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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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und fest. Und wenn Sie ihr ausreichend viele Tropfen in die Tasse geben, wird es eine sehr lange Nacht.« Halb lachte, halb hustete er über seinen eigenen Witz.
    »Ich nehme nur trockene Zutaten. Pulver, wenn Sie haben, aber ich kann es auch selbst mahlen, wenn nötig.«
    »Das bezweifle ich nicht, Fräulein, und ich habe etwas, was Sie sicherlich gern mahlen.« Er hielt kurz inne und lächelte sie an.
»Amanita pantherina.«
Er betonte jede Silbe laut und übertrieben, als wäre Johanna schwerhörig. »Eine Rarität und weithin unbekannt.«
    »Der Pantherpilz!«, sagte Johanna empört.
    »Ja, ja, Fräulein Lateinschülerin. Die Inder nennen ihn ›das Göttliche Soma‹, die Droge Gottes. Oder auch ›Erbschleicher‹. Wenn Sie ewige Ruhe schenken wollen, müssen Sie nur großzügig mit der Dosis sein.«
    »Ich heile, ich töte nicht«, sagte Johanna. Der Apotheker zuckte mit den Schultern, er füllte die Stoffe in Fläschchen und Beutel ab und stellte sie auf den Tresen. Johanna legte sie nacheinander in einen Einkaufskorb und bedeckte sie mit einem Tuch. »Wo ist das Jasminöl?«
    »Das hier ist eine Apotheke, kein Parfümerie. Drüben in der Mäster Samuelsgatan finden Sie Cronstedts Duftladen.« Er schenkte ihr ein Lächeln, das er wohl für verführerisch hielt. »Sie wissen, dass Jasmin auch Träume schenkt, ganz besondere Träume. Tantchen von Platen gibt ihren Nymphen nur das beste Jasminöl von Cronstedt. Aber vielleicht wissen Sie das ja, Fräulein Angeberin.«
    »Nein, das wusste ich nicht«, sagte Johanna und reichte ihm einen Wechsel.
    Er sah das Papier an und blickte wieder auf. »Gullenborg, was? Dann sind Sie die neue Protégée der Uzanne? Wissen Sie, sie nimmt die Mädchen auf wie streunende Katzen, sie kleidet sie ein und verhätschelt sie eine Zeit lang, dann schmeißt sie sie wieder raus.« Das Licht der Lupe tanzte auf seinem lüsternen Gesicht. »Aber Sie wirken auf mich wie eine mit Stammbaum, eine, die die Uzanne erziehen will. Wie, sagten Sie, war noch mal Ihr Name?«
    »Ich habe gar nichts gesagt.« Johannas Hände zitterten, sie straffte sich, nahm ihre Einkäufe und wandte sich zum Gehen. In der Tür blieb sie noch einmal stehen und sah den Mann an. »Ich werde Madame ganz bestimmt sagen, dass Sie mir für sie den Erbschleicher empfohlen haben.«
    »Ihre Sorge wird die Uzanne rühren, meine Scherze aber können sie nicht erstaunen. Die Löwenapotheke hat ihren Ruf.
Au revoir, Mademoiselle.
«
    Kaum war Johanna draußen, lehnte sie sich keuchend an die Hausmauer, froh, dem
Löwen
entkommen zu sein. Sie straffte sich erneut, umklammerte fest ihren Korb und ging in die Trädgårdsgatan, wo die Kutsche wartete. Mit jedem Schritt bekam sie wieder mehr Selbstvertrauen. Der Saum ihres robusten Wollrocks scheuerte an den Spitzen ihrer eleganten neuen Schuhe. Sie würde in einer stattlichen Kutsche fahren, sie war ein geschätztes Mitglied eines vornehmen Hauses. Sie war ein Schützling.
    Ihr Schritt wurde langsamer, als sie an einem Fächergeschäft vorbeikam. Die Uzanne kannte es sicherlich gut, denn es war so schön und ansprechend wie Madame selbst. In einem Schaufenster waren zwei Fächer ausgestellt, und es gab ein leeres Regal, auf dem ein weiterer gelegen hatte. Johanna dachte an Madames Fächer, der ihr fehlte, Kassiopeia, und lugte in den Laden. Sie sah einen Mann vor dem Tresen stehen, auf dem ein dunkler Fächer lag, über einem Stuhl hinter ihm hing ein roter Rock. Es war der Sekretär aus dem
Sauschwanz
, der ihr Spitze und eine Münze geschenkt hatte. Sie blieb stehen und beobachtete ihn.

Kapitel 19

Französischunterricht
    Quellen: verschiedene, darunter E. L., M. Nordén, J. Blom, Frau Plomgren, Bewohner der Kocksgränd, Beamte und Schreiber aus dem Zollamt
    Am Montagvormittag um elf Uhr machte ich mich auf den Weg in die Kocksgränd, ich wollte Madame Sparvs Auftrag erledigen und pünktlich zu Mittag auf dem Amt sein. Mein Vorgesetzter wünschte eine private Unterredung mit mir, und ich hatte eine Liste mit Freimaurertöchtern zusammengestellt. Im Viertel um die Oper herrschte geschäftiges Treiben. Zahlreiche Läden boten ihre Waren feil, angefangen bei einem Apotheker, der hautaufhellende Cremes aus Arsenpulver anpries, bis hin zu einem Stand, an dem Bänder in allen Farben flatterten und der die Damen anzog wie die Motten. Die Kocksgränd war eine Straße der Eitelkeiten, aber auf die pralle Zurschaustellung dieses lieblichen Lasters im Laden des Fächerherstellers

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