Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
seine Söhne. Mit dem Schwert haben sie sie niedergemacht. Brennende Fackeln haben sie ins Haus geschleudert. Ich habe Liamuin gesehen, wie ihr schwarzes Haar im Feuerschein aufblitzte. Sie griff sich eine Sichel und wollte Menmas Frau und die kleine Connait beschützen. Auf den Anführer hat sie eingeschlagen … ja, auf ihren bisherigen Liebhaber mit dem Goldenen Halsreif.«
»Hat sie ihn verwundet?«
»Bestimmt, er ließ das Schwert fallen, Blut spritzte aus seiner Hand. Aber seine Mannen haben die Bogen gespannt und Liamuin mit ihren Pfeilen durchbohrt.«
»Und was war mit der Frau von Menma und mit Connait?«, fragte Eadulf.
»Beide wurden erschlagen. Gott verzeih mir, ich drehte mich um und rannte. Einer der Krieger ritt mir nach, ich hoffte, es bis zum Wald zu schaffen und mich im Dickicht zu verstecken. Doch so weit kam ich nicht, ich spürte einen Schlag auf den Hinterkopf, und alles wurde schwarz. An was anderes kann ich mich nicht erinnern. Später habe ich erfahren, ich lag eine Woche mit Fieber und bin erst im Haus von Flannait und ihrem Mann zu mir gekommen. Cadan und sein Sohn hatten mich gefunden und zu sich nach Hause geschafft. Möge Gott sie dafür segnen. Sie haben den Heilkundigenund Apotheker aus der Siedlung geholt, und der hat mich verbunden und versorgt. Von Lachtine erfuhr ich auch, dass alle anderen erschlagen wurden, und den rath hatten die Mörder in Schutt und Asche gelegt.«
»Lachtine!«, rief Eadulf erregt dazwischen.
»Das war unser Apotheker. Er hat keine Bezahlung genommen, denn auch er war in Liamuin verliebt. Da war er nicht der Einzige. Sie hatte so was Besonderes an sich – die Männer haben sich schnell in sie vergafft. Gottes Fluch treffe sie, musste sie sich ausgerechnet in den Krieger von den Eóghanacht verlieben!«
Fidelma stutzte. »Du hast eben gesagt, Lachtine war euer Apotheker?«
»Ja, eine Weile später ist er weggezogen, wohin weiß ich nicht.«
»Und die Angreifer wurden von dem Krieger mit dem Goldenen Halsreif angeführt, an dessen Namen du dich nicht erinnern kannst?«
»Ja, so war das.«
»Und du hast ihn erkannt – von Angesicht zu Angesicht?«
»So richtig nicht – ich war zu weit weg.«
»Wie willst du dann wissen, dass er es war.«
»Er trug doch den Goldenen Halsreif.«
Fidelma atmete tief durch. »Du hast ihn also nur erkannt, weil er um den Hals den Goldenen Reif trug. Ist dir sonst noch was an ihm aufgefallen?«
»Ich glaube, er hatte einen Schild mit einem springenden Hirsch drauf, der war von Edelsteinen umrahmt.«
Fidelma zuckte zusammen, unwillkürlich fuhr sie sich mit der Hand an die Kehle. »Ein springender Hirsch mit Edelsteinen?«, wiederholte sie leise. »Weißt du, welche Bedeutung so ein Zeichen auf einem Schild hat?«
»Nein. Mit Wappenschilden kenne ich mich nicht aus, will auch gar nicht wissen, was sie bedeuten. Ich weiß nur, er hat das verhasste Kennzeichen, den Goldenen Halsreif, getragen.«
Fidelma brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, und fragte dann: »Hat Liamuin irgendwie zu erkennen gegeben, dass sie ihn kannte, als sie mit der Sichel zuschlug?«
Suanach überlegte, schüttelte aber den Kopf. »Ich war zu weit weg, um ihr Gesicht zu sehen.«
»Warum ist es zu diesem Überfall gekommen? Welchen Grund kann dieser Krieger gehabt haben, wenn er so lange bei Menma und seiner Familie gewohnt hat, plötzlich aufzutauchen, seinen Leuten zu befehlen, das Gehöft in Brand zu stecken und alle Bewohner niederzumetzeln?«, wollte Eadulf wissen.
»Was sollen mir Gründe? Ich weiß nur, was an jenem Tag geschehen ist, und dass ich für immer und ewig die Narbe da haben werde.«
»Noch einmal, für dich war es ein Überfall ohne jeglichen Grund?«
»Er war ein Krieger der Eóghanacht. Hat der überhaupt einen Grund gebraucht? Die verbreiten Tod und Verderben, wo sie gehen und stehen.«
Für einen Moment kniff Fidelma die Lippen zusammen. Eadulf ahnte, was in ihr vorging, seit die Frau den Schild erwähnt hatte. Jetzt schien die Anspannung ein wenig zu weichen. »Ist irgendjemand hier erschienen und hat die näheren Umstände untersucht?«
»Nicht, dass ich wüsste. … O doch, ich habe gehört, einige Tage nach dem Überfall ist wer gekommen und hat Fragen gestellt. Aber keiner wusste, wer das war. Ich lag ja noch in Flannaits Hütte und war außerstande, Fragen zu beantworten.Später hieß es, der Krieger, der den Überfall befehligt hatte, ist nie wieder gesehen worden, auch sonst keiner von dem Haufen. Aber
Weitere Kostenlose Bücher