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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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»Jeglicher Druck, mein Kind, der auf eine Gemeinschaft ausgeübt wird, muss auch wieder weichen. Vorausgesetzt, die Menschen wollen das. Es ist nicht leicht, in bedrängten Situationen die Hoffnung zu bewahren. Ich weiß, wie schnell man ins Zweifeln geraten kann. Aber ohne Hoffnung in unseren Herzen wird sich an den bedrückenden Zuständen nichts ändern. Also brauchen wir jemanden, der in der Lage ist, uns daran zu erinnern – der fähig ist, unsere Hoffnungen zu nähren. Du bist so ein Mensch. Sei dir dessen stets bewusst. Aber sei dir auch darüber im Klaren, dass du einen extrem schwierigen Weg vor dir hast.« Sie umarmte Maeva, die während der kleinen Ansprache näher gerückt war. »Haben wir eine andere Wahl?«, flüsterte Suu Kyi ihr ins Ohr.
    Cording blickte wie hypnotisiert auf diese Frau, deren wunderschönes schmales Gesicht trotz aller Falten, die es sich verdient hatte, Heiterkeit ausstrahlte. Ihre ungetrübten, blitzenden Augen schienen alles und jeden mit Wohlwollen zu betrachten, als erkenne sie hinter der Folie der äußeren Erscheinung sofort den Grund allen Lebens. Ihr Gesicht, so offen, wie es war, gab sich keine Blöße.
    Maeva hielt den Kopf an Suu Kyis Schulter gelehnt. Die Berührung der beiden erinnerte Cording an ein Tankmanöver hoch über den Wolken. Nur dass Maeva keinen gewöhnlichen Treibstoff aufnahm, sondern pure Energie, die sie befähigen würde, von der richtigen Ahnung zur richtigen Lehre zu finden.
    »Endzeitprophezeiungen hat es immer gegeben«, hörte er Suu Kyi sagen, während sie Maevas Haar streichelte, »in den meisten Kulturen wurde das Zeitalter der Reinigung als ein Zeitalter der totalen Zerstörung betrachtet. Heute erkennen wir die Zeit der Reinigung als eine Zeit der Umwandlung an, in der die Gedanken, Worte und Handlungen der Menschen Ergebnisse hervorbringen, die diesen Planeten bis weit in die Zukunft gestalten werden.« Sie sah Maeva entzückt in die Augen und strich ihr mit dem Handrücken über die Wange. »Der beste Weg zur Heilung der Gesellschaft ist, wenn wir auf die Schönheit unseres eigenen Ichs zugehen. Schließlich haben wir nur uns, aber das ist ja mehr als genug …« Suu Kyi schaute auf Cording: »Mir wurde erzählt, dass Sie schon vor längerer Zeit aufgehört haben zu schreiben«, sagte sie, »ich hoffe, Sie können mir einen triftigen Grund dafür nennen.«
    »Tut mir leid«, antwortete Cording, »kann ich eigentlich nicht.«
    »Maeva braucht dringend jemanden, der sie journalistisch begleitet. Ich weiß, wie viel Unsinn geschrieben wird, wenn man die Fäden nicht in der Hand behält.«
    »Hat Steve Ihnen denn nicht gesagt, warum er hier ist?«
    »Nein. Warum bist du hier, Steve?«
    »Steve ist im Auftrag von EMERGENCY bei uns«, klärte Cording ihre Gastgeberin auf. » Er wird derjenige sein, der über Maevas Reise berichtet.«
    »Oh, gut. Dann ist also alles geregelt, dann muss ich mir darüber ja keine Sorgen mehr machen.«
    Cording war verblüfft, wie problemlos Suu Kyi eine Lösung akzeptierte, die ihm selbst alles andere als geheuer war. Aber natürlich ließ er sich seine Enttäuschung nicht anmerken, schon gar nicht Steve gegenüber, dem die Sache sichtlich peinlich war und der auch noch mit einem zärtlichen Wangenkuss von Maeva belohnt wurde.
    Der Abflug aus Pyinmana verzögerte sich um einige Stunden,weil nicht genügend kalt gepresstes Öl zur Verfügung stand, um die Maschine vollzutanken. Ein Flugzeug, das einmal mit kalt gepresstem Öl betankt worden war, vertrug kein Kerosin mehr. Am Nachmittag war das Problem behoben.
    Dem jungen König von Bhutanschien das Wohl Maevas sehr am Herzen zu liegen, denn er hatte extra zwei Piloten nach Pyinmana entsandt. Sie sollten den Airbus übernehmen und ihn sicher zur Landung bringen. Der Anflug auf den Flughafen von Paro, der sich fünfundsechzig Kilometer westlich der Hauptstadt Thimphu in einer Talsohle befand, galt als einer der schwierigsten der Welt, weshalb ihre Crew auch kein Problem damit hatte, das Kommando über die Maschine zwischenzeitlich den bhutanischen Piloten zu übergeben. Cording und Steve durften das waghalsige Manöver aus dem Cockpit heraus beobachten. Als sie den bhutanischen Luftraum »betraten«, breitete der Kopilot die Arme aus, als wollte er das ganze Land umarmen. Tatsächlich schien das Königreich, das in etwa die Größe der Schweiz besaß, in diese Umarmung genau hineinzupassen. Die linke Hand deutete auf Indien, die rechte auf China. In der Mitte lag

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