Das Strandhaus
war, aber die Stimme klang so ernst, so merkwürdig, so kratzig in ihren Ohren.
Ein kalter Schauder rieselte ihr den Rücken hinunter.
»Hör mal, Ross, das ist nicht witzig«, sagte Ashley verärgert. »Es ist ganz einfach kindisch.«
»Es ist nicht kindisch. Es ist wahr«, raunte die Stimme. »Ich bin schon tot. Du wirst es auch sein.«
Ashley bildete sich plötzlich ein, die Stimme zu erkennen. »Sharon?«
»Bist du das, Sharon?«
Stille.
»Sharon, warum tust du das? Ich dachte, du wärst Brians Kusine. Ich …«
»Ich bin nicht Sharon. Ich bin tot. Und ich warne dich. Du bekommst nur eine Warnung. Bleib von Brian weg. Sonst wirst du sterben müssen – so wie ich sterben musste.«
Die Leitung war plötzlich tot.
Ashley schaltete das Telefon ab und ließ es auf den Nachttisch fallen. Sie merkte erst jetzt, dass sie am ganzen Körper zitterte.
Diese Stimme, dachte sie. Diese gespenstische Stimme.
So leer. So vollkommen leer und tonlos.
Sie klang tatsächlich tot.
Ashley lehnte ihren Kopf an Brians Schulter, als sie aus dem Kino kamen. »Also, ich fand den Film witzig«, beharrte sie.
»Ich weiß«, erwiderte Brian und verdrehte die Augen. »Du bist die Einzige gewesen, die gelacht hat.«
»Es war dir doch nicht peinlich, oder?«, wollte sie wissen. »Ich kann nun mal nichts dafür. Chevy Chase bringt mich einfach zum Lachen.«
»Du hast es wirklich zum Schreien gefunden, als er von der Leiter fiel, was?« Er schüttelte den Kopf. »Dabei war er es noch nicht mal selbst. Es war ein Stuntman.«
»Na und?«, meinte sie. »Es war komisch.«
Das alte Kino stand ziemlich außerhalb am Rand der Stadt. Jenseits der hell erleuchteten Fassade war die Straße dunkel. Fast alle Läden und Restaurants hatten schon geschlossen. Einige Pärchen schlenderten langsam die Main Street hinauf, guckten in Schaufenster und genossen die kühle Nachtluft, die nach Meer roch.
»Wollen wir noch ein Stück laufen?«, fragte Brian.
»Klar«, erwiderte Ashley lächelnd.
Sie überquerten die Straße. Heute ist unser drittes Date, dachte sie. Sie fing langsam an, sich locker und ungezwungen in Brians Nähe zu fühlen.
Zu Anfang war es gar nicht so leicht gewesen. Sie hatte ihn überraschend schüchtern gefunden. Und es war fast unmöglich, ihn zum Lächeln zu bringen, geschweige denn zum Lachen.
Aber sie hatte entdeckt, dass er intelligent war und die Dinge mit einer Ernsthaftigkeit betrachtete, die sie bewunderte.
»Woran denkst du?«, wollte er wissen.
»An Chevy Chase«, sagte sie und prustete wieder los.
»Wirst du jetzt den ganzen Abend so lachen?«
»Wahrscheinlich.«
»Guck dir die beiden Hunde an«, sagte Brian grinsend.
Zwei räudige Mischlingshunde trotteten nebeneinander den Bürgersteig entlang und blieben dann wie auf Kommando stehen, um Seite an Seite in ein Schaufenster zu spähen. Sie sahen wie zwei menschliche Schaufensterbummler aus, die einen kleinen Spaziergang unternehmen. Dann liefen sie weiter. Amy blickte ihnen lächelnd nach, bis sie um die Ecke bei der örtlichen Sparkasse trabten und aus ihrem Blickfeld verschwanden. Als sie zu der Straßenecke hinüberschaute, fiel ihr auf, dass dort jemand stand, verborgen im Schatten des Eingangs.
Er war da, starrte zu ihr herüber, beobachtete sie aus der Sicherheit der Finsternis heraus.
Und dann huschte er davon in die Dunkelheit und war verschwunden.
Ross, dachte Ashley.
Ich habe dich gesehen, Ross.
Wie albern. Wie kindisch.
Folgte er ihr bei ihren Verabredungen? Spionierte er hinter ihr her?
Schon die ganze Woche hatte Ashley das Gefühl gehabt, jemand beobachtete sie. Sie fühlte ein seltsames Prickeln im Nacken, wenn sie in die Stadt ging, wenn sie am Strand in der Sonne lag, wenn sie aus dem Haus ging, um Brian zu treffen.
Aber jedes Mal, wenn sie sich umgedreht und versucht hatte, herauszufinden, wer es war, war niemand zu sehen gewesen. Sie hatte das unbehagliche Gefühl verächtlich abgetan und es auf schleichenden Verfolgungswahn geschoben.
Aber sie wurde nicht verrückt. Es hatte ihr tatsächlich jemand nachspioniert.
Ross. Das große Baby.
Ashley hätte am liebsten laut hinter ihm hergebrüllt, seinen Namen gerufen, um ihn in Verlegenheit zu bringen.
Aber die Straße lag jetzt verlassen da. Ross war entwischt.
Wird er mir nun ewig hinterher schnüffeln?, dachte Ashley mit wachsendem Zorn.
Und dann fragte sie sich, ob Ross hinter diesem unheimlichen Anruf steckte. Möglich war es schon. Wenn er kindisch genug ist, mir bei
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