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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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blickte auf seine Armbanduhr, als prüfe er, ob es schon Zeit sei für die richtige Antwort.
    »Unsere Maschine hat einen Triebwerkschaden«, antwortete er so unaufgeregt wie möglich, »weit schaffen wir es nicht mehr. Zum Glück liegt die Kokosinsel direkt vor uns. Wir werden dort in wenigen Minuten notwassern und uns mit einem Schiff nach Costa Rica übersetzen lassen. Das Schiff hat unseren Notruf gehört und ist bereits unterwegs zur Insel.«
    Maeva fand, dass das Flugzeug sich ganz normal anhörte, aber warum sollte Rudolf ihr eine solche Geschichte auftischen? »Ist die Landung gefährlich?«, fragte sie. »Seid ihr deshalb so bedrückt?!«
    »Die Landung macht uns keine Schwierigkeiten«, antwortete Rudolf, »dies ist ein Wasserflugzeug, Maeva, es wurde dafür gebaut.«
    Sie war geneigt zu fragen, was ihnen denn sonst Schwierigkeiten bereitete, aber sie verzichtete darauf, um Rudolf nicht noch nervöser zu machen, als er ohnehin schon war.
    »Mr. Platt bittet Sie noch um ein wenig Geduld«, sagte die Sekretärin, »darf ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee, Tee?«
    »Kaffee«, antwortete Knowles. Steve lehnte höflich ab, und Cording reagierte nicht, er schien mit seinen Gedanken woanders zu sein. Seine Augen streiften teilnahmslos durch das Vorzimmer. Er stand auf und stellte sich an die Fensterfront, die vom Boden bis zur Decke reichte. Der Times Square passte locker unter seinen Daumen. In der Scheibe spiegelten sich die Bilder aus dem Flachbildschirm, der zwischen zwei schwarz-weißen Landschaftsfotos von Ansel Adams in der hinteren Wand installiert war. Cording konnte sehen, wie Ed Morley von »60 Minutes« seiner Gesprächspartnerin das Wort abschnitt. Die beiden schwebten sprachlos im grauen Himmel über New York. Unter ihnen lief ein Nachrichtenband über den Schirm. BREAKING NEWS. Was dort verkündet wurde, konnte Cording nicht lesen, es war ja spiegelverkehrt. Umdrehen mochte er sich nicht, er hatte keine Lust, sich von der künstlich erzeugten Dramatik, die der Sender permanent herzustellen hatte, wenn er im Geschäft bleiben wollte, anstecken zu lassen.
    »Tut mir leid, Gentlemen, dass ich Sie habe warten lassen«, hörte er eine kräftige Männerstimme in seinem Rücken. »Sie wissen ja, wie es in Redaktionen zugeht. Schön, Sie zu sehen, John, bitte gehen Sie doch schon mal hinein … Mr. Cording, kommen Sie. Und Sie müssen Mr. Parker sein. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
    Sie folgten dem gut gebräunten Herrn mit den silbernen Haaren in dessen Büro. Nicht übel, dachte Cording. Wer mit der medialen Mistgabel Tag für Tag im Elend der Welt herumstocherte, der hatte es verdient, dass man ihm einen chinesischen Seidenteppich unter den gläsernen Schreibtisch schob. Der Miró und der Kandinsky waren ebenso Lohn wie das ausschreitende, bronzene Strichmännchen von Alberto Giacometti. Sie setzten sich in die weißen Ledersessel, die um den Acryltisch standen. Platt nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Er massierte seine Schläfen, offenbar schien er nicht sicher zu sein, wie er das Gespräch eröffnen sollte.
    »Sind Sie informiert?«, fragte er, wobei er seine Besucher der Reihe nach musterte.
    »Worüber?«, wollte Knowles wissen.
    Platt startete die Videowand. Ed Morley saß inzwischen allein im Studio, und alles, was er zu verkünden hatte, war, dass man bisher weder die Ursache des Absturzes noch die genaue Absturzstelle kannte. Jetzt blendeten sie das Sprachband ein: »BREAKING NEWS: MAEVA VERMISST! DAS FLUGZEUG DER URP-VORSITZENDEN MAEVA AUF DEM WEG VON LOS ANGELES NACH ARGENTINIEN VERSCHOLLEN! BREAKING NEWS: MAEVA VERMISST! DAS FLUGZEUG DER …«
    »Was soll das?!«, stammelte Steve, als hätte sich Platt gerade einen üblen Scherz mit ihnen erlaubt. Innerhalb weniger Sekunden wich seine Empörung einem Gefühl der Hilflosigkeit. Auch Knowles und Cording, die eigentlich hätten vorbereitet sein müssen, zeigten sich betroffen. Die Wucht, mit der sich das Ereignis seinen Weg an die Öffentlichkeit bahnte, erschreckte sie. Platt brachte die Wand mit einem Fingerschnippen zum Schweigen.
    »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über die finanziellen Details unseres möglichen Deals zu reden«, sagte er um Rücksichtnahme bemüht, »da geben Sie mir sicher recht. Falls Maeva noch am Leben sein sollte – und davon bin ich fest überzeugt –, würde CBS das Format aber gerne übernehmen. Und zwar ohne jede Bedingung. Na ja, eine kleine vielleicht …« Er legte eine Pause ein, um

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