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Das stumme Lied

Titel: Das stumme Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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dass sich ihre Arme berührten.
      Wie sie erwartet hatte, dauerte es nicht lange, bis er sich ihr näherte. Zuerst berührten seine Hände nur ihre Haare und ihren Hals. Die Spannung in ihr war fast unerträglich, doch sie versuchte, sich nicht zu versteifen. Dann küsste er sie. Sie ließ ihn gewähren. Während sie ihre Steppjacke auszog, um sie als Kissen gegen die raue Borke zu legen, begann er an den Knöpfen ihres Hemdes herumzufummeln. Sie ließ auch das zu. Ein Knopf, zwei Knöpfe, drei Knöpfe ... einer ihrer Arme lag um ihn, der andere tastete in ihrer Tasche. Ihr Mund war trocken, sie schmeckte immer noch den fettigen Kabeljau. Vier Knöpfe. Jetzt lag ihr Büstenhalter frei, und er beugte sich vor und küsste das dunkle Dekollete. Sie seufzte. Seine Finger wurden schneller und hatten das Hemd bald bis zur Taille aufgeknöpft. Ohne sich die Mühe zu machen, ihn auszuziehen, schob er ihren BH über die Brüste. Sie ließ ihn gewähren. Ihre freie Hand streichelte seinen Nacken, Tränen liefen über ihre geröteten Wangen.
      Plötzlich erstarrte er.
      »Mein Gott, Martha! Was ist passiert? Was ist passiert, um Himmels willen?«
      Er wich zurück und starrte entsetzt auf die Narben, die im Zickzack über die Haut ihrer Brüste verliefen. Sie sahen aus wie die Euter einer alten Hexe, wie Sue nur zu gut wusste. Ihre Hand schloss sich um den Briefbeschwerer.
      »Nichts«, sagte sie leise. »Nichts, worüber du dir Gedanken machen musst. Warum, stößt es dich ab?«
      »Ah, nein«, stammelte er verlegen. »So habe ich es nicht gemeint. Ich bin nur ...«
      »Dann mach weiter, Keith. Na los. Küss sie, wenn du magst.«
      Sie legte ihre freie Hand auf seinen Hinterkopf und zog ihn an sich. Als sie merkte, dass er sich sträubte, drückte sie heftiger. Sie konnte sein öliges Haar unter ihren Fingern spüren und die Kraft seiner Nackenmuskeln, als er sich ihr widersetzte. Tränen der Wut brannten in ihren Augen. Seine Lippen berührten die tote Haut, wo die durchtrennten Nervenstränge nie wieder zusammengewachsen waren. Er wich zurück, doch sie drückte ihn weiter nach unten. Als sein Mund die Stelle erreichte, wo einmal ihre rechte Brustwarze gewesen war, schlug sie den Briefbeschwerer auf seine Schläfe.
      Er zuckte nicht umher wie Jack Grimley und dafür war sie dankbar. Sie wusste nicht, ob sie das ertragen hätte, ohne verrückt zu werden. Er sank nur nach vorn in ihre Arme. Sie rollte ihn zur Seite, und er fiel zu ihren Füßen auf den Rücken. Über seinem Ohr quoll Blut durch seine glänzenden Haare auf den Boden. Diesmal beging sie nicht den Fehler, die Wunde zu berühren. Ihr Herz schlug wie wild, doch immerhin wurde ihr nicht schlecht. Vielleicht fiel einem, wie alles andere, auch Mord mit etwas Übung leichter.
      Gerade als Sue erneut mit dem Briefbeschwerer ausholen wollte, stoppte sie ein Rascheln im Unterholz. Mit pochendem Herzen schaute sie in die Augen eines großen, hechelnden Collies. Der Hund starrte sie mit heraushängender Zunge und zur Seite geneigtem Kopf an, als würde er sich fragen, was hier vor sich ging. Unter seinem Blick fühlte sich Sue nackter, als sie es vor Keith getan hatte. Schnell zog sie den Büstenhalter herunter und knöpfte ihr Hemd zu. Der Hund stand einfach nur da und betrachtete sie mit diesem mitleiderregenden und verdutzten Ausdruck in seinen Augen.
      Dann hörte sie in der Ferne einen leisen Ruf. Der Hund spitzte die Ohren, wandte sich mit einem letzten verzweifelten Blick von ihr ab und lief durch das Dickicht davon zu zwei entfernten Gestalten, die auf dem Pfad standen. Die Stelle war zu gefährlich; sie musste hier weg, bevor noch jemand kam. Zuerst nahm sie Keiths Landkarte aus seiner Gesäßtasche, damit sie den Weg zurück zur Hauptstraße fand. Dann fühlte sie seinen Puls. Sie wusste nur aus Fernsehfilmen, wie man das machte, konnte jedoch am Handgelenk nichts fühlen. Zur Sicherheit schlug sie schnell noch einmal zu. Bestimmt hatte einer der Schläge seinen Schädel zertrümmert, dachte sie. Vorsichtig wischte sie den Briefbeschwerer an seinem Hemd ab, wickelte ihn in Papiertaschentücher und verstaute ihn wieder in der Reisetasche.
      Als Nächstes häufte sie so viele lose Zweige und trockenes Laub über Keiths Leiche, wie sie finden konnte. Wie er so dalag, sah er ganz unschuldig aus, wie ein im Wald ausgesetztes Baby. Dann erinnerte sie sich an den Druck seiner Muskeln, als er sich von ihr weggedrückt, sich ihr

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