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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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aus wie ein Fliesenboden in einem grenzenlosen Raum. Ausgehend von Ihrem Stockholm Oktavo, Emil, habe ich so ein Diagramm gezeichnet. Und nachdem das zentrale Ereignis schon eingetreten ist und von der Mitte aus seine Kreise gezogen hat, habe ich mir die Freiheit genommen, Namen hinzuzufügen. Sie können mir helfen, die weiteren Positionen auszufüllen.«
    »Madame Sparv sollte dabei sein, Meister Fredrik, es ist ja ihre Erfindung.«
    Also gingen wir mit dem Diagramm in die Gråmunkegränd und baten um eine Unterredung im oberen Zimmer.
    »Madame Sparv«, sagte Meister Fredrik und rollte das Papier mit einer schwungvollen Armbewegung aus, »Sie haben den Schlüssel des Großen Meisters gefunden. Wären Sie als Mann geboren worden, würde man Sie zum Großmeister der Freimaurerloge ernennen.«
    Madame Sparv weinte, als sie die Zeichnung sah, und sagte, die Ewige Zahl erscheine ihr nun realer denn je – endlich sei die Tragweite des Oktavos auf Papier gebracht worden, damit jeder es sehen und begreifen könne.

Der Kurier

Kapitän Hinken
    »Amerika ist ein dunkler Kontinent, Sekretär«, sagte Hinken und winkte der Bedienung, »jedoch ziemlich interessant für einen Besuch. Und so profitabel!« Er pfiff leise und stetig. »Man kann dort gutes Geld machen. Hervorragendes Geld! Ich habe eine Ladung Virginia-Tabak nach Dänemark transportiert und damit in drei Monaten mehr verdient als in neun Monaten auf der Ostsee. Kommendes Frühjahr segle ich wieder rüber. Ich habe eine Koje frei.«
    Ich stocherte in einem Teller mit braunen Bohnen, und er wartete, dass ich an Bord sprang, aber der Herbststurm pfiff durch die Ritzen im Fensterrahmen, und ich konnte mir nicht vorstellen, so eine beschwerliche Seereise mit Kurs auf einen so unsicheren Hafen zu unternehmen.

Der Geschwätzige und der Betrüger

Lars Nordén und Anna Maria Plomgren-Nordén
    »Ich habe sie sehr, sehr, sehr gemocht!«, gab Lars an einem feuchtfröhlichen Abend im
Pfauen
zu. Er wollte noch nicht nach Hause gehen, obwohl die letzte Bestellung bereits ausgerufen war und er über kurz oder lang auf dem Hintern in der verregneten Straße landen würde. »Fräulein Blooooom!« Er fiel nun fast vom Stuhl. »Eine schlichte Blume, aber dennoch eine Blume, was? Wie es scheint, hatte sie noch ihr Blümchen.«
    Wäre er nicht in einem so bedauernswerten Zustand gewesen, hätte ich wohl mehr unternommen, als ihn nur mit ungebührlicher Gewalt vom Stuhl zu zerren. »Aber Sie haben ja das hübsche Pfläumchen bekommen«, sagte ich. »Die Hälfte der Männer der Stadt würden nach Kiruna und zurück marschieren, nur um einen Blick auf sie zu werfen.«
    Er runzelte die Stirn und wedelte mit einer Hand durch die verqualmte Luft. »Ich habe einen ganzen Baum verfaulter Pflaumen – ihre Eltern sind eingezogen und arbeiten nun im Geschäft, nachdem die Oper die Hälfte der Zeit geschlossen ist.«
    »Machen Sie noch immer Fächer?«
    »Nein, nein, jedenfalls keine Fächer mit einem großen, kunstvollen Scheiß-F. Wir verkaufen Massenware, billige Drucke aus England, die wir mit Spitze und Federn aufmotzen. Und wir machen gute Geschäfte mit Krimskrams, Tüchern, Bändern und Tinnef. Die Pflaumen wollen nicht, dass der Laden zu französisch ist.« Er beugte sich zu mir vor. »Kennen Sie jemanden, der die Ladenausstattung kaufen würde? Wir reißen nächste Woche alles heraus.«
    Dieses Ende machte mir solchen Kummer, dass ich aufstand und mich zum Gehen wandte. »Lars«, sagte ich, als ich meinen Mantel überzog, »hat Anna Maria den grau-silbernen Fächer noch – den sie damals beim Maskenball trug?«
    »Nein! Sie hat ihn und alle anderen, die sie sich unter den Nagel reißen konnte, verkauft. Für ein Vermögen, Herr Larsson! Andenken an das Attentat«, sagte er stolz. Dann versuchte er, mein Gesicht schärfer zu sehen. »Waren Sie dort? Ich habe Sie gar nicht gesehen.«

Der Gewinn

Christian und Margot Nordén
    Margot und ihr neugeborener Sohn zogen in das Obergeschoss der Gråmunkegränd 35 . Madame Sparv gab eine wundervolle Tante ab und verhätschelte die beiden, als gehörten sie zur Familie. »Endlich ist Leben ins obere Zimmer gekommen, es ist beseelt von diesem vollkommenen Geist«, sagte Madame Sparv, klopfte aber mit dem Besenstiel an die Decke, wenn das Weinen des Kleinen zu laut für ihre Kundschaft wurde. Ich besuchte sie oft und versuchte, das zu sein, was ich vor dem Oktavo nie gewesen war: ein zuverlässiger, fürsorglicher Freund.
    Am Abend von

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