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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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Bekanntschaft mit Meister Fredrik, ihrer Arbeit im
Sauschwanz
und wie sie Fräulein Blom wurde. Sie sagte, Gullenborg sei für sie zuerst ein Paradies aus Farben und sinnlichen Freuden gewesen, dann konnte sie dort ihrer Arbeit nachgehen und sich nützlich machen. »Aber nichts ist, wie es scheint, und bald werde ich in der Falle sitzen«, sagte sie.
    »Sie haben die Rolle des Gefangenen in meinem Oktavo, und ich habe die Aufgabe, Sie zu befreien«, sagte ich. Zärtlich nahm ich ihre warme Hand und hob sie an meine Lippen.
    Sie schlang ihre Finger um meine Hand. »Und was ist mit den anderen, die von der Uzanne bald gefangen gehalten werden?«, fragte sie.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Johanna, nur gemeinsam können wir den Lauf weitreichender Ereignisse zu unseren Gunsten lenken und die Uzanne vollständig aus dem Spiel werfen.«

Kapitel 42

Die Allianz der Gegner
    Quellen: M. F. L., J. Blom
    Jetzt oder nie, ohne weitere Umstände. Er muss zur Verantwortung gezogen werden! Er hat das Land schlecht geführt und das Volk ruiniert. Der Erste im Reich hat einen Krieg der Diebe angezettelt, unser Volk an die Türken verkauft und es der Tyrannei übergeben, dieser feige, hochmütige Schurke!
    Meister Fredrik hob die zertrampelte Nachricht vom Boden auf und ließ sie wieder fallen wie glühende Kohlen. »Lieber Gott im Himmel! Die Uzanne überschüttet die Stadt mit Aufrufen zum Aufruhr!«, sagte er. Die hochverräterische Schrift wurde von einer Bö gepackt und über die Dachfirste gewirbelt, damit sie in einer anderen Straße wieder herabfiel und einem anderen Leser die Finger verbrannte. Mit seinem Packen steifem Briefpapier und Umschlägen mit spitzen, dreieckigen Klappen eilte Meister Fredrik weiter in Richtung Skräddargränd und betete, dass der Kutscher seine Aufgabe ehrlich erledigt hätte. Vor dem Schaufenster einer Bäckerei blieb er kurz stehen, es war gefüllt mit ordentlichen Reihen aus Fastnachtskrapfen und runden, goldbraunen Kardamomkuchen, bestäubt mit Puderzucker. Er tastete in seiner Tasche nach einer Münze und ging zur Ladentür, als sich im Fenster ein Mädchen in einem grauen Umhang spiegelte, das einen Einkaufskorb trug. »Mir lauert der Teufel in Form von sahnegefülltem Gebäck auf!«, sagte er zu seinem Spiegelbild, dann drehte er sich um und rief das Mädchen an: »Fräulein Blom!«
    Johanna beschleunigte ihren Schritt, Meister Fredrik trabte hinter ihr her, so schnell er konnte. »Sie sind doch Fräulein Blom, nicht wahr?«, sagte er atemlos und hielt sie am Umhang fest. »Ich weiß, dass Sie bei Herrn Larsson waren.« Angst huschte kurz über ihr Gesicht, dann nickte sie. »Ist meine Nachricht angekommen?«
    »Die Vermieterin hat einen Brief gebracht, ja.« Johanna zog ihre Kapuze tiefer in die Stirn.
    Meister Fredrik atmete laut und erleichtert aus. »Dann waren Sie also auf einem Botengang der Nächstenliebe?« Johanna nickte, Meister Fredrik zog sie näher zu sich. »Die Uzanne hat Sie geschickt, um den Fächer zu holen.« Johanna sagte nichts. »Ich selbst sollte ihr den Fächer zusammen mit Herrn Larsson bringen.«
    »Madame konnte nicht warten, dass ein Mann die Aufgabe einer Frau erledigt«, sagte Johanna und versuchte sich loszureißen.
    »Hübsche Handschuhe«, sagte Meister Fredrik und ließ den Umhang los. »Schön und praktisch. Durch die dunkelgraue Farbe sieht man den Schmutz nicht, und die Stickerei verrät eine liebreizende Hand. Die Handschuhe gehören der Uzanne, nicht wahr?«
    Johanna sah ihn an, als wäre er übergeschnappt. »Ich muss zurück nach Gullenborg, Meister Lind.«
    »Sie pflegen die Kranken, Fräulein Blom, das braucht Zeit.« Sanft nahm er ihre Hand und strich über die Stickerei auf dem Handschuh. »Ihre Herrin sammelt alles Schöne und Praktische. Ihre Faltfächer sind dafür das beste Beispiel. Doch Madame sammelt auch andere Dinge: Menschen, die sowohl schön wie auch nützlich sind – wie wir. Nun, nützlich bin ich, schön kann ich mich wohl kaum nennen, auch wenn Gott allein weiß, dass ich mir Mühe gebe.« Er lachte, verstummte jedoch, als er Johannas gequälte Miene sah. »Aber ich erschaffe das Schöne und Nützliche. Ob Sie sich wohl auch als Sammlerstück fühlen, wenn Sie in ihrem reichen Haus leben, ihre schönen Handschuhe tragen, von Tag zu Tag schöner werden und auch so … überaus nützlich sind?«
    »Ich brauchte eine Stellung. Ich hatte nicht die Absicht, ein Sammlerstück zu sein.«
    »Aber das sind Sie, ich weiß es, denn ich

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