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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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deiner ältesten und treuesten Kundinnen ist.«
    Radomila machte eine wegwerfende Handbewegung, stampfte vor Wut auf den Boden und starrte Karel an, so als trage er die Schuld an der ganzen Misere.
    »Nun sag doch auch etwas«, rief sie, »schließlich ist sie die Tochter deines Bruders. Deine Nichte.«
    Karel schien um Jahre gealtert. Mit trauriger Miene erhob er sich. »Sie wird wohl ihre Gründe für die Flucht gehabt haben. Jana hat uns nichts gestohlen. Sie hat sich sogar noch ein Pferd besorgt, obwohl sie das von Tomek hätte nehmen können. Ich finde, wir sollten sie in Frieden gehenlassen.«
    »Bist du denn völlig verrückt geworden?«, rief Radomila. »Du musst deinen Verstand nun endgültig verloren haben. Wenn Jana nicht zurückkommt, verlieren wir die Apotheke, und ich kann, sobald du tot bist, wieder von ganz vorne anfangen. Schließlich sind weder Tomek noch ich ausgebildete Apotheker. Die Innung wird uns zwingen, die Apotheke zu einem Spottpreis abzugeben, und wovon sollen wir dann leben?«
    Karel antwortete ihr nicht, sondern drehte sich um und verließ schweigend den Raum.
    Radomila wollte ihm geifernd hinterher, überlegte es sich aber anders und blieb vor Tomek stehen. Sie drückte ihm den ausgestreckten Zeigefinger auf die Brust und sagte: »Du reitest sofort zu der verfluchten Kovarik. Notfalls prügelst du aus ihr heraus, wohin Jana wollte. Dann machst du dich unverzüglich auf die Suche nach ihr. Und wehe, du kommst ohne sie zurück!«
    Tomek, der mindestens zwei Köpfe größer war als seine Mutter, wagte es nicht, ihr zu widersprechen.
    »Ich begleite dich«, sagte Jendrik.
    Überrascht drehte sich Tomek zu ihm um. Die Freude auf seinem Gesicht war nicht zu übersehen.
    »Das würdest du für mich tun?«, fragte er.
    »Wozu hat man schließlich gute Freunde?«, meinte Jendrik. Von seinem eigenen Auftrag sagte er nichts. Jana und Pfeiffer waren gemeinsam unterwegs. Fanden sie die eine, hatten sie auch den anderen. Auf diese Weise konnte Jendrik den Arzt verfolgen, ohne Tomek von dem gestohlenen Dokument zu erzählen.
    »Ich reite zu Kovarik und setze der Witwe mein Schwert an die Kehle, und du holst dir das schnellste Pferd aus deinem Kloster.« Tomek grinste. »Wir sollten keinen Augenblick vergeuden.«
    Jendrik wusste, dass Abt Benedikt ihm bestimmt das schnellste Pferd geben würde, aber er war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Tomek würde reiten, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her, und Jendrik fragte sich besorgt, ob er sich fest genug in der Mähne eines Pferdes festklammern konnte, ohne hinunterzufallen.
    »Wir treffen uns zu Mittag auf der Karlsbrücke«, sagte Tomek, und Jendrik eilte davon. Er musste zurück ins Clementinum und die notwendigen Vorbereitungen treffen. Die Zeit drängte.
    Im Böhmerwald
    D AS F EUER WAR LÄNGST erloschen und der Platz neben ihr leer, als Jana am nächsten Morgen erwachte. Der Geruch nach kaltem Rauch hing immer noch in der Luft. Auch die Kleidung roch danach und erinnerte Jana an geräucherten Schinken. Sie wollte aufspringen, aber ihr ganzer Körper schmerzte. Sie war es nicht gewohnt, die Nacht auf hartem, kalten Boden zu verbringen. Mühsam setzte sie sich auf. Auch ihr Hinterteil tat weh. So lange hatte sie ihr Leben lang noch nie auf einem Pferd gesessen.
    Vorsichtig sah Jana sich um. Wo war Doktor Pfeiffer? Gerade als sie aufstehen und nach ihm rufen wollte, sah sie seine hohe Gestalt mit dem rotblonden Haar hinter drei Tannenbäumen hervorkommen. Sein Gesicht war nass, und er wischte sich die Hände an der Hose ab.
    »Guten Morgen«, sagte er gutgelaunt. Offensichtlich hatte er bestens geschlafen, und es plagten ihn keine Schmerzen. »Etwas unterhalb von hier befindet sich ein kleiner Bach. Das Wasser ist eiskalt, aber erfrischend. Falls Ihr Eure Morgentoilette erledigen wollt …«
    Beim Gedanken an eiskaltes Wasser begann Jana zu zittern. Ihr war ohnehin kalt, lieber verzichtete sie heute aufs Waschen.
    »Ich habe die Pferde zum Bach gebracht und unsere Wasserflaschen aufgefüllt«, erklärte der Arzt, während er die Karte betrachtete, die er gestern den ganzen Tag über fest in den Händen gehalten hatte. »Ich frage mich, ob wir über Passau reiten oder uns lieber etwas nördlich halten sollen. Was meint Ihr?«
    »Habt Ihr mich gerade nach meiner Meinung gefragt?« Jana musste sich verhört haben.
    »Ja, das habe ich. Denn ich kenne Euren Verlobten nicht gut genug, um ihn einschätzen zu können.« Da war

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