Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
Vom Netzwerk:
seiner folgenden Bitte mehr Nachdruck zu verleihen. »Sie haben ja gesehen, dass wir im Moment noch über sehr spärliche Informationen verfügen, es kommt nichts nach im Augenblick. Der gute Ed ist um diese Situation nicht zu beneiden. Mr. Parker, Mr. Cording, was halten Sie davon, wenn Sie runterfahren in unser Studio und ihm live Auskunft geben? John, du bist ebenfalls gefragt. Aber deine Einschätzung sparen wir uns für die Evening News auf.«
    Knowles willigte ein. Das war die Gelegenheit, um den Verdacht auf jene gesellschaftlichen Kräfte zu lenken, die Maeva nachweislich lieber tot als lebendig sahen. Eine gepflegte Verschwörungstheorie zur rechten Zeit – schaden konnte das nicht …
    Cording weigerte sich, mitzuspielen. Für eine Stellungnahme vor der Kamera war er nicht bereit, Steve schon. Zumal soeben gemeldet wurde, dass die mexikanische Luftaufsicht die Absturzstelle in der Nähe der zu Costa Rica gehörenden Kokosinsel vermutete. Die Information schien Steve zu beflügeln. Er bat Platt, ihn bei »60 Minutes« anzumelden. Er würde Ed Morley Rede und Antwort stehen. Unter der Voraussetzung, dass CBS ihnen noch heute drei Tickets nach San José buchte. In der Hauptstadt Costa Ricas, meinte er, werde man dann weitersehen. Cording und Knowles waren von der Idee nicht begeistert. Sie rieten dringend davon ab, sich jetzt in Aktionismus zu flüchten. Steve quittierte ihre Reaktion mit Unverständnis. Sollten die alten Säcke doch machen, was sie wollten, er bestand auf seinem Ticket.
    Maeva verstand selber nicht, weshalb sie auf einen Aufprall vorbereitet gewesen war und nicht auf eine sanfte Landung. Wer einen Triebwerkschaden hatte, konnte ihrer Meinung nach nur aufprallen. Sie waren bei der Chatham Bay zu Wasser gegangen, im Nordosten der Insel. Rudolf zeigte ihr die Stelle auf einer Karte. Wieso hatte er eine Karte der Kokosinsel dabei?! Er hätte ihr die Insel bequem auf dem Display seines iPads erklären können. Und was bedeuteten die vielen Zahlen und Kringel auf der Karte, die alle im Wasser lagen?
    »Was sind das für Zahlen?«, fragte sie und bohrte ihre Füße in den warmen schwarzen Sand.
    »Tiefenangaben«, antwortete Rudolf.
    Tiefenangaben, okay. Wozu brauchte man die? Allmählich kam sie sich albern vor. Von nun an würde sie auf jede weitere Frage verzichten, sie hatte keine Lust, dem verstockten Rudolf jede kleine Einzelheit aus der Nase ziehen zu müssen. Obwohl ihr noch genügend Fragen auf der Zunge lagen. Wieso hatte man ihren Laptop und ihr Mobiltelefon im Flugzeug vergessen? Warum reagierte keiner auf ihre Bitten und holte die Sachen? Sie hätte gerne mit Malcolm Double U telefoniert und mit Cording.
    Maeva erhob sich und lief in Richtung des Wasserfalls, der sich am anderen Ende der Bucht aus großer Höhe ins Meer ergoss. Sein Anblick beruhigte sie. Das Geschrei der Tölpel und Seeschwalben konkurrierte mit dem fröhlichen Konzert der Tropenvögel, die ihren barfüßigen Marsch aus dem Regenwald begleiteten. Bei jedem ihrer Schritte drückte sich der feine Sand wie Puder zwischen ihre Zehen. Es kitzelte, deshalb beschleunigte sie ihren Gang, bis sie schließlich ins Laufen geriet. Oh, wie sie dieses Gefühl vermisst hatte! Sie hörte erst auf zu laufen, als sie den Wasserfall witterte und der Wind ihr eine erste Kostprobe des feinen nassen Staubes auf die Stirn tupfte. Erschöpft ließ sie sich neben einem der zahlreichen mannshohen Findlinge nieder, die an diesem Strand von göttlicher Hand ausgestreut worden waren. Sie lehnte mit dem Rücken an dem Stein, dessen gespeicherte Wärme ihr Rückgrat durchflutete, während sein Schatten sie gleichzeitig vor der Sonne schützte. Sie hatte schon des Öfteren den Wunsch verspürt, der sagenumwobenen Kokosinsel einen Besuch abzustatten. Diese abseits der großen Schifffahrtsrouten im Pazifik gelegene Perle war das reinste Paradies. Vielleicht das letzte auf Erden. Berühmte Piraten wie Benito Bonito, Henry Morgan oder Kapitän Thompson sollen hier ihre Schätze vergraben haben. Unter anderem den Kirchenschatz von Lima, inklusive der goldenen Madonna. Rudolf hatte es ihr im Flugzeug erzählt, und dabei hatte er ausgesehen, als würde er gerne fortsetzen, was der Deutsche August Gissler, nachdem ihn die Regierung von Costa Rica 1897 zum ersten und einzigen Gouverneur der Kokosinsel ernannt hatte, in zwanzigjähriger Wühlarbeit nicht geschafft hatte: die Schätze zu heben. Rudolf … Sie wurde nicht schlau aus ihm. Er wirkte verwirrt

Weitere Kostenlose Bücher