Das Strandhaus
durch die offene Tür gefallen, als Ross neben ihr aus dem Dunkel auftauchte.
»Hab ich dich!«, rief er lachend und packte sie um die Schultern.
»Das war gemein. Du hast mich erschreckt«, sagte Ashley und schubste ihn fort.
Es war überraschend warm im Innern. Ross schob die Tür zu. Als Ashleys Augen sich an die Dunkelheit zu gewöhnen begannen, konnte sie die Umrisse der wenigen Möbelstücke im Raum erkennen.
Es sah alles ziemlich unmodern aus. Typisch fünfziger Jahre. Eine Couch mit Vinyl-Überzug. Ein tiefer Segeltuchsessel. Eine Deckenlampe aus Chrom.
»Du hast doch keine Angst, allein mit mir im Dunkeln zu sein, oder?«, witzelte Ross, während er hinter Ashley trat und seine Arme um ihre Taille schlang.
»Ich habe überall Angst, mit dir allein zu sein«, ulkte sie und legte ihre Hände auf seine. »Sieh dir das Zimmer an. Komplett möbliert und alles. Bereit zum Einzug. Aber es ist niemals jemand hier eingezogen.«
»Wir sind jetzt hier«, murmelte Ross und zog sie auf die Couch herunter.
Er küsste Ashley zärtlich, legte seine muskulösen Arme um sie und drückte sie an sich. »Ist dir jetzt wärmer?«
»Viel wärmer«, flüsterte sie. Und erwiderte seinen Kuss.
Sie zuckte erschrocken zurück, als sie ein Geräusch aus dem Flur hörte.
Beide lauschten angestrengt.
Da hinten müssen die Schlafzimmer sein, überlegte sie.
Und dann hörten sie das Poltern von Schuhen auf dem Fußboden.
»Ross …« flüsterte Ashley und griff nach seiner Hand. »Wir sind nicht allein hier!«
Ross beugte sich über Ashley hinweg und streckte die Hand nach der Lampe aus. Er drückte zweimal den Schalter, bevor ihm einfiel, dass es keinen Strom gab.
Die Schritte im Flur wurden lauter.
Ashley und Ross sprangen erschrocken von der Couch auf.
Mondlicht warf ein blasses Rechteck auf den Fußboden vor ihnen. Unter dem Haus brachen sich die Wellen donnernd an den Pfeilern.
»Wer ist da?«, rief Ashley, und der gepresste Klang ihrer Stimme enthüllte ihre Angst.
Die Schritte hielten inne.
Dann hörte sie Geflüster. Einen Moment später erschienen zwei schattenhafte Gestalten im Flur und blieben an der offenen Tür stehen.
»Wer ist da?«, rief ein Mädchen. Die Stimme kam Ashley bekannt vor.
»Hey …« Die des Jungen klang ebenfalls vertraut.
»Lucy?«, rief Ashley atemlos.
Kip und Lucy eilten ins Zimmer, um Ashley und Ross zu begrüßen. Und dann lachten alle vier erleichtert und begannen, aufgeregt durcheinanderzureden.
»Wie habt ihr uns gefunden?«, wollte Lucy wissen.
»Wir haben eigentlich nicht direkt nach euch gesucht«, erwiderte Ross trocken.
»Wir haben vor ein paar Tagen zufällig entdeckt, dass man einfach so in das Haus hineinkann«, erklärte Lucy. »Ganz schön beeindruckend, was?« Sie schaute sich bewundernd um.
»Es war unser ganz privater Ort, bis ihr zwei hier hereingeplatzt seid«, sagte Kip mürrisch. Er ging zur Glastür und starrte aufs Meer hinaus.
»Also, wir wussten ja nicht …«, begann Ashley.
»Man kommt sich wie auf einem Schiff vor«, meinte Lucy aufgeregt. »Das Haus schaukelt sogar ein bisschen. Ich find’s einfach super!«
»Es ist ziemlich unheimlich«, erwiderte Ashley, während sie in die dunkle Küche spähte.
»Nein, gar nicht. Ich finde es romantisch«, schwärmte Lucy.
»Ich auch«, fügte Ross hinzu, und er legte einen Arm um Ashleys Schultern.
Kip starrte unentwegt schweigend auf das Wasser. Ashley nahm an, er war wütend, weil sie und Ross einfach hier eingedrungen waren. Er ist so feindselig und unfreundlich, dachte sie. Was findet Lucy bloß an ihm? »Ich habe mich schon oft gefragt, warum niemand hier wohnt«, sagte sie laut.
»Vielleicht wegen der Morde«, erklärte Kip, ohne sich umzudrehen.
»Was? Morde?«
»Es gibt eine ganze Reihe von Geschichten«, sagte Kip mysteriös, als er sich wieder von der Tür abwandte und zu den anderen ging. »Echte Horrorstories. Ihr wisst nichts davon, weil ihr keine Einheimischen seid. Aber jeder hier in Dunehampton weiß Bescheid. Über die Morde, die hier passiert sind, meine ich. Hier in diesem Haus.«
»Wer wurde denn ermordet?«, fragte Ashley.
»Teenager«, lautete Kips knappe Antwort.
Die Vorstellung, dass hier Leute umgekommen sind, scheint ihm mächtig einzuheizen, dachte Ashley, während sie Kips leuchtende Augen und seine amüsierte Miene betrachtete.
»Mehrere Teenager sind umgebracht worden. Im Haus und in unmittelbarer Umgebung. Irgendwann in den fünfziger Jahren. Kurz nachdem das Haus
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