«
    »Nach meiner Schlafensgehzeit.«
    »Wo wir gerade davon sprechen, ich wette, die haben
diese Geschichten selbst lanciert. Bloß damit die Leute
Angst bekommen, gefährliche Techniken könnten in
falsche Hände geraten, anstatt dass sie sich Gedanken
über die Hände machen, in denen sie bereits
sind.«
    »Weißt du«, meinte Janis nachdenklich,
»die Leute haben ständig über den großen
Durchbruch geredet, die Singularität, da all die technischen
Trends abheben und die ganze Welt verändern würden: AI,
Nanotechnik, Zellreparatur, das Bewusstsein jeweils in einen
neuen Körper laden und so ewig leben, ja! Aber es passiert
bloß beinahe, aber nie vollständig: Wir kommen dem
Ziel immer näher, ohne es jemals zu erreichen. Vielleicht
erreichen wir es deshalb nicht, weil wir daran gehindert
werden.«
    »Von der Stasis… und den von der
Weltraumverteidigung aufgezwungenen
Waffenbeschränkungen… ja, so funktioniert das:
Software-Cop, Hardware-Cop!«
    »Ja, legen wir sie um«, sagte Janis grimmig.
»Die sind reine Platzverschwendung.«
    »Es wird bald dunkel«, meinte Kohn.
     
    Eine weitere Grenze: Cumbria. Ein weiterer Packen
Handarbeitssachen von der Ladefläche. Steuern in Form von
Naturalien: da der Großteil der Wirtschaft hinter dem
Ereignishorizont der Kryptographie verschwunden war, stellte dies
die einzige Möglichkeit dar, Steuern zu erheben, wenn die
Betroffenen keine Abmachung mit dem Staat getroffen und ihm die
Chiffrierschlüssel überlassen hatten. Naturaliensteuern
wurden bei Straßensperren erhoben und im Falle von
US/UN-Sanktionen, wo ganze Gebäude, Lagerhäuser und
Fabriken einbehalten wurden. Meistens stimmten die Besitzer einer
offenen Vorgehensweise zu, denn dann kannte man zumindest die
Prozentsätze. Außer natürlich in Norlonto: dort
versteckte man sein Geld und rückte die Güter nur dann
heraus, wenn man mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen
wurde.
    Zumindest war der Laster bislang noch nicht durchsucht worden.
In dieser Beziehung respektierte man den Verhaltenscodex, der
auch die Transaktionskosten regelte.
    Nach einer Weile blickte Kohn auf die Tankanzeige und sagte:
»Wir sollten allmählich mal tanken. Hätte auch
Lust, mir ein bisschen die Beine zu vertreten. An der
nächsten Raststätte.«
    »Was ist mit denen?« Janis ruckte mit dem Kopf
nach hinten.
    »Wir warten ab, was sie unternehmen«, seufzte

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