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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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Blom.« Die Uzanne blickte sich um und sah, dass sie allein waren. »Ich hatte gehofft, Sie bei der Arbeit mit Ihrem Schüler zu sehen, aber offenbar bin ich zu spät gekommen.« Der Kleine Per rappelte sich auf, um seine Schiefertafel zu holen, aber die Uzanne schüttelte den Kopf. »Zeit, schlafen zu gehen. Und Fräulein Blom hat ein neues Mittel, das sie gern ausprobieren würde.«
    Der Kleine Per nickte lächelnd.
    Johanna legte ihr Buch auf den Tisch. »Ich bin noch nicht ganz fertig. Die Mengenverhältnisse sind …«
    »Die Köchin hat mir gesagt, wo Sie das Behältnis aufbewahren, Fräulein Blom. Bringen Sie es her.«
    Johanna nahm den Küchenschemel und ging in die Speisekammer. Sie stieg hinauf und streckte den Arm über das oberste Regalbrett bis zu der feuchten Steinmauer und spürte die glatte Oberfläche des Krugs. Sie wartete kurz, dann schrie sie laut auf und warf ihn auf den Boden. Bleich und zitternd kam sie wieder in die Küche. »Es tut mit leid, Madame, es tut mir leid.«
    Der Junge wurde wieder quicklebendig. »Schon gut, schon gut! Ich werde Ihnen helfen, Fräulein Blom. Hier ist eine saubere Schüssel und ein Messer, mit dem man Ihr Pulver wieder aufheben kann. Ich mache das für Sie.«
    »Danke, Kleiner Per«, sagte die Uzanne.
    Die beiden Frauen standen in der Tür und sahen zu, wie der Kleine Per die Unordnung beseitigte, die Scherben aus dem grauweißen Pulver klaubte und es in einen sauberen neuen Topf siebte.
    »Erledigt!« Er reichte der Uzanne den Krug.
    »Nimm dir erst selbst eine schöne Portion. Dann schläfst du heute Nacht gut und bist morgen früh von deinen Pflichten befreit.« Der Junge verbeugte sich und schüttete sich ein Häufchen Pulver in die Hand.
    »Madame … Ich … Es ist noch nicht abschließend getestet«, sagte Johanna.
    »Aber darum geht es doch jetzt, nicht wahr?«
    Der Kleine Per roch an dem Pulver und atmete tief ein. »Riecht gut«, sagte er. »Ich mag Sie, Fräulein Blom.«
    »Nicht so viel, Per, bitte!«, flehte Johanna ihn an.
    Die Uzanne legte ihr die Hand auf den Arm und umschlang ihn fest. »Er soll sich nehmen, so viel er will.«
    Eine Viertelstunde später lag er tief schlafend auf dem Boden. Als die Uzanne und Johanna fast zwei ganze Tage später die Kutsche nach Gävle bestiegen, wurde der Kleine Per an ihnen vorbei zum Stall getragen, er war bewusstlos, aber am Leben, sein Gesicht war so aufgedunsen, dass er nicht mehr wiederzuerkennen war. Der Arzt war sich nicht sicher, wie es ihm ergehen würde, wenn er erst wach wäre, und ob er überhaupt je wieder aufwachen würde. Die Uzanne lehnte sich in der Kutsche zurück und zog die Pelzdecke über sich. »Gut gemacht, Johanna. Fast sechsunddreißig Stunden! Damit wäre er nun schon halb in Sankt Petersburg.«

Kapitel 44

Liebe zur Arbeit
    Quellen: M. Nordén, L. Nordén
    »Christian, lass deine Fächer für das Atelier sprechen und nicht die Uzanne!«, bat Margot ihren Mann.
    Er sah sie nicht an. Er klemmte einen geschliffenen Glasstein in eine Pinzette und hielt ihn unter die Lupe, die an der Lampe befestigt war. »Er ist defekt«, sagte er.
    »Christian, wir dürfen nicht in ihre Pläne hineingezogen werden, wir dürfen nichts mit der Uzanne zu tun haben!« Margot stand da und sah zu, wie er über einen Ersatz für den fehlerhaften Stein nachdachte. Sie schlug die Tür zu, als sie ging.
    »Dazu ist es zu spät, meine Liebe.« Christian blickte auf. »Und sieh doch die vielen Aufträge, die durch sie hereinkommen.«
    »Zu viel Arbeit? Ist sie deswegen verärgert?«, fragte Anna Maria, als sie die Tür öffnete und, mit Lars im Schlepptau, die Werkstatt betrat. Vor der Reihe grauer Seidenfächer, die direkt unter ihren Elfenbeinstäben auf einem weißen Leinenpolster lagen, blieb sie stehen. »Kopien! Endlich!«, sagte sie erfreut zu Lars.
    »Alle jungen Damen Ihres Dominanz-Unterrichts wollen den gleichen Fächer, mein Pfläumchen.«
    »Kopien? Nein, Fräulein Plomgren, wir stellen keine Kopien her«, sagte Christian. »Sie sind nicht ganz genau gleich.«
    »Nach weiteren drei Dutzend und einer Anzeige im
Nya Posten
nach dem Debüt können wir das Dreifache der Herstellungskosten verlangen«, sagte Anna Maria und fasste Lars an den Schultern.
    Christian sah von seiner Arbeit auf, sein kritischer Blick galt dem Dorn, der einfach nicht in den Fächerstiel passen wollte. »Weitere drei Dutzend! Schon diese hier haben mich fast ruiniert. Meister Fredrik ist allein von diesen Gänsekielen reich

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