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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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auf einem Tischchen eine Öllampe mit Pappschirm, das einzige Licht, das nachts brennen durfte; es warf seltsame Schatten und ließ die gemalten Figuren, die von der Decke herabblickten, gespenstisch wirken. An einer Säule hing eine Nachtuhr. Der König frage wieder und wieder nach der Uhrzeit. Er huste ununterbrochen. Seine Wunde werde langsam brandig, der Gestank hing in der Luft.
    Am 29 . März 1792 verschied König Gustav III . von Schweden. Seine letzten Worte waren: »Ich fühle mich schläfrig, eine kurze Ruhe würde mir guttun.«

Kapitel 72

Die Gnade des Königs
    Quellen: E. L., Madame S., das Tagblatt von Stockholm, Zeugen der Hinrichtung, der Polizeispitzel, Pastor Roos, L. Gjörwell
    Alles in der Stadt verkümmerte, als die Bäume ausschlugen. Wie ein Invalide spazierte ich durch diesen Frühling – vielen anderen gleich, deren Welt langsam vor ihren Augen unterging. Man konnte das Unglück nun untersuchen, anstatt es nur zu ertragen, und als die Einzelheiten bekannt wurden, triumphierte die Dunkelheit. Nur einen Tag nach König Gustavs Tod wurden auf Befehl von Herzog Karl die Ermittlungen in diesem Attentatsfall abgeschlossen. Von den zweihundert Namen, die Polizeichef Liljiensparre mit der Tat in Verbindung brachte, wurden nur vierzig Männer festgenommen und verhört und von diesen nur vierzehn arrestiert. Doch für die Inhaftierten glich der Gefängnisaufenthalt eher einem Besuch im Landhaus, während dem man für Verwandte und Freunde Feste und Bankette ausrichtete. Die vierzehn angeklagten Verschwörer sollten vor Gericht gestellt werden und an den Galgen kommen, nachdem der Mann, der den Schuss auf den König abgegeben hatte, öffentlich geköpft und ausgenommen worden wäre.
    Doch König Gustav ließ selbst aus dem Grab heraus noch seine sagenhafte Gnade walten. Karl behauptete, er habe auf Gustavs Drängen am Totenbett seines Bruders einen heiligen Schwur abgelegt: dass kein anderer außer Anckarström für das Verbrechen hingerichtet werden dürfe. Erstaunlicherweise hatte außer dem Herzog kein Mensch im überfüllten Schlafgemach des sterbenden Königs dieses gnadenvolle Dekret gehört. Dreizehn der angeklagten Verschwörer wurden ins Exil geschickt, der vierzehnte, General Pechlin, wurde zu lebenslanger Haft auf der Festung Varberg verurteilt, wo Karl ihn in Sicherheit brachte.
    Das blutige öffentliche Spektakel von Jacob Johan Anckarströms Hinrichtung fand am Skanstull auf Södermalm an einem schönen Frühlingstag Ende April statt – am 27 ., um genau zu sein. Ich ging nicht hin, hörte aber die detaillierten Schilderungen in Madame Sparvs Salon, wo ich diesen Tag und auch den Großteil der Nacht verbrachte: Der Attentäter wurde geköpft, ihm wurde die rechte Hand abgehackt, dann ließ man seine Leiche liegen, bis sie ausgeblutet war. Sein Kopf und seine Hand wurden an die Spitze einer hohen Stange am Galgenberg genagelt. Seine Leiche wurde ausgeweidet und gevierteilt, die Überreste wurden an ein Rad gebunden, wo sie verfaulen sollten.
    Innerhalb eines Monats waren die Knochen blank abgefressen. König Gustavs dreizehnjähriger Sohn bestieg den Thron, und Herzog Karl wurde zum Regenten ernannt. Die Royalisten trieb man systematisch ins Exil oder brandmarkte sie. Die Patrioten und der Adel kamen wieder an die Macht, und die Uzanne bereitete sich darauf vor, erste Mätresse zu werden.

Kapitel 73

Pulver und Korruption
    Quellen: Luisa G., die neue Köchin
    Während des Prozesses und Anckarströms Hinrichtung zog sich die Uzanne nach Gullenborg zurück, obwohl sie dringend gebeten worden war, auf der Tribüne hinter Herzog Karl zu sitzen. Sie wollte auf Distanz gehen, den politischen Tanz abwarten, der nach einem solchen Vorfall immer ruppig und plump ist, und sich in einen Takt einfinden, den sie kannte. Sie wartete darauf, in den Palast gerufen zu werden, aber Herzog Karl ließ nie nach ihr schicken. Niemand suchte sie auf. An einem regnerischen Abend im Mai, kurz vor Himmelfahrt, saß die Uzanne in ihrem stillen Kabinett auf Gullenborg und starrte auf die verglaste Nische, die für immer leer bleiben würde. Dieser Anblick machte sie noch immer wütend, es war das Einzige, was Sie neben dem gelegentlichen Bedürfnis nach Essen und Schlaf noch empfand. Die Kaminuhr schlug sieben, als es leise an die Tür klopfte. »Was ist?«, fragte sie mit hoher, schriller Stimme.
    Die neue Köchin biss sich auf die Lippe, sie war mit ihrer Position auf Gullenborg noch immer nicht richtig

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