Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
Vom Netzwerk:
an seinem Gesicht. Ohne zu antworten, nickte Tomek, und die Magd hauchte ihm einen Kuss auf die vernarbte Wange.
    »In einer Stunde habe ich Schluss«, sagte sie und lächelte Tomek verheißungsvoll an. Sie zwinkerte auch Jendrik fragend zu, aber der schüttelte empört den Kopf. Sah die Frau denn nicht, dass er eine Ordenstracht trug? Sie zuckte mit den Schultern und ging zum nächsten Tisch. Dabei schwang sie ihre Hüften so aufreizend wie eine Katze, die zufrieden und satt von ihrer Futterschüssel wegschlich.
    »Was du vorhast, ist eklig und die reine Sünde«, sagte Jendrik angewidert.
    Tomek schlug sich auf die Oberschenkel und lachte so laut, dass sich die Gäste an den anderen Tischen zu ihnen umdrehten. »Das ist der bloße Neid, weil du dich als Mönch nicht mit Frauen vergnügen darfst.«
    »Auch du darfst das nur mit deiner Ehefrau und ausschließlich, um Kinder zu zeugen.«
    Wieder lachte Tomek, diesmal so herzhaft, dass ihm Tränen aus den Augen und über die unrasierten Wangen rannen.
    »Hab ich ein Glück, dass mein bester Freund ein Pfaffe ist, der den ganzen Tag für mein Seelenheil betet. Auf diese Weise kann ich mir die eine oder andere Sünde leisten.«
    Jendrik öffnete den Mund und wollte widersprechen, aber dann schwieg er. Er war ganz und gar nicht der tugendhafte Mönch, der er vorgab zu sein. Tomek kannte seine sündigen Gedanken nicht und durfte sie auch nie, nie erfahren. Manchmal hatte Jendrik das Gefühl, dass dies allein schon Strafe genug war, ganz egal, was am Tag des Jüngsten Gerichts folgen würde.
    Freiburg
    A M NÄCHSTEN T AG RITT A NTONIO zurück ins Dorf, um Lebensmittel zu erstehen. Als der Dorfälteste erfuhr, dass sich ein Arzt bei der Truppe befand, wollte er statt Geld lieber dessen Dienste für die Bewohner des Dorfes.
    So kam es, dass Doktor Pfeiffer und Jana sich bereits am Nachmittag wieder auf den Weg ins Dorf machten, um ärztliche Hilfe gegen Speck, Linsen und Brot einzutauschen. Es war nicht weit, aber da Jana beharrlich schwieg, wurde der sanfte Abstieg beschwerlich. Sie war immer noch verärgert über Pfeiffers Geheimniskrämerei. Während sie ihm das wertvolle Buch ihres Vaters anvertraut hatte, verschwieg er ihr absichtlich wichtige Informationen.
    Im Dorf führte der Dorfälteste den Arzt und Jana in seine Hütte, wo ein Mann mit einem eitrigen Zahn bereits auf Hilfe wartete. Pfeiffer zog den Zahn, danach versorgte er die entzündete Wunde einer jungen Frau, die sich mit einem Küchenmesser tief in die Hand geschnitten hatte. Jana behandelte unterdessen einen hartnäckigen Hautausschlag mit einem Aufguss aus Zinnkraut und einer Salbe aus Kamillenextrakt. Auch während der Arbeit sprach sie nur das Notwendigste. Jana hatte keine Lust mehr, freundlich zu Pfeiffer zu sein, wenn er sie hinterging. Dass er sie loswerden wollte, war nichts Neues, aber dass er sein Wissen nicht mit ihr teilte, machte sie so wütend, dass sie selbst über die Heftigkeit ihrer Gefühle staunte.
    Pfeiffer hingegen schien Janas Schweigen zunächst nichts auszumachen, aber je länger die eisige Zurückweisung anhielt, desto öfter sah er sie von der Seite her an. Als sie am frühen Abend wieder zurück zum Lagerplatz ritten und Jana immer noch nicht ihm sprach, platzte er heraus: »Wenn Ihr glaubt, mich mit Eurem Schweigen bestrafen zu können, dann irrt Ihr Euch gewaltig.«
    »Schön«, gab Jana mit gespieltem Gleichmut zurück.
    Erneut herrschte Stille, die nur von den Hufschlägen der Pferde und dem Summen von Insekten, die sich auf der üppigen Blumenwiese zu ihrer Rechten tummelten, unterbrochen wurde.
    Nach einer Weile meinte Pfeiffer: »Wenn ich Euch die Wahrheit über das verdammte Pergament erzähle, werdet Ihr endgültig nicht mehr mit mir reden. Ihr werdet Euch dafür schämen, mich zu kennen.«
    »Das wäre doch die Gelegenheit für Euch. Dann seid Ihr mich ein für alle Mal los.«
    »Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen«, sagte Pfeiffer düster.
    »Ich will selbst entscheiden, was gut für mich ist.«
    Pfeiffer verdrehte die Augen und seufzte. Plötzlich ritt er ganz nah zu Jana, griff ihr in die Zügel und hielt sowohl seinen Hengst als auch Marie an. Er zwang Jana, ihn anzusehen.
    »Dann hört mir jetzt zu. Aber werft mir hinterher nicht vor, ich hätte Euch nicht gewarnt.« Zorn blitzte in seinen Augen auf, aber Jana wich nicht zurück, ganz im Gegenteil, sie wartete gespannt auf seine Erklärung.
    Er sagte: »Das Pergament ist das Ergebnis einer durchzechten

Weitere Kostenlose Bücher