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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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nirgends zu sehen.
    »Was gibt es Neues?«, fragte ich einen Kollegen. Ich blickte konzentriert zum Eingang der Gemächer, wo eine Traube von Menschen Einlass begehrte.
    »Gustav liegt im königlichen Schlafgemach – seit seiner Vermählung vor zwanzig Jahren hat er dort nicht mehr genächtigt.« Der Sekretär blieb stehen und schnupfte eine Prise Tabak. »Und auch das war keine glückliche Nacht, aber er hat sie überlebt.«
    Ich stürzte mich in die Menge, gab irgendeinen erfundenen Auftrag meines Amtes vor, und fand mich in einem bunten Gemisch aus Städtern wieder, die sich, ungeachtet ihrer Geburt, aneinanderdrängten. Offiziere und Minister gesellten sich zu Pagen, Näherinnen, Schneidern und Bierbrauern. Von Johanna oder der Uzanne jedoch keine Spur. Im Raum war es heiß, es roch nach nasser Wolle und Schweiß. Und Angst. Gustav lag da, tröstete seine Besucher, sprach aufmunternde Worte und hielt den verzweifelten Menschen die Hand. Als ich nahe genug gekommen war, trafen sich unsere Blicke kurz. »Der Königsvogel schickt beste Wünsche«, rief ich. Ich wusste nicht, ob er mich gehört hatte, er drehte sich um und begrüßte Herzog Karl und seinen jüngeren Bruder Fredrik Adolf, beide waren schockiert und blass. Dann ließ der gute Doktor Olof af Acrel das Zimmer räumen, denn die Luft war zu stickig geworden, und alle außer den nächsten Angehörigen des Königs mussten auf die kalten, trostlosen Straßen hinaus. Es war fast drei Uhr.
    Mit einem kleinen Rest Hoffnung, dass Johanna vielleicht Madame Sparv aufgesucht hätte, wenn alles andere schiefgelaufen wäre, ging ich automatisch den vertrauten Weg zur Gråmunkegränd. Als ich einen Streifen Licht in den Ritzen zwischen den dicken Vorhängen sah, rannte ich die Treppen hinauf und wappnete mich gegen eine gebrochene Madame Sparv. Doch es war Katarina, die mir öffnete, und in der Eingangsdiele brannten hell die Kerzen. Der Boden war geschrubbt worden, und die Öfen waren warm genug, sodass die anwesenden Damen ihre Schultern entblößen konnten.
    »Sie sind wieder hier, Katarina!«, sagte ich erschrocken und wich ins Treppenhaus zurück. »Und die Säle …«
    »Madame Sparv hat mich vor einer Woche zu sich gerufen. Unser Vögelchen ist von selbst wieder genesen.«
    »Und in einer Nacht wie heute wird gespielt?«
    Katarina trat vor mich und drückte meine Hände. »Oh, sie wird sich freuen, Sie zu sehen, Herr Larsson. Es geht ihr nicht gut, die Karten sind ihr einziger Trost.«
    Ich gab Katarina meinen Umhang. »Danke, Frau … Ekblad – so heißen Sie doch jetzt?«
    Sie nickte mit einem Lächeln, das ihre Augenwinkel in Fältchen legte. »Warten Sie hier. Madame Sparv wird Sie holen, wenn sie so weit ist.« Sie deutete auf die Spieltische.
    Mindestens ein Dutzend Spieler hatten sich im verrauchten großen Spielsaal versammelt, sie tranken Tee und Kaffee. Die Einsätze wurden nicht laut ausgerufen, man hörte nur das beruhigende Geräusch der Karten. Alle Gespräche, auch während des Kartengebens, drehten sich nur um den Mordversuch. Zwei Spieler, die beim Maskenball gewesen waren, spannen ihre Geschichten aus dem, was sie aus ihrer Erinnerung und vom Hörensagen wussten. Ich machte mir nicht die Mühe, sie zu berichtigen oder meine eigenen Beobachtungen hinzuzufügen, ich saß einfach nur da und hörte zu. Spekulationen über den oder die Attentäter konzentrierten sich auf den Schauspieler La Perrière, einen bekannten Jakobiner, und die Patrioten unter General Pechlins Führung. Das Gespenst der Revolution und Repression erhob sich um uns herum, und um es zu bannen, achteten wir irgendwann nur noch auf die Karten.
    Nach einer Stunde spürte ich einen stechenden Blick auf meinem Nacken. Madame Sparv, noch immer sehr schmal, aber doch auf dem besten Weg zu ihrer früheren Verfassung, nickte zum Gruß. Ich stand auf und nahm ihre warme, weiche Hand. »Sie sehen gut aus«, sagte ich.
    »Ich habe mich verändert«, erwiderte sie und küsste mich auf die Wange. »Alles hat sich verändert. Kommen Sie, reden wir, Emil.«
    Ich folgte ihr ins obere Zimmer, und wir setzten uns in die beiden Sessel am Ofen. »Ich bin überrascht, dass Sie hier sind, Madame.«
    »Ich wollte zu ihm gehen, als ich es erfahren habe, aber die Männer des Herzogs waren an der Tür und ließen mich nicht ein. Ich werde es morgen noch einmal versuchen.« Sie schaukelte nervös im Sessel. »Als ich wieder nach Hause kam, warteten schon ein paar Stammgäste, also habe ich den Salon

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