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Das stumme Lied

Titel: Das stumme Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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und sich konzentrieren. Bleiben Sie entspannt und hören Sie mir nur zu.«
      Und sie begann zu reden, das übliche Zeugs, dass Kirsten sich wohl fühlen solle, schwer, schläfrig. Kirsten starrte in die Kugel und sah eine vollständige Unterwasserwelt. Bei dem Lichteinfall schienen die grünen Blätter langsam hin und her zu schwanken, als wären sie tatsächlich Tang am Meeresgrund.
      Als Laura sagte: »Ihre Augenlider sind schwer«, waren sie es tatsächlich. Kirsten schloss ihre Augen und hatte das Gefühl, zwischen Wachen und Schlafen zu schweben. Sie konnte ein entferntes Summen hören, das an die Bienen im Garten in einem Sommer in der Kindheit erinnerte. Die leise Stimme fuhr fort und zog sie tiefer. Schließlich gingen sie zurück zu der Nacht im letzten Juni. »Sie verlassen die Party, Kirsten, Sie gehen hinaus auf die Straße ...«
      Und das tat sie. Es war wieder diese schwüle Nacht, so lebendig, dass sie tatsächlich das Gefühl hatte, sie wäre dort. Sie betrat den Park, spürte, wie der weiche Asphaltpfad unter ihren Turnschuhen nachgab, nahm das bernsteinfarbene Licht von der Hauptstraße wahr, das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos. Und selbst die Emotionen wurden wieder wach, das Gefühl, dass etwas zu Ende war, die Traurigkeit darüber, dass jeder seinen eigenen Weg gehen würde, nachdem man scheinbar eine Ewigkeit zusammen war. Ein Hund bellte. Kirsten schaute zum Himmel. Die Sterne waren klobig und verschwommen, beinahe butterfarben, aber sie konnte den Mond nicht finden.
      Sie war jetzt in der Mitte des Parks und sah den Schein der Straßenlaternen an den angrenzenden Straßen. Sie spürte einen plötzlichen Impuls, sich auf den Löwen zu setzen. Das Gras raschelte unter ihren Füßen, als sie hinüberging und den warmen Stein der Mähne berührte. Dann setzte sie sich auf ihn und fühlte sich albern, aber glücklich, als wäre sie wieder ein kleines Mädchen. Sie dachte an Kakadus, Affen, Insekten und Schlangen, warf dann ihren Kopf zurück, um wieder nach dem Mond zu schauen, und spürte, wie sie erstickte.
      Fest und ruhig drang Lauras Stimme durch die Panik, doch Kirsten rang nach Atem, während sie sich aus der Trance zu lösen versuchte. Sie konnte die schwieligen Hände mit den kurzen, dicken Fingern über ihrem Mund spüren, sie wurde herumgedreht und von dem Löwen hinunter ins warme Gras gezogen. Alles wurde schwarz, sie bekam keine Luft mehr. Die Wolke in ihrem Kopf wurde härter und funkelte wie Gagat und löschte alles aus. Sie spürte, wie ihr Rücken auf das Gras gedrückt wurde, ein schweres Gewicht lag auf ihrer Brust, dann brach sie durch die Oberfläche, schnappte nach Luft, und Laura streckte eine Hand aus, um Kirstens zu halten.
      »Alles in Ordnung«, sagte Laura. »Es ist vorbei. Holen Sie tief Luft ... noch einmal ... So ist es gut.«
      Erschrocken schaute sich Kirsten um und merkte, dass sie zurück in dem vertrauten Büro mit den Bücherregalen, den Aktenschränken, dem grinsenden Schädel und dem alten Hutständer war.
      »Würden Sie die Jalousien hochziehen?«, bat sie, legte eine Hand an ihren Hals und rieb ihn. »Ich komme mir vor wie auf dem Meeresgrund.« Sie rang noch immer nach Luft.
      Laura zog die Jalousien hoch und Kirsten ging zum Fenster und schaute hungrig hinaus auf die in der Dämmerung liegende Stadt. Unten konnte sie den Fluss sehen, einen schieferfarbenen Spiegel, und die Menschen, die von der Arbeit nach Hause gingen. Es war erst kurz nach fünf Uhr, aber die Straßenbeleuchtung war bereits in der ganzen Stadt angegangen. Sie stand da, saugte die Normalität der Szene auf und holte ein paarmal tief Luft. Dann nahm sie wieder gegenüber Laura Platz.
      »Ich könnte einen Drink vertragen«, sagte sie.
      »Natürlich.« Laura holte den Scotch aus dem Aktenschrank, schenkte beiden ein Glas ein und bot ihr eine Zigarette an. »Geht es Ihnen wieder gut?«
      »Besser, ja. Es war nur so ... so lebendig. Ich hatte das Gefühl, ich würde wirklich alles wiedererleben. Ich hatte nicht erwartet, dass es so realistisch sein würde.«
      »Sie sind eine sehr fantasievolle Frau, Kirsten. Da war nichts anderes zu erwarten. Haben Sie etwas erfahren?«
      Kirsten schüttelte den Kopf. »Nein. Als er mich umgedreht und auf den Boden gezogen hat, ist alles schwarz geworden.«
      »Hat er das tatsächlich getan?«
      »Ja, natürlich.«
      Laura schnippte ihre Asche in den Zinnaschenbecher. »Das haben Sie vorher nicht

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