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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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Managements mit einem Großteil des Selby-Kabinetts, ohne diese verdammte illegale Schürfaktion in den Hoheitsgewässern Polynesiens wäre Alaska nach wie vor ein Bundesstaat der USA. Aber nein, die Firma musste ja unbedingt auf eigene Faust handeln. Am Präsidenten der Vereinigten Staaten vorbei! Bravo! Dass Selby den Unabhängigkeitsbestrebungen Alaskas kurz vor seiner Demission noch im vollen Umfang entsprochen hat – auch das hätten Sie eigentlich kommen sehen müssen. Selby hat sich postwendend und wirkungsvoll an Ihnen gerächt. Aber nicht nur an Ihnen, am ganzen Land. Und um ehrlich zu sein, kann ich es ihm nicht einmal verdenken …«
    Geoffrey Hurst kehrte an seinen Schreibtisch zurück und zog einen Aschenbecher aus der Schublade. »Sie haben doch Zigaretten dabei«, sagte er zu seinem Gast, »lassen Sie uns eine rauchen.«
    Dowie reichte seinem Präsidenten das geöffnete Etui. Dieser brach zunächst den Filter ab, bevor er sich Feuer geben ließ.
    »Sehen Sie zu, dass Sie McEwen endlich friedlich stimmen«, sagte Hurst. »Der Bastard ist schließlich der Hauptschuldige an unserer Misere. Global Oil und Petrol Russia können sich den Kuchen der Arktis doch teilen. In Zeiten wie diesen ist Teilen allemal die beste Lösung. Die Welt kann sich eine weitere Schwächung Amerikas nämlich nicht leisten.«
    Rajani Bala und Maeva hatten sich ins Gästehaus der NAFU-Kommune zurückgezogen, die nur etwa dreißig Meilen südlich der Seesternstadt in der Wüste lag. Die Nachricht über den dreisten Zugriff der USA auf die Freien Republiken Alaskas, die ihnen heute Morgen vom Rat aus Juneau übermittelt worden war, las sich wie ein Hilfeschrei. Rajani hielt es für geraten, ihrer geschockten jungen Freundin ein wenig Nachhilfeunterricht in praktischer Politik zu geben.
    »So hart es auch klingt«, sagte Rajani, wobei sie Maeva zärtlich eine Strähne aus der Stirn strich, um sie zu ermuntern, endlich aufzuschauen, »so hart es auch klingt«, wiederholte sie, »an den Realitäten, die dieser Vertrag geschaffen hat, werden wir nichts ändern können. Noch nicht. Unsere einzige Möglichkeit, langfristig Einfluss zu nehmen, bist du, Kleines …«
    Maeva schaute Rajani fragend an.
    »Erinnere dich an deine Rede. Erinnere dich an den Geist, der dich geleitet hat. Hör auf ihn, sei sein Sprachrohr. Konzentriere dich auf deine Bestimmung. Du bist eine Priesterin, keine Politikerin. Du hast den Menschen etwas zu sagen. Und das Phantastische ist: Sie hören dir zu. Ich würde vorschlagen, dass du den Bürgern der Freien Republiken Alaskas übers Internet eine Videobotschaft zukommen lässt. Cording soll dir dabei helfen. Denk darüber nach, am besten noch heute Nacht«.
    »Die Priesterin von uns beiden bist doch du …«, antwortete Maeva leise und nahm Rajanis Hände.
    »Nein, Kleines, nein …« Rajani schüttelte den Kopf. »Du bist es und niemand sonst. Akzeptiere es, nimm es in Dankbarkeit an.«
    Maeva atmete mehrmals kräftig durch, und plötzlich wurde Rajani klar, dass diese junge Tahitianerin die Botschaft verstanden hatte.
    »Dieses Geschenk«, sagte Rajani und drückte Maevas Hände, »ist eine schwere Bürde. Aber ich verspreche dir, dass wir sie gemeinsam tragen werden. Du und ich und Millionen anderer mit uns. Du musst die Menschen nur dazu ermutigen.«
    Nachdem Cording mehrmals vergeblich an die Tür geklopft hatte, öffnete er sie einen Spaltbreit und wurde von Maeva hineingewunken.
    »Wir fliegen morgen nach Burma«, verriet sie ihm euphorisch. »Dort treffen wir Aung San Suu Kyi. Sie wird uns nach Bhutan begleiten. Zur Inthronisation des neuen Königs. Er hat uns eingeladen.«
    Cording küsste sie auf die Stirn. »Großartig!«, sagte er und wischte sich augenzwinkernd über den Mund, dabei handelte er sich prompt einen Stoß in die Rippen ein. Rajani saß lächelnd daneben, als gönne sie Maeva diesen kleinen Flirt.
    »Unser Gastgeber wäre dann so weit«, sagte Cording, »er wartet draußen im Hof.«
    Helmy Fathallah war entzückt. Der Ägypter begrüßte die Damen mit einem formvollendeten Handkuss. Eine liebgewonnene Etikette aus Graz, wo er lange Jahre studiert hatte. Er bat Rajani, Maeva, Steve und Cording, in dem Elektrofahrzeug Platz zu nehmen, das er anschließend behutsam durch die kilometerlangen Plantagen steuerte, welche die Siedlung umgaben. Der Übergang zwischen den üppigen Paradiesgärten und der angrenzenden Wüstenei konnte nicht krasser sein. Von einem Meter zum anderen schien die

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