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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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portugiesischen Puddingtörtchen und dachte an die bevorstehende Geheimkonferenz, die in wenigen Stunden im Gebäude der EMSA stattfinden sollte. Dass sich die Teilnehmer ausgerechnet auf die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs als Tagungsort verständigt hatten, grenzte schon an Hohn. Schließlich war die EMSA unter anderem auch deshalb gegründet worden, um der Verschmutzung der Meere entgegenzuwirken. Aber man musste sie wohl ins Boot nehmen, wenn man einen derartigen Coup plante.
    Mark Dowie musste schmunzeln. Eine solche Allianz, wie sie hier in Lissabon geschmiedet werden sollte, hätte er vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten. Aber Not macht erfinderisch. Das Buhmannimage, das Global Oil seit der Hebetankeraffäre vor Tahiti anhaftete, würde die Firma bald los sein. Plötzlich war die von seinem Vorgänger McEwen in Auftrag gegebene Flotte gefragt wie nie. Das stärkste Interesse an den aufliegenden Tankern bewies komischerweise jene Branche, die sich bislang als erbittertster Feind der Ölmultis aufgeführt hatte: die Solarindustrie. Ihr stand das Wasser bis zum Hals. Aber nicht nur ihr. Die rasante Verknappung der Hightechmetalle Indium, Gallium, Tellur, Tantal, Molybdän, Neodym und anderer seltener Metalle betraf alle Zukunftsindustrien. Neodymmagnete steckten in Elektromotoren und Hybridfahrzeugen, Gallium in Leuchtdioden und in Mikrochips für Mobiltelefone. Indium wurde zur Herstellung von Flachbildschirmen und in der Fotovoltaikindustrie benötigt. Die massenhafte Herstellung von Brennstoffzellen war durch die Verknappung von Scandium bedroht, auch die Mikroelektronik stand vor dem Aus, wenn nicht genügend Nachschub an Gallium und Tantal garantiert war.
    Dowie kickte einen Ball zurück, den ihm ein siebenjähriger Knabe zwischen die Beine geschossen hatte. Er fühlte sich gut. Mit Petrol Russian, Philips, Nokia, Desertec, der NASA und Dutzenden anderer weltweit agierender Unternehmen plus der gesamten Autoindustrie im Rücken müsste sich genügend Druck aufbauen lassen, damit die UNO den von ihr unter Schutz gestellten Mangangürtel zwischen Südamerika und den polynesischen Gewässern endlich zum Abbau freigab. Dort lagerten sie doch in den Knollen, die Metalle, die in den nächsten zwanzig Jahren sechsfach höher nachgefragt würden. Abermillionen Tonnen. Wie könnten sich die Vereinten Nationen dem Antrag verweigern? China kontrollierte 97 Prozent der Neodym-Weltproduktion, seit Jahren galt dort eine Exportbegrenzung. Wenn man mit diesem unsinnigen Naturschutz im Pazifik nicht endlich aufhörte, riskierte man enorme politische Spannungen, bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. So dumm konnten selbst die Vereinten Nationen nicht sein. Und mit den URP, in deren Hoheitsgewässern die Manganknollen auf dem Grund lagen, würde man doch wohl fertigwerden. Im Interesse der Menschheit, versteht sich …
    Er winkte dem Kellner und zahlte die Zeche. Hatte der Fadista recht, als er davon sang, dass wir Menschen niemals wirklich wach seien? Ist es so, Fernando? In diesem Fall wäre es jedenfalls nur von Vorteil … Er stand auf und strich dem Dichter über den Hut.
    Das sonst so beschauliche Thimphu befand sich schon vor Sonnenaufgang in einem merkwürdigen Erregungszustand. Zehntausende Bhutaner waren von weit her in die Hauptstadt gereist, um der Thronrede des jungen Königs beizuwohnen.
    Cording und Steve schlossen sich dem Strom der Menschen an, der umso stärker wurde, je näher sie dem Nationalstadion kamen. Steve stieg auf das Tribünendach, um das Spektakel von oben zu filmen. Viel Zeit blieb nicht, im Osten kündigte sich bereits die Dämmerung an. Sobald die Sonne die schneebedeckten Gipfel erklommen hatte, würde man das Thangka einrollen, die Farben vertrugen kein Sonnenlicht. Die Gespräche der Menschen, die Lieder, die sie anstimmten, ihr Lachen – das alles lag wie ein fein gewebtes akustisches Tuch über der Arena. Die Geräusche verdichteten sich zu einem großen, beruhigenden Summen, als befände man sich in einem Bienenstock. Die Geduld der Menschen schien grenzenlos, es bedurfte keiner uniformierten Brigaden, um sie in Schach zu halten, das besorgte die Betelnuss, auf der die meisten Besucher herumkauten. Die Betelnuss wärmte den Gaumen und beruhigte das Gemüt.
    Cording war gespannt, wie sich die Stimmung wohl gestaltete, wenn der neue König vor die Massen trat. Der Mann, gerade 28 Jahre alt geworden, war ziemlich überraschend zum Druk

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