Das Stockholm Oktavo
ausgebildet hatte, könnte ein jedes von ihnen sich als die durchtriebenste und interessanteste Partie erweisen. Ich sprach ein stilles Dankgebet an Madame Sparv und das Oktavo – und an meinen Gefährten, die Königin der Weingefäße.
Die Uzanne schloss ihren glitzernden Fächer und senkte ihn, ihr Arm beschrieb eine geschmeidige Kurve. »Es tut mir leid, meine Herren, dass wir fürs Kartenspiel keine Zeit haben, aber die jungen Damen sind hier, um zu lernen, nicht um zu spielen. Sie sind eingeladen, am 16 . Januar wiederzukommen und die Halbzeit ihrer Verwandlung sowie die Unterweisung in den entscheidenden Schließtechniken zu verfolgen. Schülerinnen und geschätzte Gäste, der Unterricht ist für heute zu Ende.« Die Uzanne nickte einem Lakaien zu, der die Türen zur Eingangshalle öffnete.
Meister Fredrik stieß sich vom Tisch ab und erhob sich vom Stuhl. »Kommen Sie, Herr Larsson.« Er zog mich auf die Beine, nahm meinen Arm und führte mich in den vorderen Teil des Salons, wo die Uzanne Huldigungen entgegennahm und sich von ihren Gästen verabschiedete. Der flotte Ribbing war der Erste in der Schlange, merkwürdigerweise war sein Auftreten eher das eines Diplomaten als das eines Poussierstängels. Er beugte tief den Kopf und legte die Hand aufs Herz – der Treueeid. Meister Fredrik drehte sich um und flüsterte: »Sie hat einen weiteren Verbündeten im Kampf um die Herrschaft gewonnen. Pechlin ist nicht glücklich über Ribbings Abtrünnigkeit, sehen Sie?« Er deutete mit dem Kopf auf Pechlin, der sich schleunigst zurückzog. »Sie liebt das Spiel, Herr Larsson.«
Als wir näher kamen, sah ich, dass die Uzanne von den beiden Plomgren und Johanna Blom flankiert wurde. Immer wieder schielten die beiden einander an, als hätte die eine der anderen das Tafelsilber gestohlen. Anna Maria war eingezwängt von ihrer strahlenden Mutter und einem fast schon keuchenden Lars. Ich versuchte, Johannas Blick aufzufangen, aber sie wollte einfach nicht in meine Richtung sehen.
»Vortrefflich, Madame!«, sagte Meister Fredrik mit einer ausladenden Verbeugung, die eines Schauspielers würdig war. »Gestatten Sie, dass ich Ihnen meinen Kollegen und Logenbruder …«
»Enchantée.«
Die Uzanne reichte mir die Hand, sah aber Frau Bok an, die auf dem Weg zurück zu Herzog Karl war. Ich nahm ihre weiche, gepflegte Hand, überrascht, dass sie so warm war, und wartete; ich war unsicher, was ich als Nächstes tun sollte. Meister Fredrik nickte und legte sein Gesicht in Falten. Ich küsste der Uzanne die Hand und nahm den leichten Jasminduft wahr, als sie ihre Hand zurückzog.
Meister Fredrik nahm mich am Arm und zog mich näher zu sich .»Sekretär Larsson arbeitet bei der Zoll- und Steuerbehörde, Madame. Er hat umfassendes Wissen über den Import von Gütern auf dem Seeweg und ist überdies von äußerster Diskretion.«
»Ich habe die Möglichkeit, an die ungewöhnlichsten Waren zu kommen«, sagte ich. Mein Blick wanderte zurück zu Johanna, die diesen schließlich erwiderte. Es war kein Blick freudigen Wiedererkennens – ich sah ein Fünkchen Angst darin und war auf einmal schockiert bei der Vorstellung, dass sie wirklich Johanna Grå sein könnte. Wenn dem so wäre, wäre ich nicht daran interessiert, sie zu umwerben, sondern daran, wie sie den Sprung vom
Sauschwanz
über Meister Fredrik ins Haus einer Baroness geschafft hatte. Das war eine Schliche, die ich mir zunutze machen könnte.
»Ungewöhnliche Ware? Der Sekretär ist …« Die Uzanne blickte mich wieder an, endlich war ihr Interesse geweckt. Sie sah, wohin meine Augen gewandert waren.
»… auch ein enger Freund der Polizei, er spielt ihr in die Hände, um Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuzuführen«, fügte Meister Fredrik hinzu.
»Das sind ausgezeichnete Verbindungen«, sagte sie. »Und warum sind Sie heute hier auf Gullenborg? Habe ich etwas verbrochen?« Mir verschlug es die Sprache, meine Zunge klebte am Gaumen.
Meister Fredrik schritt zu meiner Rettung ein: »Haha. Ihr einziges Vergehen, Madame, ist Ihre Vollkommenheit.« Er beugte sich vor und sagte leise: »Der Sekretär ist auf meine Einladung hier, Madame. Er hat offenbar von dem illustren Salon in der Gråmunkegränd gehört und will uns helfen zurückzubekommen, was Ihnen dort gestohlen wurde.«
Madames Mundwinkel hoben sich leicht. »Meister Fredrik, Sie sind wirklich ein Flaschengeist! Seien Sie versichert, dass auch Sie drei Wünsche frei haben werden.« Sie wandte sich an mich. »Und
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