Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
Schmerzen oder Angstgefühle verhindert oder zumindest gemildert. Auch die Tendenz, zu sehr in den Bann spontaner innerer Bilder zu geraten, kann durch eine entspannte Atemweise abgeschwächt werden. Die westliche Atemtherapie [117] oder die fernöstliche Atemarbeit [118] können als Vorbereitung für das Stille Qi Gong dienen und helfen, die richtigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Praxis des Yi Qi Gong zu schaffen. [119]
2. Bauchatmung: Hierbei wölbt sich der Bauch beim Einatmen nach außen und zieht sich beim Ausatmen zusammen. Nach der Lehre des Qi Gong entwickelt sich die natürliche Bauchatmung am besten durch Übungen, die nicht gezielt auf die Atemmuskulatur einwirken, sondern lediglich einen Anreiz verursachen, der die Bauchatmung fördert (siehe unten: »Übungen zum Trainieren der Bauchatmung«). Gewohnheitsmäßige falsche Atemmuster – wenn etwa die Atemmuskulatur am Rücken und an den Seiten erstarrt ist – können die Entwicklung der Bauchatmung stark beeinträchtigen oder gar unmöglich machen.
3. Gegenbauchatmung: Diese Atemform wird im Qi Gong zur Anregung des Qi-Flusses verwendet und bildet zugleich die Grundlage für die vierte Atemart, die »Körperatmung«. Sie entwickelt sich auf natürliche Weise aus einer erfüllten Bauchatmung und sollte auf keinen Fall erzwungen werden.
Die Bauchdecke wird in diesem Fall beim Einatmen zurückgezogen, und damit werden die Bauchorgane und das Zwerchfell nach oben geschoben. Beim Ausatmen wölbt sich die Bauchdecke nach vorn, die Organe sinken wieder nach unten. Das Zurückziehen des Bauches wird von einem Gefühl des Zusammenziehens zur Mitte hin im ganzen Körper begleitet, und mit der Ausdehnung der Bauchdecke beim Ausatmen scheint sich auch der gesamte Körper wieder auszudehnen.
4. Körperatmung: Hier liegt das Hauptgewicht auf der Vorstellung, dass sich sämtliche Poren der Haut wie kleine Lippen nach außen stülpen, um universales Qi einzusaugen. Die Gegenbauchatmung, verbunden mit einem sanften Hochziehen der genitalen und analen Muskulatur, verstärkt diese Vorstellung. Das Qi, das man sich als Licht vorstellen kann, trifft im rechten Winkel auf die Haut auf, wird beim Einatmen nach innen gesogen, und beim Ausatmen lässt man das Qi im Körper frei fließen. Im Übrigen ist dieser Vorgang mit keinerlei Anspannung verbunden. Der Atemrhythmus ist sanft und langsam, und die gesamte Aufmerksamkeit wendet sich der Imagination des Ansaugens zu. Nach einiger Vertrautheit mit der Übung wird der Atem als Hilfsmittel nicht mehr nötig sein.
Die Vorstellung geht weit hinaus in den Kosmos, um von dort ganz reines, frisches Qi zu holen. Das mag spekulativ klingen, und wir können zunächst einmal offenlassen, ob es tatsächlich solch ein weit hergeholtes Qi ist, das man dabei einsaugt. Doch zumindest zeigt die Erfahrung, dass dieses imaginative Hinausspüren in das Weltall die geistige Sammlung unterstützt und ein Gefühl für Raum erzeugt, das ein wichtiger Aspekt des »Qi-Gong-Zustands« (siehe unten) ist.
Eine erweiterte Form der Körperatmung ist das zusätzliche Ausstoßen von verbrauchtem Qi. Beim Einatmen wird das Qi wie zuvor angesaugt. Das Ausatmen wird mit der Vorstellung verbunden, verbrauchtes Qi durch die Poren heftig abzustoßen – »bis an den Rand des Universums«. [120]
Die Körperatmung ist eine wirkungsvolle Möglichkeit, den Körper mit Qi anzureichern. Es heißt, dass es möglich sei, durch Aufnahme von universalem Qi den Energiehaushalt des Körpers so gut zu versorgen, dass keine anderen Formen der Energiezufuhr nötig sind (dies erklärt die Fähigkeit östlicher Yogis, lange Zeit ohne Nahrung oder sogar ohne Luft auszukommen). Es ist vorstellbar, dass Fastenkuren mit der Unterstützung durch die Qi-Gong-Praxis sicherer und erfolgreicher durchzuführen sind.
Die Manipulation des Atems spielt im Yi Qi Gong eine untergeordnete Rolle. Erst in einigen fortgeschrittenen Übungen wird die Methode des Atemanhaltens miteinbezogen; für unerfahrene Praktizierende sind solche Übungen gefährlich. Im Dong Gong, dem Bewegungs-Qi-Gong, wird der natürliche Atemrhythmus durch verschiedene Arten von Bewegung angeregt. Das therapeutische Atemtraining innerhalb der chinesischen Medizin wird nicht zum Qi Gong gerechnet.
Yi Qi Gong zielt darauf hin, die Atmung zunehmend selbstverständlicher werden zu lassen. Je mehr sie auf natürliche Weise zur Ruhe kommt, desto besser ist es für eine wirkungsvolle Arbeit mit
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