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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Männern verärgert den Rücken zu und ging zurück zum Lager. Für heute hatte sie von beiden genug.
    Bevor Jana in ihren Wagen kletterte, warf sie einen letzten Blick auf Kasper, der nun friedlich schlief. Dann suchte sie sich einen Platz zwischen luftgetrockneten Würsten und Brot und versuchte einzuschlafen, aber es ging nicht. Die Bilder von Kaspers verletztem Bein, von der merkwürdigen Schrift, von Bedrichs betroffenem Gesicht und Pfeiffers traurigem Blick gingen ihr nicht aus dem Kopf. Es war weit nach Mitternacht, als ihr endlich die Augen zufielen.

9
    München
    » D AS B IER IST WIRKLICH VORZÜGLICH« , sagte Tomek und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Fast so gut wie bei uns in Prag.«
    Jendrik gab seinem Freund recht. Nicht nur das Bier war herrlich, sondern auch der Garten des Gasthauses, in dem sie saßen. Der Wirt hatte einfache Holztische und Bänke unter riesigen Kastanienbäumen aufgestellt und schenkte das köstliche Bier direkt unter freiem Himmel aus.
    »Ich könnte immer noch laut losbrüllen, wenn ich an den verängstigten kleinen Burschen denke. Wie er zitternd vor uns stand und bereitwillig verraten hat, wo Bedrich hinwill.«
    Jendriks hohe Stirn legte sich besorgt in Falten. Er hatte die Ereignisse des Vormittags nicht in so lustiger Erinnerung wie sein Freund. Beim Unterricht im Jesuitenkolleg rutschte ihm zwar hin und wieder die Hand bei einem der Schüler aus und manchmal griff er auch zum Stock. Aber er war es nicht gewohnt, Menschen mit scharfen Waffen zu bedrohen und ihnen so viel Furcht einzujagen, dass sie sich aus Angst in die Hose machten. Als Soldat war Tomek solche Szenen hingegen gewohnt, und er schien sie nicht nur lustig zu finden, sondern sogar richtiggehend zu genießen.
    Kurz nach Sonnenaufgang hatten Tomek und Jendrik die niedrige Wirtshaustür einfach eingetreten und Bedrichs Vater und seine beiden jüngeren Brüder brutal aus dem Schlaf gerissen. In Nachthemden hatten die drei vor ihnen gestanden, zitternd, verwirrt und verängstigt. Tomek gab ihnen keine Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen oder um Hilfe zu rufen. Ohne Vorwarnung schnappte er den jüngsten Sohn, einen kleinen dürren Jungen mit Pickeln im Gesicht, und setzte ihm sein Schwert an die Kehle, dass die Haut aufplatzte und ein feines Rinnsal hellen Bluts über den mageren Hals floss. Dabei schrie er den Vater herrisch an: »Wenn du willst, dass dein Sohn auch morgen noch atmet, dann verrätst du uns schnell, wohin Bedrich, der verdammte Hurenbock, mit Jana gegangen ist.«
    Aber der Wirt schüttelte den Kopf. Es war der Bruder, der schrill und hysterisch »nach Freiburg« schrie und dann weinend flehte: »Bitte, tut Elrich nichts. Er ist noch so jung.«
    »Ja, das ist er«, sagte Tomek und setzte das Schwert noch ein bisschen fester an. Der kleine Elrich winselte vor Schmerzen und vor Angst.
    »Bring uns alle Wertgegenstände und dann erzähl noch mal in Ruhe, was Bedrich in Freiburg will. Sonst kann der Kleine da sich nie wieder anpinkeln.«
    Und während der Junge alles Geld und den Schmuck der verstorbenen Mutter holte, genoss es Tomek sein Schwert so zu halten, dass der Junge den Kopf krampfhaft nach hinten biegen musste, damit die Wunde am Hals nicht noch tiefer wurde.
    Nun verlor auch der Vater den Mut und er verriet, dass Bedrich, Jana und ein Arzt aus Wien sich einer Gruppe von Schauspielern angeschlossen hatten, die nach Freiburg unterwegs waren.
    Erst als alle Münzen, Ketten und Ringe auf dem Tisch lagen, ließ Tomek den Jungen los. Jendrik sammelte die Münzen ein, ließ den Schmuck aber liegen. Er wollte den Jungen nicht die Erinnerungsstücke an die Mutter wegnehmen.
    »Was ist mit den Ketten?«, fragte ihn Tomek, aber Jendrik schüttelte den Kopf und verließ das Haus.
    »So ein Seelchen!«, hatte Tomek gelacht, eine der Ketten achtlos in seine Jackentasche gesteckt und den Rest kurzerhand vom Tisch gefegt.
    Nun presste Jendrik die Augen zusammen und rieb sie, um die Erinnerung zu vertreiben. Er war für Gewalttätigkeit nicht geschaffen, aber er bewunderte seinen Freund dennoch dafür. Am liebsten hätte er sich hinterher in Tomeks starke Arme geworfen, doch das war natürlich undenkbar.
    »Bist du wirklich sicher, dass uns der Wirt nicht die Stadtwache nachschickt?«, fragte er und sah sich nach allen Seiten um, als lauerten die Wachmänner bereits hinter dem Kastanienbaum, um sie ins Stadtgefängnis zu stecken.
    Tomek lachte humorlos auf.
    »Das soll er bloß wagen«, sagte

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