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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Nacht. Ein Streich, eine Jugendsünde, eine verrückte Idee, von der ich nie gedacht hätte, dass sie einmal für mich selbst und einen Freund zu einer großen Gefahr werden könnte.«
    Verwirrt schüttelte Jana den Kopf, sie hatte nichts von dem, was der Arzt erzählt hatte, verstanden.
    »Ein guter Freund hat sich die Schriftzeichen ausgedacht, ich die Illustrationen. Ferdinand brauchte Geld für eine Reise und er hatte nichts außer einem Stück edlen Pergaments. Wir dachten, beschriebenes Pergament verkaufe sich besser als leeres, deshalb setzten wir geheimnisvolle Schriftzeichen darauf, die niemand versteht, weil sie überhaupt keinen Sinn ergeben. Nie im Leben hätten wir gedacht, dass das Pergament einmal für sechshundert Dukaten an Kaiser Rudolf verkauft wird und schließlich im Clementinum landet, wo eifrige Jesuiten einen ketzerischen Inhalt hinter den absurden Zeichen vermuten.«
    Jana begriff allmählich. Dann hatten die seltsamen Schriftzeichen tatsächlich nichts mit dem Buch ihres Vaters zu tun, und Pfeiffer hatte sie nicht angelogen. Auf merkwürdige Weise war sie erleichtert.
    »Sechshundert Dukaten!«, wiederholte sie erstaunt. »Das heißt, Ihr seid ein reicher Mann.«
    Pfeiffer lachte freudlos auf. »Ich nicht, bloß irgendein Kaufmann, den ich nicht kenne. Wenn es der Kirche gelingt, den Mann ausfindig zu machen, könnte die Spur allerdings direkt zu mir oder zu Ferdinand führen. Man würde uns der Ketzerei beschuldigen, ich wäre meinen Beruf als Arzt los und würde im günstigsten Fall im Gefängnis, im schlimmsten auf dem Scheiterhaufen enden.«
    »Wie kommt die Schrift aus dem Clementinum denn in Eure Hände?«
    Pfeiffer beugte sich näher zu Jana. Sein Gesicht war nur eine Handbreit von ihrem entfernt, sie konnte jede einzelne Sommersprosse sehen. Aber seine Augen sprühten förmlich vor Zorn, weil Jana ihn zwang, über dieses unerfreuliche Kapitel in seinem Leben zu sprechen.
    »Ich habe sie gestohlen. Ihr reist mit einem Dieb«, erwiderte er knapp.
    Jana legte die Stirn in Falten und fasste das Erzählte noch einmal zusammen, um sicherzugehen, nichts falsch verstanden zu haben.
    »Ihr habt ein Manuskript geschrieben, das nichts bedeutet, und es einem Kaufmann untergejubelt, der es an den Kaiser verkauft hat. Und Ihr habt die Schrift aus dem Clementinum gestohlen?«
    Pfeiffer nickte: »Das ist eine sehr gekürzte Version, aber sie stimmt. Und nun werdet Ihr Euch wohl voller Entsetzen darüber, mit einem Fälscher und Dieb unterwegs zu sein, abwenden und mich erneut mit Eurem Schweigen strafen.«
    Jana kniff die Augen zusammen. Dass Pfeiffer das Schriftstück mitgenommen hatte, um sein Leben zu retten, fand sie verständlich. Dass er Pergamentbögen mit sinnentleerten Zeichen beschrieb, erschien ihr befremdlich, aber nicht so schlimm. Jedoch etwas an der Sache irritierte sie. »Wenn Ihr das Pergament gestohlen habt, bedeutet das, Ihr seid ebenfalls aus Prag geflohen.«
    Pfeiffer verzog den Mund.
    »Das ganze Gejammer übers Übernachten im Freien war eine einzige Heuchelei. Ihr hättet selbst nicht in Gasthäusern schlafen können, ohne Gefahr zu laufen, erwischt zu werden.«
    »Das ist alles, was Euch an der Geschichte stört?«, fragte Pfeiffer verwundert und runzelte die Stirn.
    »Ihr habt mich belogen und versucht, mir ein schlechtes Gewissen einzureden«, sagte Jana verärgert.
    »Ich habe nicht gelogen, sondern bloß nicht alles erzählt«, verteidigte sich Pfeiffer und grinste nun wieder schief.
    Jana schnaufte empört, nahm Pfeiffer Maries Zügel aus der Hand, wendete das Pferd und ritt langsam los.
    Dabei sagte sie: »Ihr beschwert Euch über meine Sturheit, aber Eure Arroganz ist ein mindestens ebenso großes Übel. Kommt jetzt, wir müssen zurück, die anderen warten schon auf uns.«
    Pfeiffer zuckte mit den Schultern und folgte ihr. Jana drehte sich nicht noch einmal um und konnte daher seine erleichterte Miene nicht sehen.
    Während der nächsten Tage wich der Arzt Jana aus. Sie hatte den Eindruck, es war ihm unangenehm, ihr seine Jugendsünden gestanden zu haben. Aber sie war ohnehin mit anderen Dingen beschäftigt. Seit dem Gespräch im Wald bemühte Bedrich sich sehr um Jana. Er suchte ständig ihre Nähe und redete ihr die Ohren so lange voll, bis ihr ganz schwindlig wurde.
    Bedrich zauberte aus den Lebensmitteln des Dorfes köstliche Eintöpfe, die er mit frischem Thymian, der am Wegrand wuchs, verfeinerte. Er versuchte Jana in die Geheimnisse der Kochkunst einzuweihen,

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