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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sich nervös mit der Zunge über die trockenen Lippen fuhr.
    »Ich glaube, Aibell hat noch nicht gefrühstückt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie gern etwas essen und trinken würde. Lässt sich das ermöglichen?«
    »Aber selbstverständlich!« Wie eine fürsorgliche Mutter machte Della Platz an einem Tischende, holte einen kleinen Becher Ale und stellte Aibell ein Holzbrettchen mit kaltem Fleisch, Käse und frisch gebackenem Brot hin. Das Mädchen zögerte, aber als Della die anderen fragte, ob sie ihnen auch etwas vorsetzen dürfte, machte es sich gierig und mit großem Appetit über das Frühstück her. Fidelma beobachtete Aibell unauffällig. Ganz offensichtlich hatte sie seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen.
    »Wir sollten uns erst mal die Satteltasche vornehmen und sehen, was drin ist«, sagte sie und lenkte so die Aufmerksamkeit der anderen von dem Mädchen ab.
    Eadulf packte die Tasche auf den Tisch, öffnete sie, nahm die einzelnen Kleidungsstücke heraus und breitete sie vor aller Augen aus.
    Da kam zunächst ein bratt zum Vorschein, ein weit geschnittener Umhang; er war von auffälligem Blau, knielang und am Kragen und an den Kanten vorn mit Biberpelz eingefasst. Auch einen weiteren Überwurf gab es, der war ohne Kragen und hätte bei einem Mann mittlerer Größe wohlkaum die Oberschenkel bedeckt. Dazu passend ein Paar triubhas , manchmal auch unter dem Namen ochrath bekannt, eng anliegende lange Reithosen aus feinstem weichen Leder, die am Bund von einem Ledergürtel zusammengehalten wurden, an dem eine Geldbörse hing. Sie enthielt einige Silbermünzen.
    Sorgsam tastete Eadulf die Kleidungsstücke ab, um sicherzugehen, dass sich nichts weiter in ihnen verbarg, und musste schließlich enttäuscht feststellen: »Nichts, was Aufschluss über den Attentäter geben könnte.«
    »Lassen sich aus der Kleidung als solcher keinerlei Rückschlüsse ziehen?«
    Eadulf ging den Haufen noch einmal Stück für Stück durch, schüttelte aber den Kopf.
    »Wie ordnest du die Sachen ein?«, wollte Fidelma wissen. »Ich meine, was für ein Mann würde solche Sachen tragen?«
    »Jedenfalls kein Adliger, so viel steht fest. Wiederum sind es keine Stücke, die ein Armer oder Arbeiter trägt.«
    »Das sehe ich auch so. Aber wir dürfen wohl davon ausgehen, dass es die Sachen sind, die der Attentäter abgelegt hat, bevor er sich als Mönch verkleidete.«
    »Eine Annahme, die durch die Tatsache erhärtet wird, dass sich in der Satteltasche keine Schuhe finden, der Attentäter aber mit Schuhwerk angetan war, das sehr wohl zu den Sachen hier gehören könnte. Auch Unterkleider sind hier nicht dabei, der Attentäter trug aber welche aus sróll , Satin, und das würde eher zu dieser Ausstattung als zur Kleidung eines einfachen Mönchs passen.«
    »Bist du dir sicher, dass das die Sachen von dem Attentäter sind?«, fragte Gormán.
    »Alles deutet darauf hin«, erwiderte Eadulf überzeugt. »So kleidet sich kein Adliger, kein Krieger, auch kein einfacherArbeiter oder Handwerker. Es bestätigt die Feststellung, die ich schon beim Untersuchen der Leiche getroffen habe.«
    »Und was ist mit der Tonsur?«, fragte Gormán beharrlich.
    »Fidelma hat gleich gesagt, dass die Tonsur des Attentäters aussah, als wäre sie erst kurz zuvor geschoren. Außerdem hätte er sich ja nicht umziehen müssen, wenn er wirklich ein Mönch gewesen wäre. Er hat sich als ein solcher verkleidet, wollte also von anderen dafür gehalten werden, obwohl er gar kein frommer Bruder war. Nein, ich bleibe dabei, er war ein Dichter, ein Schreiber oder Buchmaler.«
    »Im Prinzip gebe ich dir recht«, meinte Fidelma. »Aber worauf gründet sich deine Auffassung hinsichtlich seines Berufs?«
    »Ich habe schon gestern Abend darauf hingewiesen, dass seine Hände keine Spuren körperlicher Arbeit zeigten. Die Fingernägel waren bestens gepflegt. An seinem rechten Daumen und Zeigefinger aber waren Flecken.«
    »Und die verrieten was?«
    »Es waren Tintenflecken; er muss also oft einen Federkiel in der rechten Hand geführt haben. Wer aber arbeitet mit Federkiel und Tinte? Doch nur Schriftkundige. Er könnte durchaus von einer geistlichen Schule oder auch von einer weltlichen gekommen sein, ein Mönch jedoch war er nicht.«
    Gormán starrte verdrossen auf den Kleiderhaufen, als hoffte er immer noch, ihm ein Geheimnis zu entlocken. Einer plötzlichen Eingebung folgend griff er nach der Satteltasche und drehte den Lederbeutel um und um. Eadulf beobachtete ihn

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