Das Stonehenge - Ritual
Wohnung in Marylebone aufhält, ein anderes Team ist unterwegs, um Caitlyns Leibwächtern ein Foto von ihm vorzulegen, und ein drittes spricht mit Jakes Eltern, Lord und Lady Timberland. In der Zwischenzeit werden seine Mobilfunk- und Festnetzgespräche überprüft, ebenso sein Switch und die Kreditkartenabrechnungen. Die Räder der Ermittlung drehen sich schnell.
Megan legt Fotos von Timberland und Lock nebeneinander. Die beiden geben ein schönes Paar ab. Die Presse wird sich überschlagen und die Polizei damit ziemlich unter Druck setzen – genug Druck, um damit ein Schlachtschiff zu zerquetschen. Megan betrachtet die beiden Gesichter. Sie nimmt an, dass es sich – wenn überhaupt – um eine noch sehr junge Liebe handelt. Wären die zwei schon länger zusammen gewesen, hätten sich die Klatschzeitschriften bestimmt schon des Langen und Breiten darüber ausgelassen.
Für einen Moment kommen ihr Zweifel. Vielleicht hat sie gar nicht den Richtigen im Visier. Womöglich besteht überhaupt keine Verbindung zwischen Jake und Caitlyn. Es könnte ja durchaus sein, dass er nur rein zufällig am gleichen Tag einen kornblumenblauen Campingbus mietete, als Caitlyn Lock beschloss, sich durch einen kleinen Trick in Luft aufzulösen. Vielleicht genießt sie gerade in einem Winnebago-Wohnmobil mit irgendeinem anderen Typen die schöne Aussicht von einem Hügel und weiß nicht mal, dass Edward Jacob Timberland überhaupt existiert.
Es könnte alles reiner Zufall sein.
Megan hasst Zufälle. Zufälle sind Gottes Art zu überprüfen, ob die Polizei ihre Arbeit ordentlich macht. Sie hofft, dass die Autobahn-Teams mit einer Videoaufzeichnung von dem Campingbus zurückkommen, anhand deren sich nachweisen lässt, dass zwischen alledem eine Verbindung besteht.
Wieder betrachtet sie Caitlyns Foto und nimmt dann die Facebook-Seite der jungen Frau unter die Lupe. Wie es aussieht, wird sie von einem Profi verwaltet und von ihrem Vater sicherheitsüberwacht. Jedenfalls findet sich dort nichts allzu Persönliches – nur Mode, Musik und Mädchenklatsch. Nichtssagendes Zeug.
Sie versucht es auf Twitter. Noch enttäuschender. Als Nächstes überprüft sie Jakes Twitter-Konto. Ein Rendezvous mit Caitlyn Lock gehört zweifellos zu der Sorte Information, die ein Mann kaum für sich behalten kann. Doch wider Erwarten wird Megan nicht fündig. Von einem Ausflug nach Wiltshire ist nicht einmal andeutungsweise die Rede. Sie geht vierundzwanzig Stunden zurück und spürt, wie ihr Herz einen Satz macht. Ihr Blick bleibt an einem verschlüsselten Beispiel männlicher Prahlerei hängen: »Ich weiß jetzt, wie ich das Herz meiner neuen Muse gewinnen kann. Ich werde sie aus ihren Ketten befreien und zu der Meinen machen.«
Das ist doch schon mal ein Anhaltspunkt. Sogar ein sehr vielversprechender. Aber nicht ausreichend. Sie geht erneut ein Stück zurück und stößt auf einen weiteren wertvollen Hinweis: »Ich habe eine Amerikanerin kennengelernt, die mich völlig umhaut. Meine absolute Traumfrau!«
Alles deutet darauf hin, dass er tatsächlich mit Caitlyn nach Stonehenge ausgebüchst ist, um außer Reichweite ihrer Sicherheitsleute ein paar schöne Stunden mit ihr zu verbringen. Verliebte Paare machen nun mal verrückte Sachen – sogar die Söhne englischer Lords und die Töchter amerikanischer Filmstars. Wahrscheinlich vor allem die. Sie ist mittlerweile fast sicher, dass die beiden miteinander durchgebrannt sind. Abgetaucht. Vielleicht sogar mit ernsten Absichten.
Nein. Nun geht ihre Phantasie mit ihr durch. Verheiratet sind sie bestimmt noch nicht. Schließlich ist der Campingbus nur für drei Tage gemietet. Vorübergehend abgetaucht, das trifft es vermutlich am besten. Sie müssen gemeinsam den Plan ausgeheckt haben, die Sicherheitsleute des Mädchens auszutricksen, um auf diese Weise ein bisschen Zeit zusammen sein zu können.
Trotzdem passt da etwas nicht. Irgendetwas, das Megan noch nicht genau benennen kann. Dann fällt bei ihr der Groschen. Bestimmt hatte Caitlyn vorgehabt, ihre Leibwächter anzurufen,
bevor
sie den Alarm auslösten und alle durchdrehten. Warum hatte sie es dann nicht getan? Zweifellos war ihr diese Regel von ihrem Vater und vielen anderen eingebläut worden: Gib immer telefonisch Bescheid, egal, was du tust, gib immer Bescheid. Unter normalen Umständen hätte sie das auch getan. Auf jeden Fall.
Aber sie hat es nicht getan. Was bedeutet, dass irgendetwas schiefgelaufen ist – und zwar schrecklich
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