Das Strandhaus
…«
Plötzlich baute sich eine massige Gestalt vor ihnen auf. »Lass sie los, Mann«, knurrte Denny. Er hob seine großen Pranken und schubste Ross in den Rinnstein.
»Hey, was fällt dir ein …« rief Ross, rot vor Zorn.
»Das Mädchen will nicht mit dir reden, Mann«, erwiderte Denny drohend und versetzte Ross einen noch härteren Stoß gegen die Brust.
»Fass mich nicht an, verdammt!«, rief Ross wütend, während er mit beiden Fäusten auf Dennys Arme eindrosch. Trotz seiner Wut war sein Gesicht von Angst erfüllt. Denny war größer. Und kräftiger. Und bösartiger.
»Ich habe dich gewarnt«, zischte Denny.
»Denny, hör auf. Bitte!«, schrie Ashley, als Denny seine gewaltige Faust hob. »Denny, was tust du?«
Als Ashley sich an diesem Abend zum Schlafengehen fertig machte, rief Ross an. Sie scheuchte ihren Bruder aus dem Zimmer und setzte sich auf die Bettkante, das schnurlose Telefon im Schoß, während sie überlegte, wie sie mit Ross reden sollte.
Sie fühlte sich elend wegen des Vorfalls am Nachmittag, als Denny Ross verprügelt hatte und dann in der Menge untergetaucht war. Trotzdem, das änderte nichts an ihrer Entscheidung, was Ross betraf.
Den ganzen Nachmittag war sie allein am Strand entlanggeschlendert. Sie war zum Strandhaus gegangen und wieder zurück, hatte hinaus auf das wilde, unruhige Meer gestarrt und die Seemöwen beobachtet, die mit heiseren Schreien in die Wellen tauchten und sich dann auf der Oberfläche treiben ließen, so friedlich und ungestört.
Den ganzen Nachmittag hatte sie über Ross nachgedacht.
Und sie hatte entschieden, dass sie nicht wieder mit ihm gehen würde.
Ross glaubte, sie wäre sein Eigentum.
Und er hatte kein Recht, so zu denken.
Ashley wusste, dass Ross nicht aufgeben, nicht aufhören würde, sie zu bedrängen.
Aber sie hatte beschlossen, seine Entschuldigung nicht anzunehmen. Ihm nicht noch einmal zu verzeihen. Diesmal war endgültig Schluss. Aus und vorbei.
Das Problem bestand darin, es Ross irgendwie beizubringen.
Ashleys Herz raste, als sie sich räusperte und das Telefon ans Ohr hob. »Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
»Schon besser«, antwortete Ross. »Ich hab noch ein paar Schrammen und blaue Flecken. Dieser Denny ist ein Tier.«
»Ja, ich weiß«, sagte sie ohne Wärme.
»Hör mal, wegen heute Nachmittag …« begann er.
Sie unterbrach ihn. »Was ich heute Nachmittag gesagt habe, war mein Ernst.«
»Hä? Was soll das denn heißen?«
»Es heißt, dass ich von dir keine Entschuldigungen mehr akzeptiere.«
»Und was soll das nun wieder heißen?«
»Das heißt, dass ich nicht wieder mit dir ausgehe. Es ist aus zwischen uns, endgültig.«
»Aber, Ashley …«
»Good-bye, Ross. Ich wünsche dir noch einen schönen Sommer.«
Sie hasste den Klang ihrer Stimme, so kalt, so herzlos und gleichgültig.
Aber Ross hatte es ja so gewollt. Er hatte ihr zu Beginn des Sommers versprochen, er würde sich nicht mehr wie ein eifersüchtiger Idiot aufführen.
»Du hast dein Versprechen gebrochen, Ross«, sagte sie mit bebender Stimme. Ashley unterdrückte einen Schluchzer, der ihr die Brust zu sprengen drohte.
Sie mochte Ross schließlich immer noch.
»Hey, ich schwöre dir, es wird nicht wieder passieren. Ich hab nur die Wut gekriegt. Du weißt schon. Ich werde nie wieder …«
»Bye, Ross.«
Ashley zwang sich, das Telefon auszuschalten.
Dann saß sie unbeweglich da und starrte eine Weile blicklos vor sich hin, während sie darauf wartete, dass ihr Herz zu hämmern aufhörte, ihr Atem sich wieder beruhigte.
Schließlich hob sie das Telefon auf und wollte es gerade wieder auf ihren Nachttisch stellen, als es klingelte. Sie war so erschrocken, dass sie es beinahe hätte fallen lassen.
Das ist Ross wieder, dachte sie ärgerlich.
Unglaublich, wie stur der Kerl ist.
Warum kann er nicht einsehen, dass ich es diesmal wirklich so meine, dass es mein voller Ernst ist?
»Hallo?«
Die Stimme an ihrem Ohr war nicht die von Ross.
Es war ein heiseres, trockenes, kehliges Flüstern.
»Ist da Ashley?«
»Ja?« Wer kann das denn sein? überlegte sie. Wen kenne ich, der eine so seltsam heisere Stimme hat?
»Bleib von Brian weg.«
»Was?«, rief sie verwirrt. »Ich kann dich nicht richtig hören. Kannst du nicht etwas lauter sprechen? Wer ist denn da überhaupt?«
»Halte dich von Brian fern«, wiederholte die dumpfe Raspelstimme. »Oder du wirst sterben.«
»Was? Das soll ein Jux sein, oder?«
Ashley wollte glauben, dass es nur ein Scherz
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