Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
Vom Netzwerk:
dass sich ein Abbau der fossilen Energieträger schon in Kürze lohnen würde.
    Robert McEwen begrüßte den amerikanischen Präsidenten als Letzten.
    »So sieht man sich wieder, Bob«, sagte Hurst, um einen versöhnlichen Tonfall bemüht.
    »Ganz recht, Mr. President«, entgegnete McEwen kühl, »so sieht man sich wieder …«
    Wenn es nicht so lächerlich ausgesehen hätte, wer weiß, vielleicht wären die Passanten in Downtown Juneau besorgt gewesen wegen der drei Jeeps der US Army, die an diesem verregneten Dienstagmorgen vor dem Säulenportal des State Capitol hielten. Vielleicht wäre ihnen klar geworden, dass die seit Langem befürchtete Annexion der Freien Republiken Alaskas durch die Vereinigten Staaten gerade im vollen Gange war. So aber wurden Viersternegeneral Walter Cohen und sein militärischer Anhang beim Betreten des Regierungssitzes von den Umstehenden bestaunt und beklatscht wie Staatsgäste.
    Auf dem langen Marsch durch das Gebäude hatte Cohen doch erhebliche Zweifel, ob die sanfte Tour, die Präsident Hurst den Militärs verordnet hatte, wirklich funktionierte. Da Kanada sich aber geweigert hatte, größeren Armee-Einheiten die Durchfahrt zu genehmigen, und da eine Invasion vom Meer her zu kostspielig gewesen wäre, blieb ihnen ja kaum etwas übrig, als den Abtrünnigen diesen »Familienbesuch« abzustatten. Gut möglich, dass die Inuit ihre kleine Abordnung in Geiselhaft nehmen würden, sobald ihnen bewusst geworden war, worum es bei diesem Besuch ging.
    Der Kabinettssaal, in dem der Rat der Republiken nach Auskunft der CIA jeden Dienstagmorgen tagte, befand sich im zweiten Stock. General Cohen hätte am liebsten die Tür eingetreten, damit es jedenfalls ansatzweise nach einem Militärputsch aussah – stattdessen klopfte er artig an. Das ist ja lächerlich, dachte er und trat, ohne eine Antwort abzuwarten, an der Spitze seines uniformierten Gefolges ein. Die zwölf versammelten Ratsmitglieder – sieben Frauen, fünf Männer – waren sichtlich geschockt. Fassungslos sahen sie zu, wie es sich der General an der Stirnseite des Kabinettstisches bequem machte.
    »Bleiben Sie entspannt«, begrüßte Cohen die Anwesenden, »es besteht kein Grund zur Panik. Ich komme im Auftrag des Präsidenten der Vereinigten Staaten, von dem ich Sie übrigens recht herzlich grüßen soll.« Er öffnete seine Aktentasche und entnahm ihr eine schwarze Ledermappe, die er nun behutsam aufschlug. »Machen wir es kurz«, fuhr er fort, »ich habe bei mir einen von Präsident Hurst unterschriebenen Vertrag, der das Verhältnis zwischen den USA und den Freien Republiken Alaskas neu regelt. Ihre Unabhängigkeit ist davon nicht betroffen. Unter der Voraussetzung, dass Sie bereit sind, folgende Punkte zu unterschreiben.« Er tippte mit den Fingerspitzen provozierend lange auf das Papier, als wollte er dessen Bedeutung allen am Tisch ins Bewusstsein klopfen.
    »Erstens«, begann er im Stil einer Urteilsverlesung, »die Vereinigten Staaten von Amerika behalten sich das Recht vor, ihre Militärstützpunkte in dem ehemaligen Bundesstaat Alaska jederzeit wieder zu besetzen.
    Zweitens: Die amerikanische Wirtschaft wird wieder in die Lage versetzt, in den Freien Republiken Alaskas nach Rohstoffen zu forschen und sie gegebenenfalls abzubauen.
    Drittens: Global Oil darf die unterbrochenen Bauarbeiten an den Offshoreanlagen ab sofort fortführen. Darüber hinaus wird der Firma erlaubt, vor der Küste des ehemaligen Bundesstaates Alaska so viele Anlagen zu errichten, wie sie es für nötig hält.
    Viertens: Die Alaska-Pipeline wird umgehend wieder in Betrieb genommen.
    Fünftens: Das Tankstellennetz in Ihrem Land fällt wieder in den Besitz von Global Oil.
    Sechstens: Die Vereinigten Staaten betrachten die von amerikanischen Firmen bewirtschafteten Flächen als Territorium der USA, auf dem die Gesetze der Freien Republiken Alaskas keine Gültigkeit haben.«
    General Cohen blickte die Ratsmitglieder der Reihe nach an. Es fiel ihm nicht leicht, in den Gesichtern der Auke, Taku und Inuit zu lesen. Die Indios starrten regungslos zurück.
    »Im Gegenzug …«, fuhr der General fort und räusperte sich, als sei ihm das Wort im Hals stecken geblieben, »… im Gegenzug sichern die Vereinigten Staaten von Amerika den Freien Republiken Alaskas die vollkommene Autonomie zu. Die Vereinigten Staaten akzeptieren die Gepflogenheit der Bürger von Alaska, auf persönliches Landeigentum zu verzichten«, las er vom Blatt. »In der amerikanischen

Weitere Kostenlose Bücher