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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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wir finden in derselben Hütte dich und seine Sachen«, fasste Gormán die Situation zusammen.
    Fidelma las in dem Gesicht des Mädchens ab, was in dessen Inneren vorging – ein kaum wahrnehmbarer Wechsel im Mienenspiel schien auf eine Spur von Angst hinzudeuten, darauf, dass sie endlich begriff, dass sie sich in einer ernsten Lage befand.
    »Das hat alles nichts mit mir zu tun. Ich bin erst heute früh hier angekommen, und da war niemand hier drin.« Zwar setzte sie sich mit Worten zur Wehr, aber der Ton war schon etwas kleinlauter.
    »Und wie heißt du?«, fragte Fidelma unnachgiebig.
    Ein kurzes Zögern, und sie lenkte ein. »Wenn du es denn unbedingt wissen musst – ich heiße Aibell.«
    »Und woher kommst du?«
    »Aus dem Westen.«
    »Der ist ganz schön groß«, Fidelma schmunzelte.
    »Ich meine den An Mháigh, den Fluss der Ebene.«
    »Auch der Fluss ist ziemlich lang«, brummte Eadulf.
    Das Mädchen sah ihn ärgerlich an. »In der Nähe von Dún Eochair, da bin ich geboren und aufgewachsen.«
    Gormán zog die Augenbrauen hoch. »Das ist die Festung, die sich an den Ufern des Mháigh erhebt. Sie ist der Hauptsitz der Stammesoberen der Uí Fidgente.«
    »Na und?« Die stete aufmüpfige Art belustigte Fidelma ein wenig, das Mädchen konnte offensichtlich nicht anders, haderte mit allem und jedem.
    »Die Uí Fidgente sind doch aber … Mungairit ist gar nicht weit«, protestierte der junge Krieger.
    Fidelmas Blick brachte ihn zum Schweigen. Sie wandte sich wieder dem Mädchen zu.
    »Der Versuch, den König umzubringen, ist eine ernste Angelegenheit, Aibell. Du tust gut daran, uns die volle Wahrheit zu sagen.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Du warst tatsächlich die ganze Nacht unterwegs? Bist die gesamte lange Strecke von der Festung der Uí Fidgente bis hierher gelaufen?«
    Aibell bemerkte sehr wohl Fidelmas leichte Ironie und biss sich auf die Lippen. Zögernd gab sie schließlich zu: »So ungefähr.«
    »Wie ›so ungefähr‹?«
    »Als ich das Alter der Wahl erreichte, habe ich das Haus meines Vaters verlassen.«
    »Mit meiner Frage, woher du kommst, wollte ich nicht wissen, wo du geboren wurdest oder wo du aufgewachsen bist, sondern von wo du vergangene Nacht unterwegs warst«, belehrte sie Fidelma.
    »Ich begegnete gestern Abend einem Kaufmann, der hierherwollte. Er bot mir an, mich auf seinem Wagen mitzunehmen, und ich habe sein Angebot gern angenommen.«
    »Ein Kaufmann, der nachts unterwegs war?«, meinte Gormán ungläubig. »Das ist reichlich ungewöhnlich.«
    »Er sagte, er müsse sein Ziel noch vor Tagesanbruch erreichen.« Zum ersten Mal gab Aibell zusätzliche Erklärungen.
    »Und wo genau bist du ihm begegnet?«, fragte Fidelma.
    »Ich war an die Ufer eines großen Flusses westlich von hier gelangt und hatte beschlossen, mich nahe einer Furt schlafen zu legen, als ich ihn mit seinem Wagen die Furt überqueren sah.«
    »Weißt du, wie die Furt hieß?«
    »Ich bin hier fremd. Wie soll ich das da wissen?«
    »Erzähl uns etwas über diesen Kaufmann. Hast du seinen Namen erfahren?«
    »Ja. Ich fand, es war ein dummer Name für einen Kaufmann – er bedeutete so etwas wie Würde und Ehrbarkeit.«
    Fidelma schürzte verwundert die Lippen, Gormán aber platzte heraus: »Ordan, Lady. Ordan treibt oft Handel im Westen, und der Name steht tatsächlich für ›Würde‹.«
    Aibell nickte. »Genau so hieß er, Ordan. Nach dem bisschen, was ich im Schein der Laterne sehen konnte, war er ein fetter, hässlicher Mann.«
    »Das Stück Land gleich östlich von hier gehört ihm, Lady«, klärte Gormán sie auf. »Rathordan nennt er es, ich war einmal dort.«
    Schon stellte Fidelma dem Mädchen die nächste Frage. »Ordan, der Kaufmann, hat dich also mitgenommen?«
    »Er bot mir einen Platz auf seinem Wagen an«, bestätigte Aibell. »Er hätte mir gern noch mehr angeboten, wenn ich mitgespielt hätte. Das elende Schwein.«
    »Wann etwa war das? Wann bist du zu ihm auf den Wagen geklettert?«
    »So um Mitternacht.«
    »Und wieso hat er dich hier abgesetzt? Ausgerechnet am Westrand der Stadt und in aller Herrgottsfrühe?«
    »Weil ich darauf bestand.«
    »Warum wolltest du denn nicht richtig hinein in den Ort?«
    »Weil ich nicht mit ihm ins Bett gehen wollte, darauf war er nämlich aus. Sowie ich merkte, dass wir uns der Siedlung näherten, verlangte ich, dass er mich absteigen ließ. Ich bin dann einfach abgesprungen.«
    Gormán ging die Auskunft sorgfältig durch. »Die Straße von der Furt des Esels, die Ordan

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