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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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die Schulter und rief die Treppe hinunter nach einer Flasche, dann saßen wir schweigend da, bis Katarina mit Wodka und einem Glas kam. Ich schenkte drei Fingerbreit ein und trank aus. »Sie wurde nach Finnland geschickt. Finnland! Und was soll ich meinem Vorgesetzten jetzt sagen? Dass er warten muss, bis ich meine acht Karten erneut zusammenhabe? Er wird mir den Rock vom Leib reißen und meinen Hintern vor die Tür kicken, bevor es Mittag geschlagen hat. Das Oktavo hat jetzt keinen Sinn mehr.«
    Madame Sparv stand auf und ging zum Tisch, wo noch die Karten vom Vorabend lagen. »Ich habe einen goldenen Weg für Sie gesehen, und ich glaube noch immer daran. Und vergessen Sie nicht, dass Carlotta möglicherweise gar keine Ihrer acht Karten ist. Vielleicht hatte sie nur die Rolle inne, Sie zum Oktavo zu führen und dann abzureisen.«
    Ich quittierte das lediglich mit einem Grummeln.
    Madame Sparv legte die sieben bekannten Karten und meine persönliche Karte zur Seite und mischte den Rest. »Wir dürfen nicht aufgeben. Denken Sie doch an den König und die Königin von Frankreich – so nah am Ziel, und dann … Aber sie machen weiter. Es sind schon neue Pläne in Vorbereitung. Von Fersen ist standhaft und mutig. Gustav wird nicht zulassen, dass sie leiden. Wir machen weiter.«

    Ich schenkte mir ein weiteres Glas ein und starrte in die farblose Flüssigkeit.
    »Wir brauchen nur noch eine Karte. Also los.« Madame Sparv mischte lange und reichte mir bei jeder Runde den Stapel, um abzuheben. Ich betrachtete sie eingehend, es ging alles wie immer vonstatten. Wir legten die Runden aus, bis der Schlüssel kam, die Neun der Kelche.
    »Wieder Kelche. Das ist gut, oder?«, wagte ich mich vor. »Ich nehme es als ein gutes Zeichen.«
    Madame Sparv sagte nichts, sie legte nur mit leicht zitternden Händen mein vollendetes Oktavo auf das Tuch. Sicherlich war sie genauso froh wie ich, dass es endlich vollständig war. Als Letzte legte sie meine persönliche Karte in die Mitte. Sie schloss die Augen, wir saßen eine Weile still da. Die Glocken der Storkyrkan schlugen Mitternacht, ich konnte Katarinas Schritte auf der Treppe nach unten hören, dann die Stimme des Hausmeisters, schließlich wurde es ruhig. Madame Sparv schlug die Augen wieder auf und faltete ihre Hände im Schoß. »Nachdem das Oktavo nun vollendet ist, werden auch die Acht langsam kommen, denn die Karten rufen nach ihnen. Sie werden angezogen wie Eisenspäne von einem Magneten. Finden Sie sie, dann können Sie den Ausgang Ihres wichtigen Ereignisses beeinflussen.«
    »Vielleicht werden sie mich zu Carlotta führen oder sie zu mir zurückbringen.« Ich betrachtete dieses Glücksrad, das angefüllt war mit Fremden und mit Hoffnung. »Aber wie werde ich sie denn überhaupt erkennen?«

    »Seien Sie wachsam und denken Sie stets an die Karten. Dann wird Ihr Blick immer wieder auf denselben Personen haften bleiben, und Ihr Ohr wird sich an ihre Namen gewöhnen. Sie kommen zu Ihnen in Tag- und in Nachtträumen, in Gesprächen, zufälligen Begegnungen, die sich mit eigenwilliger Regelmäßigkeit immer wiederholen werden. Setzen Sie sie mit den Hinweisen in Verbindung, die die Karten Ihnen gegeben haben. Und fragen Sie mich um Hilfe.«
    »Wir haben gar nicht über die letzte Karte gesprochen, Madame Sparv«, sagte ich. »Ich muss die Neun der Kelche verstehen, wenn ich den Schlüssel finden soll.«
    Sie sah mich an, ihr Lächeln war echt und herzlich. »Sie hatten recht mit den Kelchen – eine ausgezeichnete Farbe auf dieser Position, denn Liebe ist vorhergesagt. Und da ist auch wieder die Lilie. Wiederauferstehung. Frankreich.« Sie beugte sich über das Oktavo, ihre Fingerspitzen verharrten an der Tischkante. »Sehen Sie die Verteilung der neun Kelche: Acht Kelche umschließen einen, das ist eine Widerspiegelung des Oktavos an sich. Neun ist die letzte einstellige Zahl, insofern ist es eine Zahl der Vollständigkeit, der Vollendung, und zugleich eine Zahl von universellem Einfluss. Verheißungsvoll, würde ich sagen. Hervorragend für Sie.« Sie nahm den restlichen Stapel und blätterte die Karten mit dem Zeigefinger auf, dabei merkte sie gar nicht, dass sie mit dem kleinen Finger einen Spalt bildete. »Wie der Gefährte ist auch diese Person entscheidend mit Ihrem wichtigen Ereignis verbunden.«
    »Aber da sind keine Menschen.« Ich beugte mich vor und inspizierte die Karte. »Da ist ein Vogel, sein Kopf steckt im Rachen eines Untiers«, sagte ich und bekam auf einmal

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