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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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sauer: das Programm fraß sich wie Säure durch ihre Schutzmechanismen.«
    Moh erinnerte sich, dass Bernstein vor Jahren im Anschluss an
eine Versammlung über illegale Software und die
Gegenmaßnahme der Yanks geredet hatte. Offenbar war er
damals davon ausgegangen, Moh wüsste genau, worauf er
anspielte.
    »Und deshalb…?«
    »Ja, und wegen des Schwarzen Plans.«
    Bernstein hielt Mohs Blick stand, als wären seine
Erinnerungen scharf und unentrinnbar. »Das bedeutet, er
bekämpft sie noch immer, Moh. ›Ganz gleich, wo der
Tod uns ereilen mag…‹ Weißt du
noch?«
    Allein sentimentale Gefühle hinderten Kohn daran, ihm in
die Fresse zu hauen.
    »Der Tod ist nie willkommen«, sagte er
stattdessen.
    Bernstein musterte ihn erstaunt, registrierte eine
Veränderung in ihrer Beziehung.
    »Tot sein heißt, nicht überlebt zu
haben«, meinte er traurig.
    Kohn dachte darüber nach, dann nickte er.
    »Ich muss es schließlich wissen«, sagte
er.
     
    Er dankte Bernstein, verabschiedete sich und geleitete Janis
und Jordan aus der Mall in den Sonnenschein hinaus. Sie gingen zu
einer eingestürzten Mauer, setzten sich auf die
Überreste, ließen die Beine baumeln und unterhielten
sich. Ringsum lauter eingestürzte
Straßenüberführungen und Barackensiedlungen: am
ehesten hätte man sie für Rucksackstudenten auf einem
Archäologie-Trip halten können. Die Asche mehrerer
Zigaretten fiel zu Boden, während Moh ihnen berichtete,
woran er sich erinnerte.
    »Ich begreife immer noch nicht, wie der Schwarze Plan funktionieren soll«, meinte Janis.
    »Ich auch nicht«, sagte Moh. Bis zum vergangenen
Abend hatte er den Schwarzen Plan für schwarze Propaganda
gehalten. Jordan packte ihn und Janis so heftig beim Arm, dass
sie beinahe hintüber gekippt wären.
    »Was…?«
    »Ich weiß, wie er funktioniert«, sagte
Jordan, der sich beherrschen musste, um nicht zu schreien.
»Er hat Schlupflöcher in den Dissembler-Code
eingebaut! So funktioniert das! Weil jedermann Dissembler
verwendet. Moh, dein Vater war ein Hacker!«
    »Was meinst du mit
›Schlupflöchern‹?«, fragte Janis.
    »Zugriffsmöglichkeiten«, antwortete Moh.
»Trojanische Pferde. Das reicht weit zurück. Die
Programmierer eines der ersten großen Betriebssysteme
hatten einen wirklich subtilen Code eingebaut, der ihnen Zugang
zu allen Programmen verschaffte, die darauf liefen. Wenn Josh den
gleichen Trick bei Dissembler angewendet hat…«
    Der Plan funktionierte mittels des Marktes. Er wusste, woher
die Idee dazu stammte.
    »Josh hat wirklich Gewehre vergraben«, sagte Moh.
»Und zwar im Schwarzen Plan: Sleeperviren, Zeitbomben. Und
eine mögliche Entwicklung war die Niederlage der Republik
und das Scheitern der Revolution.«
    »Und was, glaubst du, war der erste Punkt des
Kontingent-Plans?«, fragte Jordan. »Ich werd’s
dir sagen – die Bildung einer Organisation wie der
ANR!«
    »Also, die hat er sicherlich ermöglicht«, meinte Moh. »Und zwar zweigt
er in der ganzen Welt Geld und Ausrüstungsgegenstände
ab. Computer-aided logistics, dass ich nicht lache! Aber
damit eine Organisation aufbauen?« Er hielt das neu
erworbene Pamphlet hoch. »Dazu bräuchte man diese Art
Programm und kein beschissenes Computer-Programm!« Jordan
und Janis sahen ihn an, als hätte er eine ausgesprochen
kluge Bemerkung gemacht. Er dachte kurz nach. »Oh,
Scheiße.«
    »Ja«, sagte Jordan. »Betrachte es mal so.
Das ist nicht bloß eine Analogie, das ist das
Gleiche. Das ist ein eigennütziges Mem!«
    »Über Meme weiß ich Bescheid; aber warum eigennützig?«
    »Das – also, das ist eine Metapher, okay?
Dafür, wie sich Ideen ausbreiten, sich selbst replizieren.
Als wären Ideen auf die gleiche Weise an Gehirnen
interessiert wie die Gene an den Körpern, in denen sie sich
befinden: gerade so weit, um sich selbst zu kopieren.«
    »Genau wie Computerviren«, setzte Janis hinzu.
    »Okay.« Moh breitete die Hände aus.
»Und weiter?«
    »Wenn Josh eine politische Strategie in den Schwarzen
Plan implantiert hat«, fuhr Jordan fort, »woher hat
er dann die Ideen genommen? Woher, wenn nicht aus dem
Parteiprogramm, aus der Summe seiner Erfahrung und seiner
politischen Lektüre? Der Plan ist das Programm
– nicht das alte Pamphlet, das du da hast, und das gilt
sicherlich nicht für alle Ideen, aber das Programm gibt den
Handlungsrahmen vor, der in seinem Code festgeschrieben
ist.« Er grinste durchtrieben. »Im Laufe der Jahre

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