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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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Verfassung gilt Land, das keinen Privateigentümer hat, als Staatsbesitz. Mit diesem Vertrag verzichten die USA jedoch auf ihre legitimen Ansprüche. Damit geben die Vereinigten Staaten von Amerika das Land offiziell an seine Ureinwohner zurück. Darüber hinaus garantieren wir jedem Bürger der Freien Republiken Alaskas unbegrenztes Jagdrecht, zu Wasser und zu Lande. Es ist Sache der Freien Republiken Alaskas, wie sie ihre Umweltpolitik gestalten. Amerika verpflichtet sich außerhalb seiner Wirtschaftszonen dazu, alle von Ihrem Rat erlassenen Gesetze zu akzeptieren. Darüber hinaus bieten wir an, Ihre Republiken an den Einnahmen, die aus der Erschließung der Bodenschätze erzielt werden, angemessen zu beteiligen. Ein entsprechendes Abkommen ist auszuhandeln.«
    Cohen klappte die Mappe zu und blickte erneut in die Runde. Eigentlich hatte er gehofft, nun auf entspanntere Gesichter zu treffen, aber die Herrschaften in den merkwürdig gewebten und bunt bestickten Kleidern schienen eher noch tiefer in ihr Schweigen gefallen zu sein.
    Der General kam sich albern vor, aber er wollte die Sache so schnell wie möglich beenden. »Haben die Damen und Herren noch irgendwelche Fragen?«
    »Was geschieht, wenn wir den Vertrag nicht unterzeichnen?«, fragte die Frau vom anderen Ende des Tisches so freundlich, wie es ihr irgend möglich war.
    »Für diesen Fall, Ma’am, werden die Vereinigten Staaten mit Nachdruck auf den alten Verhältnissen bestehen. Im Klartext: Es werden Panzer rollen. Und zwar binnen einer Woche. Die Freien Republiken Alaskas wären somit Geschichte. Jeder amerikanische Bürger, den Sie aus dem Land gejagt haben, bekäme seinen Grund und Boden zurück. Kurz: Es wäre vorbei mit Selbstbestimmung und Autonomie. Was das für Ihr Volk bedeuten würde, brauche ich Ihnen ja wohl nicht zu erklären.« Cohen massierte seine Nasenwurzel. »Ich bitte Sie, Herrschaften, einen besseren Vertrag wird es nie geben. Wenn Sie sich einverstanden erklären, bewahren beide Seiten ihr Gesicht.« Er schob die Ledermappe dem Ratsmitglied zu, das ihm am nächsten saß. »Ich schlage vor, Sie alle lesen sich die paar Seiten in aller Ruhe durch, bevor Sie unterschreiben.«
    Als die Hälfte der Indios seiner Aufforderung gefolgt war, stand General Cohen auf, ging nach nebenan ans Telefon und wählte die Nummer seines Präsidenten im Weißen Haus.
    »Mr. President«, sagte er und nahm unwillkürlich Haltung an, »Alaska is coming home!«
    Mark Dowie, Vorstandsvorsitzender von Global Oil, fühlte sich im Weißen Haus inzwischen fast heimisch. Es war bereits das siebte Mal seit der Jaltakonferenz, dass er vom amerikanischen Präsidenten zu einem Vieraugengespräch geladen wurde.
    »Wenn wir damit unbeschadet durchkommen, Mr. President«, sagte er und legte das unterschriebene Vertragswerk beiseite, »dann dürfte dies wohl Ihr Meisterstück geworden sein. Sie werden in die Geschichtsbücher eingehen – als Friedenspräsident. Das ist doch mal was …«
    »Kommen wir denn damit durch, Mark?«, fragte Hurst.
    »Warum nicht? Juristisch gesehen ist die Sache unanfechtbar. Gütliche Einigung nennt man so etwas. Das hätte sogar vor einem internationalen Gerichtshof Bestand. Worüber machen Sie sich Sorgen? Wichtig ist doch allein, dass es uns gelungen ist, die Russen auszutricksen. Wir sind wieder mittendrin im Wettlauf um die arktischen Ressourcen. Russland bleibt nach diesem Vertrag nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren.«
    »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass sich Alaskas Ureinwohner so ohne Weiteres in ihr aufgezwungenes Schicksal fügen werden. Alaska ist Mitglied der URP, und was diese Organisation an öffentlicher Aufmerksamkeit herzustellen vermag, das haben wir doch erlebt.«
    Dowie winkte energisch ab. »Die URP besitzen keine Truppen, so einfach ist das. Wo also liegt das Problem? Außer den üblichen moralischen Anschuldigungen haben wir nichts zu befürchten.«
    Geoffrey Hurst erhob sich aus seinem Sessel, öffnete die Tür zur Terrasse und inhalierte die frische Herbstluft, die der Sturm der letzten Nacht über Washington ausgebreitet hatte. Mark Dowie kannte seinen Präsidenten, es war nicht ratsam, ihn jetzt zu unterbrechen.
    »Seien wir doch ehrlich, Mark«, hörte Dowie den Präsidenten sagen, der nach wie vor mit im Rücken verschränkten Armen in der Tür stand, »wem haben wir die Scheiße zu verdanken, in der wir nun bis zum Hals stecken? Ich will es Ihnen sagen: Global Oil! Ohne die Verschwörung Ihres

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