Das Sternenprogramm
hohen Telefonrechnungen bemerkbar
machen wird, ha-ha.«
»Einige werden meinen, es gebe sie schon seit
längerem«, sagte Donovan, indem er missmutig den
Scherz anerkannte, während er sich insgeheim ärgerte:
Bleibtreu-Fèvre bezog sich auf eine Idee, die er ein wenig
zu ernsthaft in Das geheime Leben ausgeführt hatte.
»Was ist mit Dr. Van?«
»Mit dem haben wir vielleicht Schwierigkeiten«,
erwiderte Bleibtreu-Fèvre. »Ich habe seit Stunden
nichts mehr von ihm gehört. Er hat einen nervigen,
nichtssagenden Avatar in Gestalt einer hübschen jungen Dame,
die den Eindruck erweckt, sie würde sofort einen Kontakt
herstellen, aber sobald das Gespräch beendet ist, wird einem
klar, dass sie überhaupt keine Versprechungen gemacht
hat.«
»Wahrscheinlich eine reale Person«, sagte Donovan
mit großem Ernst. »Diese Eigenschaft lässt sich
nur schwer automatisieren.«
»Irgendwas Neues von Kohn?«
Donovan schnippte Kohns Nachricht in Bleibtreu-Fèvres
Blickfeld.
»So viel zu diesem Plan«, bemerkte der
Stasis-Agent, nachdem er sie gelesen hatte.
»Mag sein«, sagte Donovan widerstrebend.
»Catherin Duvalier wird mich jedenfalls mit großer
Sicherheit kontaktieren, sollte Kohn sie ausfindig machen. Es
liegt in ihrem Interesse, die Angelegenheit
beizulegen.«
»Ich schlage vor, Sie rufen noch einmal zu seiner
Festnahme auf«, sagte Bleibtreu-Fèvre. »Bitte
geben Sie mir Bescheid, sobald Sie Kontakt zu ihm haben. Von
diesem Mann geht möglicherweise eine große Gefahr aus;
vielleicht ist er sogar infektiöser Informationsträger
dieser AI. In Anbetracht seines Werdegangs – und wenn man
bedenkt, wer sein Vater war und was mit ihm geschehen ist –
dürfen wir uns nicht auf seine Mitarbeit verlassen. Ich
werde versuchen, seiner persönlich habhaft zu
werden.«
»Ist das nicht riskant, solange er sich in Norlonto
aufhält?«, fragte Donovan. Die Weltraumverteidigung
neigte auch dann zu Überreaktionen, wenn die Stasis auf nur
theoretisch extraterrestrisches Gebiet übergriff.
»Ja«, räumte Bleibtreu-Fèvre ein.
»Aber das Risiko müssen wir eingehen.«
»Und falls er Norlonto verlässt?«
»Auch daran habe ich gedacht«, antwortete
Bleibtreu-Fèvre. »Bei meiner Arbeit, und das trifft
sicherlich auch auf die Ihre zu, pflegt man Kontakte, die
vielleicht – wie soll ich sagen? – in mancherlei
Hinsicht irregulär, im Grunde aber unabdingbar
sind.«
Die Barbaren. Grüne Partisanen. Man gibt ihnen ein
Trinkgeld, erklärt ihnen, diese Maschine oder jene Person
stelle eine Gefahr für die Welt dar: und dann Feuer frei.
Donovan nickte enthusiastisch, während ihm durch den Kopf
ging, dass auch er für die Stasis kaum mehr als ein
nützlicher Barbar war.
Die Telefonzelle bestand aus zerkratztem Plastik und war an
die Außenwand des Einkaufszentrums angeschraubt, der
Apparat selbst war ein abgeschrägter schwarzer Klotz,
ähnlich dem Monolithen in 2001. Außerdem hatte
der Apparat bislang selbst Laserfeuer standgehalten. Kohn
drückte sich in die Zelle, während ihn die anderen nach
außen hin abschirmten, so gut es ging. Er schloss das
Kehlkopfmikrofon und das Gewehr an die Telecom-Box an und gab
Logans Schlüssel ein.
Ein Holo erschien in der schwarzen Tiefe, eine protzige
Darstellung des Signalweges: Alexandra Palace - Telecom-Tower
– Murdoch GeoStat – über ein paar weitere
Kommunikationssatelliten – und ping bis zum
Lagrange-Punkt, wo Habitate wie Seetang im gravitativen
Kielwasser von Erde und Mond schwankten. Dort verschwand das
Signal in einem Dickicht lokaler Netzwerke. Die Ziffern, welche
die aufgelaufene Gebühr anzeigten, wechselten ebenso rasch
wie bei seinem letzten Anruf bei Logan, als er lediglich eine
Sprechverbindung gehabt hatte, ohne aufwendige Grafik (MIPs
sind billiger als Bandbreite). Irgendwo dort drinnen:
Dissembler, das Werk seines Vaters.
Unvermittelt erschien Logans Gesicht, und zwar gekippt; hinter
ihm und um ihn herum Pflanzen, Fischtanks, Kabel, Schläuche,
alles wüst gestapelt, als würde es jeden Moment
umkippen; ein Deckenfenster, hinter dem mit beunruhigender
Gleichmäßigkeit Lichtbalken vorüberzogen.
»Moh Kohn! Ich habe darauf gewartet…« Er verstummte. »Hey, Mann,
ist die Übertragung sicher?«
»Die Verschlüsselung ist von dir«, erwiderte
Moh trocken.
Logan reagierte mit der üblichen Verzögerung. Es
vermittelte den Eindruck, er sei schwer von Begriff, bis man sich
darauf einstellte
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