Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
doch dafür interessiert haben, woran du erkrankt warst, was dich ans Bett fesselte?«
Die Antwort übernahm Conrí, auch wenn ihm bei dem Geständnis nicht wohl zumute war. »Dieser Adamrae, oder wer immer sich hinter dem Namen verbirgt, hat – so fürchte ich – unseren Apotheker ermordet.«
Fidelma war außer sich. »Davon hast du bisher kein Wort gesagt«, warf sie ihm in scharfem Ton vor.
»Die Zusammenhänge sind mir auch erst jetzt bei Bruder Cronans Schilderung bewusst geworden.«
»Vielleicht erklärst du dich näher«, forderte sie ihn auf.
»Als Adamrae zu mir kam, sich vorstellte und mir weismachte, Bruder Cronan wäre erkrankt, sagte er auch, er hätte nach Lachtine, unserem Apotheker, geschickt«, lautete die zerknirschte Auskunft.
»Und zu welchem Ergebnis war der Apotheker gekommen?«, wollte Fidelma wissen.
»Ich hab ihn seither nicht wieder zu Gesicht bekommen. Daher meine Befürchtung, dass er nicht mehr am Leben ist.«
»Hat Adamrae irgendeine Bemerkung über das Verschwinden des Apothekers fallenlassen?«
»Als ich am nächsten Tag Adamrae begegnete und ihn fragte, zu welcher Diagnose Lachtine gekommen wäre, sagte er, Lachtine hätte etliche Kräuter und einen Trunk verschrieben und gemeint, es wäre angebracht, Bruder Cronan sieben Tage isoliert zu halten. Er selbst würde inzwischen in den Wäldern nach speziellen Kräutern suchen, mit denen er die Krankheit weiterbehandeln wollte. Also haben wir uns keine Gedanken über Lachtines Abwesenheit gemacht. Oft genug streift er ganze Tage auf der Suche nach Pflanzen und Heilkräutern fürseine Tinkturen und Säfte durch die Wälder. Aber nach dem, was ich jetzt hier höre, fürchte ich um sein Leben.«
»Jedenfalls ist Lachtine kein einziges Mal bei mir gewesen«, bestätigte Bruder Cronan müde.
»Aus welchem Grund sollte Adamrae den Apotheker umgebracht haben?«, fragte Eadulf. »Und weshalb wollte er Bruder Cronan gefangen halten?«
»Wenn wir das wüssten, wüssten wir auch, mit welchen Hintergedanken er überhaupt hier aufgetaucht ist«, brummte Socht.
»Bestimmt nicht, um den Glauben zu predigen«, bemerkte Eadulf trocken.
»Mich beunruhigt, dass er Bruder Cronan nach meinen Kriegern und ihrer Kampfkraft ausgefragt hat«, sagte Conrí. »Vielleicht ist er einer von den Räubern, die sich in letzter Zeit hier herumtreiben. Die Eichenfurt ist weithin bekannt, besonders bei den Kaufleuten. Durch ihre Lage an der Hauptstraße von Ost nach West ist sie nicht nur ein begehrter Treffpunkt für sie, sondern auch eine günstige Anlegestelle für kleinere Boote, die auf dem Mháigh Richtung Norden zur großen Trichtermündung des Sionnan unterwegs sind.«
»Wenn Adamrae selbst ein Räuber ist, weshalb spielt er dann den Richter und verurteilt diesen anderen Dieb da zum Tode?«, gab Gormán zu bedenken.
»Könnte ja sein, er gehört zu einer anderen Räuberbande und sah hier die Gelegenheit, sich eines Rivalen zu entledigen«, überlegte Eadulf.
»Adamrae zeigte eine Vorliebe für das Gasthaus im Ort, in dem die Kaufleute immer verkehren«, warf Socht ein. »Er ging mehrmals am Tag dorthin.«
Conrí schob alle Bedenken von sich. »Ein Überfall auf die Kaufleute oder einer auf meine Festung würde ihm nichtsbringen, da müsste er schon eine beachtliche Meute hinter sich haben. Schließlich stehen mir hier fünfzig Krieger zur Verfügung.«
»Egal, was Adamrae vorhat oder im Schilde führt, er hat es entweder schon erreicht oder steht kurz vor seinem Ziel«, fasste Fidelma die Überlegungen der anderen nachdenklich zusammen.
»Wie kommst du zu der Schlussfolgerung?« Eadulf blickte sie fragend an.
»Er hat sich Conrí gegenüber geäußert, Lachtine hätte gesagt, man solle sich sieben Tage von Bruder Cronan fernhalten. Weshalb sollte er eine so genaue Zeitangabe machen, wenn er damit nicht etwas bezweckt? Ich könnte mir vorstellen, dass nach sieben Tagen jemandem auffällt, dass Lachtine vom Kräutersuchen immer noch nicht zurück ist, und dass derjenige sich darüber Gedanken machen wird.«
»Du hast vollkommen recht, Lady«, gab Conrí unumwunden zu. »Daran habe ich zwar nicht gedacht, aber die Zeit ist so gut wie um. Wir sind so daran gewöhnt, dass Lachtine die Wälder durchstreift, dass uns sein Fernbleiben wahrscheinlich erst später aufgefallen wäre.«
»Ich schlage vor, gleich bei Tagesanbruch einen Suchtrupp loszuschicken, wenngleich ich befürchte, man wird nur noch einen Toten finden«, sagte Fidelma und wandte sich
Weitere Kostenlose Bücher