Das Strandhaus
Augen von oben bis unten musterte, als wollte sie sie auf Flöhe überprüfen.
In dem Augenblick kam Brian in die Halle, in Tennisklamotten und mit einem Racket unter dem Arm. Ein großes, schlankes, rothaariges Mädchen folgte ihm.
»Deine Gäste sind da«, verkündete die Frau und eilte dann aus der Halle, wobei ihre Gummisohlen auf dem Parkettfußboden quietschten.
»Hi, wie geht’s?«, fragte Brian fröhlich. Sein Blick ruhte erfreut auf Ashley. »Kümmert euch nicht um Mary. Sie ist ein bisschen eigenartig.«
»Sie hat uns ununterbrochen angestarrt«, erwiderte Ashley leise.
»Wahrscheinlich ist sie nur kurzsichtig«, meinte Brian. Er wies auf das große Mädchen neben sich. »Kennt ihr meine Kusine Sharon? Sharon, das sind Ashley und Ross.«
Alle sagten hallo. Ross trat verlegen vor, um Sharon die Hand zu geben. »Nette kleine Hütte, die du hier hast«, sagte er zu Brian. Er versuchte, locker zu klingen, aber es klang sarkastisch.
»Es ist ein perfekter Tag für ein Tennismatch«, meinte Brian und lächelte Ashley strahlend an. »Kommt mit.«
Ashley versuchte, etwas von dem Haus zu sehen, während sie Brian einen breiten Flur hinunter zur Rückseite folgten. Es gab so viele Räume. Sie sah wenigstens zwei Wohnzimmer, elegant eingerichtet mit dunklen, antiken Möbeln. Sie kamen an einer riesigen Bibliothek vorbei und an einem Esszimmer mit einem endlosen Eichentisch, der für mindestens sechzehn Personen gedeckt war.
Mary, die Haushälterin, stand steif in der Küche, als sie an der offenen Tür vorbeigingen. Sie hielt ein großes Silbertablett mit Tellern beladen in den Händen und starrte sie stumm und mit unbeweglicher Miene an.
Der Rasen hinter dem Haus dehnte sich weich und gepflegt wie ein grüner Teppich aus. In einem weiteren kleinen Garten stand das Badehaus. Dahinter glitzerte ein Swimmingpool von olympischen Ausmaßen. Ein lang gestrecktes, zweistöckiges Gästehaus stand weiter rechts davon, und daneben lag der rote Tenniscourt. In der Ferne wurde der Rasen von Sand abgelöst, wo die Dünen begannen und zum Meer führten.
»Wow! Du hast den Ozean praktisch im Garten!«, rief Ashley begeistert.
»Ja. Nachts kann ich das Rauschen bis in mein Zimmer hören. Es ist wie eine dieser Maschinen, die Toneffekte erzeugen.«
Ashley fiel plötzlich auf, dass Sharon bisher noch kein Wort gesagt hatte. Sie drehte sich um und sah, wie Sharon sie nachdenklich anblickte. Möchte wissen, was ihr Problem ist, dachte Ashley unbehaglich. Und kam dann zu dem Schluss, dass Sharon wahrscheinlich nur schüchtern war.
»Irgendein Zeichen von Kip und Lucy?«, fragte Brian unvermittelt. Er zog die Schutzhülle von seinem Tennisschläger ab. »Sind sie inzwischen gefunden worden?«
»Nein«, erwiderte Ashley leise. »Es gibt keinerlei Hinweise. Die Polizei meint, sie wären zusammen abgehauen, aber ich glaube es nicht.«
»Warum nicht?«, fragte Sharon. Es war das erste Mal, dass sie den Mund aufmachte. Sie hatte eine tiefe, rauchige, sexy Stimme.
»Lucy ist einfach nicht der Typ«, erklärte Ashley. »Ich kenne sie schon seit einer Ewigkeit. Sie würde nicht einfach weglaufen.« Sie wandte sich an Brian. »Ich habe ein Tuch von Lucy gefunden. Im Strandhaus.«
Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. »Im Strandhaus?«
»Du weißt schon. Das leere Haus am Ende des Strandes.«
»Wie ist es denn dahin gekommen?« Brian schirmte seine Augen gegen die Sonne ab.
»Na ja, Kip und Lucy sind manchmal dorthin gegangen, um zu knutschen«, antwortete Ashley. »Ich habe das Tuch auf dem Boden eines begehbaren Wandschranks gefunden.«
»Aber es gab keine Anzeichen von Gewalttätigkeit oder so?« Brians Blick schien sich in Ashleys Augen hineinzubrennen.
Sie schüttelte den Kopf. »Überhaupt keine Spuren. Nur das Tuch auf dem Schrankboden.«
»Merkwürdig«, meinte Sharon.
Brian sagte gar nichts darauf. »Lasst uns im Doppel spielen«, schlug er vor. »Ashley und ich spielen gegen euch beide.«
Sie machten ein paar Aufwärmübungen, schlugen den Ball leicht hin und her. Zu Ashleys Überraschung war Brian kein sehr guter Tennisspieler. Er bewegte sich ungeschickt und unsicher, und sein Schlag war unberechenbar, manchmal fast wild.
Trotz seiner Unsportlichkeit fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Er sah wirklich gut aus und wirkte lässig und bescheiden, schien sich mit dem Reichtum seiner Eltern wohl zu fühlen, ohne deshalb im Geringsten überheblich zu sein.
Beim Spielen konnte Ashley Brians Blicke auf sich
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