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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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der Amerikaner einen Großteil ihrer Fischgründe verloren hatten, eine ideale Besetzung in ihrem Weltverbesserungsdrama. Dass sie den um ihre Existenz kämpfenden Sympathieträgern aus Alaska, nur einen Tag nachdem Global Oils Hebetankerflotte aus den polynesischen Gewässern verwiesen worden war, öffentlichkeitswirksam versprochen hatte, ebendiese Gewässer zu nutzen, um dort mithilfe der URP ökologische Fischfarmen zu errichten, aus denen sie ihren Bedarf würden decken können, war ein PR-Geniestreich. Aber Maeva musste doch wissen, dass sie darüber nicht entscheiden konnte, das war Sache der Parlamente Polynesiens. Allerdings, und da gab Omai dem Schamanen recht, würde es Tahiti und seine Inseln in ein extrem schlechtes Licht rücken, wenn diese der Zusage der URP-Vorsitzenden nicht entsprachen.
    »Wir ziehen die Sache jetzt wie geplant durch«, sagte Rauura. »Ist Cording eingeweiht?«
    Omai nickte.
    »Ist er einverstanden? Können wir uns auf ihn verlassen?!«
    »Ich denke schon. Wir stehen in Kontakt.«
    »Das reicht mir nicht, Omai! Wir müssen zu hundert Prozent sichergehen. Das Beste wird sein, du triffst dich mit ihm. So bald wie möglich.«
    »Ich halte das für keine gute Idee«, entgegnete Omai. »Das Risiko, erkannt zu werden, ist einfach zu groß. Das fängt schon bei der Einreise an. Wie wäre es, wenn du dich auf den Weg machen würdest?«
    »Auf mich hört er nicht, da wittert er sofort eine Verschwörung.«
    »Es ist eine Verschwörung, machen wir uns nichts vor.«
    »Es ist eine Befreiungsaktion. Und als solche müssen wir sie auch verkaufen.«
    »Gut, Rauura, dann flieg nach L. A., triff dich mit Cording. Danach wirst du Klarheit haben. Können wir uns auf ihn verlassen oder nicht? Solange du nicht fest an ihn glaubst, funktioniert es nicht. Wie willst du Cording, wie willst du Rudolf und seine Männer sonst davon überzeugen, dass sie sich mit ihrem Verrat unbezahlbare Verdienste erwerben?«
    Rauura ließ sich auf einer Matte nieder. Da er auf die Begrüßungsrituale, wie sie unter den Arioi üblich waren, wohlweislich verzichtet hatte, sah er seine Autorität durch Omais Worte nicht beschädigt. Die beiden Männer verbrachten den Nachmittag palavernd beim Tee. Von der Befreiungsaktion war nicht mehr die Rede. Als versagten sie sich bewusst jeden Gedanken an den ungeheuren Plan, der ihr Leben für immer verändern würde.
    Das Staples Center in Downtown Los Angeles war bis auf den letzten Platz besetzt. Es geschah nicht mehr häufig, dass die Stadt Schauplatz eines Ereignisses war, das von den Medien landesweit transportiert und wahrgenommen wurde. Da ECOCA den Durchgangsverkehr auf der Straße gesperrt und sämtliche Überflugrechte gestrichen hatte, konnte man sich der kränkelnden Metropole nur mit dem Zug oder vom Pazifik aus nähern, per Schiff oder Flugzeug. Allzu viele Menschen zog es deshalb nicht in die Stadt der Engel. Die achtzehntausend Farmer jedoch, die aus Oklahoma, Tennessee, Iowa, North Carolina und nahezu allen anderen Bundesstaaten hergefunden hatten, wähnten sich genau am richtigen Ort. Los Angeles war der Hauptsitz der GENius AG. Und hier, in der Höhle des Löwen, wollte man der Öffentlichkeit demonstrieren, wie solidarisch Amerikas Landwirte gegen den übermächtigen Agrarkonzern zu Felde zogen.
    »War sie immer so stur?«, fragte Knowles sichtlich verärgert, als er Maevas Marsch in die Arena auf dem Videowürfel verfolgte.
    Cording schüttelte den Kopf. Er verstand so wenig wie sein Kollege, warum es sie seit geraumer Zeit drängte, Unruhe in ihrem eigenen Leben zu stiften.
    »Sie hätte hier niemals auftreten dürfen«, hörte er den Amerikaner sagen. »Als wenn der Mordanschlag in Bolivien nicht Warnung genug gewesen wäre. Die Frau scheint es ja förmlich darauf anzulegen, als Märtyrerin zu enden. Wenn das der Preis für ihre Visionen ist, dann fangen diese Visionen an, mir Angst zu machen. Wozu braucht sie uns eigentlich noch?«
    Cording war verblüfft. John Knowles, den so gut wie nichts zu erschüttern vermochte, machte sich ernsthaft Sorgen um Maeva! Wie er übrigens auch. Wie Omai, wie Rauura und vermutlich noch sehr viele andere Menschen. Vielleicht sollte er den Amerikaner einweihen, das würde einiges erleichtern. Knowles würde mitmachen, vor allem würde er dichthalten.
    Trotz der aufgeheizten Atmosphäre, die bis hinauf zu ihnen in die obersten Ränge zu spüren war, fühlte sich Cording so entspannt wie lange nicht mehr. Er hätte Knowles bei dem

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