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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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zu husten. Ihre Augen wurden feucht vor Anstrengung, sie wischte sie mit dem Ärmel trocken. »Wo ist Kassiopeia?«
    »Müssen wir jetzt darüber sprechen? Es geht Ihnen nicht gut«, sagte ich flehend.
    »Ich bin Ihr Schlüssel. Ich muss es wissen.« Ihre Hände flatterten um ihr Gesicht, berührten Wangen und Mund. Also erzählte ich ihr, was während ihrer Abwesenheit vorgefallen war: von meine Erkrankung, der Dominanz-Übung, dem Geplapper meines Geschwätzigen Lars, Margots und Christians Hilfe – die ich beide als meinen Gewinn betrachtete. Zuletzt erwähnte ich die Bemühungen meines Lehrmeisters und meines Gefangenen, den Fächer an sich zu nehmen. »Und?«, fragte sie und beugte sich gespannt vor.
    »Fräulein Blom hatte ein … zwingendes Argument. Dann hat sie mir Ihre Nachricht vorgelesen, und alles hat so gut gepasst, dass ich ihr den Fächer gegeben habe. Ich hatte das Gefühl, Sie wären im Geiste bei uns gewesen.«
    Sie schlug die Hand vor den Mund und flüsterte ihren Fingerspitzen etwas zu, dann bückte sie sich, hob ein paar Blätter auf und hielt sie sich dicht vor die Augen. »Kassiopeia ist zur Uzanne zurückgekehrt. O ja, hier ist sie. Sehen Sie! Ich habe unser Diagramm erweitert, Emil, ich habe die restlichen Karten zwischen uns aufgeteilt. Ihr Gefangener ist gleichzeitig der Lehrmeister der Uzanne«, sagte sie. »Ein schönes Muster, nicht wahr? Hier, sehen Sie, ist Ihr Gefährte. Der Lehrmeister der Uzanne hat sich gegen sie gewendet, und Ihr Gefangener wird freikommen.« Plötzlich blickte sie auf und schnappte nach Luft. »Sie haben Ihren Kurier noch nicht positioniert, und Ihren Betrüger auch nicht.«
    »Es gibt eine Person, die eine von beiden sein könnte.« Ich schilderte ihr Frau Murbecks Rolle bei meiner Genesung – dass ich sie zuerst für meine Feindin gehalten, sie sich jedoch als Engel erwiesen hatte. Und nun war sie auch bereit, meine Botin zu sein. »Könnte sie beides sein?«
    »Murbeck?«, fragte Madame Sparv. »Ihre Karte zeigt Ihren Betrüger als derbe Frau mit scharfer Zunge, die einen verängstigten Mann ausschimpft. Ist das ihr wahres Wesen?« Ich gab zu, dass Frau Murbeck eigentlich sehr nett war, dass sie ihren Jungen zwar schalt, ihn aber liebte und richtig erziehen wollte. »Und Ihre Kurier-Karte zeigt einen Mann, ganz eindeutig einen Mann. Vielleicht ist Frau Murbeck lediglich eine Freundin.« Madame Sparv packte mich am Ärmel und zog mich mit einem Ruck zu sich. Ich konnte ihren fauligen Atem und ihren ungewaschenen Leib riechen. »Sie müssen diese beiden Letzten finden, und zwar schnell! Eine scheinbar unbedeutende Entscheidung einer Ihrer acht Personen kann die ganze Landschaft verschieben. Liebe und Verbundenheit sind in der Schwebe, und die Krone steht auf dem Spiel.« Ich blickte auf sie herunter und sah eine graue Laus über ihren Scheitel laufen. »Wir brauchen den französischen König«, nuschelte sie. »Und hatte ich nicht um Weinbrand gebeten?«
    Ich hörte ein leises Klopfen, zog meinen Ärmel aus ihren knochigen Fingern und ging zur Tür. Es war Frau Murbeck selbst. »Dann ist das hier also der Sündenpfuhl, der wieder eröffnet wird«, sagte sie mit kaum verhohlenem Ergötzen. »Wo ist die Wahrsagerin?«
    Ich führte sie erst in die Küche, wo sie ihre Körbe und Päckchen abstellte, dann stellte ich sie Madame Sparv vor, die ihr nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkte. Als wir wieder in der Küche waren, umriss Frau Murbeck ihre Pläne: Zuerst würde sie die Kopfläuse behandeln, was Gebete und geistliche Lieder mit einschloss, außerdem müsste Madame Sparv stricken lernen, damit sie eine sinnvolle Beschäftigung hätte. Ich gab Frau Murbeck Geld, um die Speisekammer wieder aufzufüllen, und sie versprach, mir später Bericht zu erstatten. »Ich werde rechtzeitig zum Unterricht wieder zu Hause sein, Herr Larsson, und um Ihrer Freundin die gute Nachricht zu überbringen.«
    Madame Sparv sah nicht auf, als ich mich verabschiedete. Ich nahm meinen scharlachroten Umhang vom Stuhl in der Diele und wollte gerade nach dem Riegel greifen, als ich Madame Sparvs Stimme hörte:
»Vive le roi!«

Teil III Das Ende des Jahrhunderts
    Der Tod, das ist ein grimmiger Bär,
    Holt sich ein Leben jede Stunde;
    Ob Sperling oder stolzer Aar,
    Die gehn an seiner Gier zugrunde:
    Es klagt die Welt vor solchem Brauch,
    Doch Bacchus lacht, ich tu es auch.
    Carl Michael Bellman, Fredmans Gesang Nr.  19 , Ein Lied auf den Tod und dessen Bärennatur

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