Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
suchte nach dem passenden Wort, »sehr verliebt in die Frau, die bei Menma wohnte.«
»Liamuin?«
»Ja, so hieß sie. Ihr Tod hat ihn ziemlich mitgenommen.«
»Aber hatte sie nicht ein Verhältnis mit dem Krieger, der bei ihnen einquartiert war?«
»Das war so. Doch Maolán hatte sich Hoffnungen gemacht. Andere auch, wie unser Apotheker Lachtine. Er ist bald danach weggegangen. Liamuin war eine attraktive Frau, und sie hatte eine Menge Verehrer. Wir haben versucht, unseren Sohn zu überreden, bei uns zu bleiben. Wir haben keine anderen Kinder. Wer wird sich um uns kümmern, wenn der Winter unserer Tage über uns kommt, und das dürfte bald sein?«
»Hat er gewusst, dass sie sich allem Anschein nach zu dem Krieger hingezogen fühlte, zu dem, der den Überfall verübt hat?«, wollte Eadulf wissen.
»Gewusst hat er es. Denn er hat uns verlassen, bald nachdem Suanach genesen war und uns ihre Geschichte erzählen konnte.«
»Wohin ist er gegangen?«
»Das wissen wir leider nicht. Maolán war begabt, er wollte hinaus in die Welt und was aus sich machen. Der Junge hatte was drauf.«
»Was drauf?«, fragte Eadulf, dem der Ausdruck nicht geläufig war.
»Er hatte eine gute Schreibhand und ein sicheres Auge fürs Buchmalen. Er ist losgezogen und wollte sich damit seinen Lebensunterhalt verdienen.«
»Wisst ihr wirklich gar nichts, was helfen könnte, diesen Krieger ausfindig zu machen?«, fragte Fidelma verzagt und kam auf ihr eigentliches Anliegen zurück. Während sie sprach, schaute sie Cadan aufmunternd an, und er zog verlegen an der Unterlippe.
»Besondere Merkmale? Ich habe ihn nur ein- oder zweimal von weitem gesehen. Ich weiß nur, dass er den Goldenen Reif der Eóghanacht-Krieger umhatte.«
»War er alt oder jung? Blond oder dunkel? Etwas in der Richtung oder so«, half Eadulf weiter.
»Ein ganz junger Bursche war er nicht, ein junger Mann schon. An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
»Bestimmt weißt du doch, ob er blond war oder schwarzhaarig.«
»Blond.«
»Nicht rothaarig?«, rief Fidelma dazwischen, »hatte er nicht etwa so rotes Haar wie ich?«
Der Bauer schaute auf ihre rötliche Haarpracht und schüttelte den Kopf. Fidelma war deutlich erleichtert.
»Vermutlich hatte der blonde Krieger auch einen Schild? Ein Bewaffneter hat auf dem Schild immer sein suaicheantas , ein Bild, an dem ihn Freunde und auch Feinde erkennen«, erklärte Eadulf.
Cadan runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. »Sein Schild war ganz einfach. Ein Bild war nicht drauf, aber …« Er überlegte. »Der Schild war rot, mit einem einzigen schmalen blauen Streifen.«
Fidelma blickte Gormán an, doch der konnte auch nicht weiterhelfen. Die Krieger mit dem Goldenen Halsreif waren die auserlesene Schar aus dem Leibregiment des Königs. Jeder dieser Männer hatte sein eigenes Sinnbild oder Abzeichen. Außerdem hatte der König in Zeiten der Bedrohung eine größere Streitmacht zur Verfügung. Üblicherweise war das ein catha , ein Bataillon von 3000 Mann, das, im Königreich verteilt, ständig unter Waffen stand. So ein Bataillon war in kleinere Einheiten unterteilt, und jede Einheit hatte ein besonderes Wappen auf dem Schild.
»Wie können wir herausfinden, welche Einheit einen derartigen Schild führte?«, fragte Fidelma, die eine Ahnung hatte, dass die Lage des Streifens auf dem Schild von Bedeutung war. »Das kann doch nicht so schwierig sein.«
Gormán zog sein Schwert und ritzte in den feuchten Boden den Umriss eines Schildes. »War der Streifen vielleicht senkrecht?« Mit der Schwertspitze zog er eine Linie.
Cadan schaute genau hin und verneinte. »Nicht so, anders lang, der Streifen war waagerecht, teilte den Schild in zwei Hälften.«
»Das muss eine von den amuis -Einheiten gewesen sein, die in der Schlacht von Cnoc Áine gekämpft haben.« Truppenvon dort wurden außerhalb der Clan-Gebiete des Königs angeworben.
Fidelma gab nicht auf. »Vielleicht hilft uns das ein bisschen weiter«, meinte sie und stellte den verwunderten Landleuten eine nächste Frage: »War bei dem Überfall sonst noch irgendwer in der Nähe von Menmas rath ?«
»Als wir den Rauch aufsteigen sahen, sind wir beide, mein Sohn und ich, losgerannt, über Berg und Tal. Da wir keine Pferde haben, brauchten wir eine Weile, bis wir dort waren. Aber da war niemand außer uns.«
»Niemand von den anderen Gehöften aus der Umgebung? Aus der Ferne haben wir doch selbst einige Höfe auf den Hügelkuppen gesehen.«
»Wir waren am nächsten
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