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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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ihre Verbindung zu Passy interessiert, dann
wüßten Sie, daß zu der Zeit ein holländischer Finanzier, ein gewisser Kock,
hier in Passy gewohnt hat. Ein Freund von Jacques-René Hebert. Wurde zusammen
mit Duchesne geköpft, im 6. Germinal ...“
    Faroux verdrehte die Augen.
    „Was soll das Blabla ?“
    Er hatte recht .
Es war Blabla . Aber dadurch wollte ich dem Rest auf
die Spur kommen, der noch immer im Nebel lag. Wenn ich rede, gehen meine
Gedanken manchmal eigene Wege. Und dann kann es Vorkommen ,
daß Blabla und Gedanken sich miteinander vermischen
und zu einem Ergebnis führen. Im Moment sah es noch nicht danach aus. Also
quatschte ich weiter:
    „Zwei Monate nach Kocks Hinrichtung
schenkte sein Schatz hier in Passy einem kleinen Paul das Leben. Der wurde dann
— später erst — der berühmte Romancier der Pariser Modistinnen.“ Faroux wurde
deutlicher:
    „Was soll der Scheiß?“
    Inspektor Fabre sagte nichts, dachte
sich aber seinen Teil. Hélène kannte mich schon länger und war das gewohnt.
    „Revolution. Europäische Kriege“, fuhr
ich fort. „Erster Weltkrieg. Besatzung. Rue Adolphe-Yvon. Adolphe wie Adolf
Hitler. Und Yvon wie Yvonne, die Widerstandskämpferin, von der Oberst Rémy in
seinen Memoiren spricht. Merken Sie, worauf ich hinaus will?“
    „Ich ahne es“, sagte Faroux. „Aber
Himmeldonnerwetter? Warum haben Sie denn bei der Französischen Revolution
angefangen? Warum nicht mit der Sintflut?“
    „Ja, wär auch nicht schlecht gewesen“,
stimmte ich ihm zu. „Wegen dem Wasser in Masuys Badewanne.“
    „Ach! Masuy !“
rief Inspektor Fabre.
    Hélène sah mich an.
    „Das war’s, woran mich die Avenue
Henri-Martin erinnert hat“, erklärte ich ihr. „Avenue Henri-Martin 101. Da
hatte Masuy seinen Kaufladen. Komischer Laden. Es
wurde versucht, Gewissen zu kaufen. Moderner Komfort, ausgefeilte
Hydrotherapie. Damit brachte man die Leute zum Sprechen. Ich erzähle Ihnen
nichts Neues, Faroux. Stimmt’s?“
    Wir saßen eine Weile schweigend da.
    „Träumen Sie?“ fragte Faroux.
    „So ungefähr. Ich denke nach.“
    Inspektor Fabre berührte den Arm
seines Vorgesetzten und flüsterte:
    „Wir sollten besser abhaun , Chef. Sonst zitiert der uns noch ‘n Kapitel aus der
Bibel.“
    „Die Bibel hatten wir schon“, sagte
ich lächelnd.
    Faroux sammelte die Fotos ein.
    „Nichts wie weg! Der Mann macht mich
noch ganz verrückt...“
    Die beiden Flics dampften ab und überließen mir die Rechnung. Die scheinen wohl häufig Ärger zu
kriegen mit ihren Spesenabrechnungen...
    „Na schön“, sagte Hélène.
„Französische Revolution, Erster Weltkrieg usw. usw. Welch ein Wissen! Sind Sie zufrieden mit Ihrer Zirkusnummer?“
    „Nein. Ich suche immer noch... was,
weiß ich selber nicht.“
    „Den Schmuck.“
    „Nein, nicht den Schmuck. Den werd ich vielleicht nie zu Gesicht bekommen.“
    Ich sollte ihn zu Gesicht bekommen.
Und zwar sehr bald.

10

Metalle aller Art
     
    Beim Hinausgehen sagte ich zu Hélène:
    „Wenn ich wüßte, daß mir beim Essen
das Gespenst erscheinen würde, hinter dem ich herrenne...“
    „Brauchen Sie einen Vorwand zum
Essen?“ fragte Hélène lachend.
    „Ach was! Es geht einem nur so gut, wie
man sich’s gehen läßt...“
    Ich sah auf die Uhr.
    „Außerdem ist es schon wieder Zeit. Gehn wir?“
    Wir gingen.
    Das Essen, das wir auf einer Terrasse
nicht weit vom Bois de Boulogne zu uns nahmen, war
köstlich. Der richtige Wein dazu, hinterher ein Kaffee, ein
Verdauungsschnäpschen und noch einen und noch einen.
    „Und?“ fragte Hélène, nachdem sie sich
eine Zigarette angezündet hatte. „Ist Ihnen das Gespenst erschienen?“
    „Hab noch nicht genug getrunken. Oder zuviel ... Ich geh schlafen. Die Nacht wird Rat wissen.
Kommen Sie mit, chérie ?“
    „Ich begleite Sie“, stellte Hélène
klar.
    „Besser als nichts.“
    Vor dem Hotel stieg ich aus, erklärte
meiner Sekretärin, wo sie den Dugat abstellen konnte,
und trat in die Hotelhalle.
    „Ein Monsieur Zavatter hat angerufen, M’sieur “, sagte das Zimmermädchen.
„Sie können ihn unter dieser Nummer erreichen.“
    Sie gab mir einen Zettel. Und dann kam
auch schon Hélène herein.
    „ Zavatter “,
sagte ich erklärend. „ Werd ihn von meinem Zimmer aus
anrufen. Kommen Sie mit hoch?“
    „Ich gehe nach Hause“, sagte sie
entschieden.
    „Charmante Träume“, brummte ich. „Gute
Nacht, chérie .“
    „ Gute Nacht, Chef. Und einen schönen Gruß an Ihren Kater,
morgen früh.“
    Ich ging

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