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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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abgesehen
davon, dass es sich um eine üble Spielart des protechnischen
Fanatismus handelt, sind sie nichts Besonderes. Zufällig hat
die Söldnerin, die vergangene Nacht in meinem Team
gekämpft hat, früher bei ihnen mitgemacht.«
    »Was?«, fragte Bleibtreu-Fèvre
bestürzt. »Also, das kommt mir verdächtig
vor.«
    Donovan spürte, wie sich Paranoia aufbaute, als Lawson
und Bleibtreu-Fèvre Blicke wechselten. Er versuchte, davon
abzulenken, bevor sie auf ihn übergriff.
    »Sie hat mit ihnen und ihren Ansichten längst
gebrochen. Nein, das einzig Bedeutungsvolle daran ist, dass sich
daraus ein starker Antagonismus zwischen ihr und Kohn ergibt. Wie
ich bereits sagte, könnte sich dies für uns
förderlich auswirken.«
    »Könnten Sie örtliche Kräfte abstellen,
um ihr Haus zu überwachen?«, mischte Dr. Van sich
plötzlich in das Gespräch ein. »Könnten Sie
vielleicht direkt intervenieren?«
    »Ausgeschlossen«, sagte Donovan. »Das ganze
Gebiet wird von einem Netzwerk von Schutzagenturen abgeschirmt,
da wimmelt es nur so von ANR-Kadern und Sympathisanten, und die
Miliz der Weltraumbewegung patrouilliert umher. Die meisten
Häuser sind so gebaut, dass sie zumindest einer indirekten
Druckwelle standhalten. Kohns Haus ist wahrscheinlich imstande,
einem Panzer zu trotzen.«
    »Ich verstehe«, sagte Van mit der sekundenlangen
Verzögerung, was durch die Satellitenübertragung
bedingt war. »Eine befreite Zone.« Zum ersten Mal
lächelte er sie alle an.
    »Sozusagen«, meinte Bleibtreu-Fèvre.
»Ich wüsste gern, ob es über Kohn ein Dossier gibt, wie wir sagen.«
    »Wie wär’s, wenn Sie das Material Ihrer
Behörde überprüfen würden?«, schlug
Mrs. Lawson vor.
    Bleibtreu-Fèvres Avatar schien blasser zu werden.
»Dann müsste ich Rechenschaft über die
Umstände ablegen«, sagte er. »Das
könnte… unnötig Staub aufwirbeln.«
    Es könnte ihn in Verlegenheit bringen, dachte
Donovan mitleidlos. Als Ermittlungsbeamter musste
Bleibtreu-Fèvre über große Autonomie
verfügen, gleichwohl war davon auszugehen, dass die
bürokratischen Mechanismen der Stasis ihn in empfindlichen
Punkten einengten.
    Dazu gehörten wahrscheinlich auch die persönlichen
Daten, die von Rauch und Spiegeln umgeben waren:
Vorsichtsmaßnahmen – Schutzmechanismen, die
verhindern sollten, dass eine Geheimpolizei, die
gefährlichen Wissenschaftlern das Leben schwer machte, nicht
die Privatsphäre normaler Menschen und die Bürgerrechte
gefährdete – nein, danke.
    »In der Beziehung kann ich Ihnen helfen«, sagte
er. »Klären Sie mich einfach über Ihre
Passwörter und Ihre Verfahrensweise auf, dann trickse ich
sie aus.«
    »Ausgeschlossen!«
    Donovan blickte dem Man in Black in die böse funkelnden
Augen. Ein billiger Trick, wie bei einer
Halloween-Laterne…
    »Das heißt, nicht mit Ihrer Hilfe«, sagte
er.
    Bleibtreu-Fèvre dachte darüber nach, das Gesicht
in Download-Trance erstarrt. Donovan hatte bis sechzig
gezählt, als sich die Lippen des Avatars wieder
bewegten.
    »Also gut«, sagte er. »Was haben wir schon
zu verlieren?«
     
    Mit den von Bleibtreu-Fèvre zur Verfügung
gestellten Codes und Prozeduren gelangte Donovan so mühelos
in das US/UN-System hinein, dass er einige Sekunden abwartete,
bevor er die Datenbankabfrage startete. Als sich der
Programmstart immer weiter verzögerte, bedauerte er es
bereits wieder – Sekunden verstrichen, eine Minute,
anderthalb, zwei… War das verdammte Programm etwa in COBOL
geschrieben?
    Zwei Minuten, fünfzig Sekunden.
    Drei. Drei Minuten zehn.
    Was für eine Scheiße haben die Programmierer da
eigentlich verzapft?
    Dann baute sich auf einmal eine ganze Struktur von Links und
Querverweisen auf, wie bei einer Comicfigur, die eine Angelleine
auswirft und sie wieder einholt, mit Tang dran, einer Kette,
einem Schiffswrack, einer ganzen verrosteten Flotte, die
auf den Steg herunterprasselt…
    Alle vier betrachteten die Unmenge wiederhergestellter
Daten.
    »Ach«, meinte Donovan schließlich. »Der Kohn.«
     
    »Worum geht es eigentlich?«, fragte Jordan. Er und
Janis hatten Mühe, mit Kohn Schritt zu halten. Im Moment bot
es sich an, hinter ihm zu gehen.
    »Donovan hat es einfach mal drauf ankommen
lassen«, sagte Kohn über die Schulter hinweg.
»Vergangene Nacht bin ich einem seiner Sabotageteams in die
Quere gekommen. Aber da steckt mehr dahinter. Etwas
Persönliches. Zu kompliziert, um es jetzt zu
vertiefen… Morgen

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